Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
durch und durch ging, dann stieß sie die Türe auf und sprang mit einem eleganten Satz über die Brüstung. Sie rannte, so schnell sie konnte zu der Stelle, wo sie Tas, die Wer-Jaguare und Donerta gesehen hatte, aber die waren mittlerweile verschwunden. Verwundert blickte sich Layla um, konnte aber zu ihrer Verwunderung und Bestürzung keine Spuren finden, obwohl es in dem durchnässten Boden einige davon geben müsste. Hektisch begann sie im Halbkreis um die Stelle herum zu rennen. Trotzdem konnte sie nichts finden. Layla vergrößerte den Halbkreis, aber auch dadurch konnte sie keine Spur finden. Hier war etwas faul, sogar oberfaul, dass war offensichtlich. Nur was? Sie war getäuscht worden. Mit einer Gefangenen konnten sie einfach nicht so schnell verschwinden, ohne überhaupt keine Spur zu hinterlassen. Was war dann passiert? Sie konnten sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Layla wollte gerade zurück zum Boot eilen und die anderen fragen, da sah sie Tas. Sie knurrte auf und rannte in die Richtung. Der mächtige Jaguar drehte sich um und lief davon. Hier an dieser Stelle war der Urwald nicht ganz so dicht und es war genug Platz. Deshalb konnte Layla ihre Geschwindigkeit voll ausspielen, sodass sie der Raubkatze schnell näher kam. Nach nicht einmal 100 Meter ist sie dem Jaguar so nahe, dass sie abspringen konnte. Mit nach vorne gestreckten Krallen sprang sie ab und flog auf die Raubkatze zu. Sie konnte ihn praktisch nicht verfehlen. Siegesgewiss heulte sie auf und flog durch Tas hindurch, oder vielmehr, genau, als sie am Punkt war, ihn zu berühren, verschwand der mächtige Jaguar einfach. Es war, als ob ein Ballon geplatzt wäre. Layla rollte ab, Kamm wieder auf die Füße, und drehte sich hektisch um die eigene Achse. Aber Tas blieb verschwunden. Was war denn das? Es war offensichtlich ein Trugbild gewesen! Jetzt verstand Layla auch, warum sie keine Spuren hatte finden können. Auch hier war nichts. Absolut nichts. Ajllasga und Tas hatten sie also wieder hereingelegt. Es war offenbar höhere Magie, die diese Trugbilder hatten entstehen lassen. Offenbar sollte Layla verunsichert werden.
Da hörte sie plötzlich Naomi schreien. Layla drehte sich um und stürmte in Richtung Boot. Schon von weitem konnte sie die Gestalten sehen, die auf dem Sonnendeck und dem Vordeck standen. Es waren Wer-Jaguare, mindestens 20 Stück. Zwischen ihnen stand Tas und sah Layla entgegen. Er gab mit seinem mächtigen Kopf ein Zeichen und einer der Wer-Jaguare kam nach vorne. Er hatte Ana Maria mit seinen Händen umschlungen und seine scharfen Reißzähne näherten sich drohend der Kehle der geliebten Schwester. Knurrend stand Layla da. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte. Sie wusste, dass sie verloren hatte. Resigniert leitete sie die Rückverwandlung ein. Kaum war sie wieder in ihrer menschlichen Gestalt, da stürmten auch schon drei Wer-Jaguare auf sie zu.
Kapitel 32
Die Entscheidung
Nach der Vereinigung mit Tas merkte Zec’y’Tamar / Ajllasga relativ schnell, welche Macht nun in ihnen steckte. Alle drei Seelen waren zu einer einzigen verschmolzen und zu einem einzigen Bewusstsein geworden. Da der Körper der von Ajllasga war, beschlossen die drei, von nun an als Ajllasga weiterzuleben.
Es war nun alle Macht der Welt in ihnen, was sie jetzt noch brauchten, war ein Volk. Eines, das ihnen voll und ganz ergeben sein würde.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ Ajllasga das Dorf ihrer Kindheit. Ihr Bruder war ihr egal. Der war nur eine elende Missgeburt und je eher er starb, desto besser.
Durch Zec’y’Tamar wusste sie, dass nur einen Tagesmarsch entfernt ein Stamm seine Heimat hatte, der voll aufblühte. Die hatten einen fähigen Häuptling und einen sehr geschickten Schamanen, der Zec’y’Tamar ein paar Mal sehr nahe gekommen war. Für einen Menschen besaß er sehr viel Magie, aber seiner dreifachen Macht wäre auch er hilflos ausgeliefert sein.
Und so kam es, dass dieser Schamane nicht einmal zwei Tage später tot vor Ajllasga lag. Es war sogar noch einfacher gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte. Selbstbewusst ging Ajllasga ins Dorf und forderte die Stelle des Schamanen ein. Der Häuptling wollte ihr diese aber nicht geben. Offenbar hatte er gespürt, dass nichts Gutes in ihr war, dass sie dem Volk nicht helfen wollte, sondern nur sich selbst. Also musste er weg. In der folgenden Nacht ermordete Ajllasga ihn auf möglichst grausame Art. Dann ernannte sie sich selbst zum Häuptling und
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