Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
Donerta, die kurz unterbrochen hatte, sah Layla fragend an. Die machte eine entschuldigende Geste und forderte sie auf, fortzufahren.
„So kam es, dass Ajllasga über Mark schon alles wusste, bevor der überhaupt nach Brasilien kam. Sie musste ihn also nur noch in die Hände bekommen. Leider konnte sie Mark mit ihrem ersten Angriff nicht schocken, der ähnlich abgelaufen ist, wie mit den Papageien bei Euch. Sie hat ihn vielmehr noch neugieriger gemacht. Bevor sie sich versah, war Mark auf dem Weg zu mir hier in Floreanapolis. Gerade noch rechtzeitig bekam sie ihn in die Hände. Über Mark muss sie dann von Dir erfahren haben. Dies war offensichtlich eine noch wesentlich größere Gefahr für sie. Du bist selbst ein magisches Wesen. Eines, das sie noch nicht kennt, eines, das sie nicht einschätzen kann. Jetzt versucht sie erst einmal zu verhindern, dass Du ihr zu nahe kommst, bevor sie weiß, wie sie Dich vernichten kann!“
„Also hat sie Respekt vor mir?“
„Das sicher nicht. Du weißt noch nicht, wie mächtig Ajllasga ist. Sie ist einfach bequem und alle Dinge die sie daran hindern könnten, ihre Kreise uneingeschränkt zu ziehen, sind ihr suspekt. Sie hat keine Angst vor Euch, aber ihr habt sie gestört. Sie mag es nämlich nicht, wenn etwas nicht unter ihrer Kontrolle ist. Und eine Organisation, die gegen Wesen wie sie kämpft, dass war für sie, wie ein tropfender Wasserhahn, wenn man schlafen will. Eigentlich ist es nichts schlimmes, aber es nervt gehörig!“
„Und Du, Du musst sie doch auch mächtig stören!“
„Normalerweise bin ich vor ihren Angriffen so gut wie gefeit, wenn ich selbst ihr nicht in die Quere komme!“
„Und warum?“
„Ajllasga ist meine Mutter!“
Layla blieb vor Schreck der Mund offen stehen. Mit allem hätte sie gerechnet, nur damit nicht. Das sich aufbauende Vertrauen stürzte wie ein Kartenhaus bei einem Erdbeben zusammen. Wie konnte Layla sich sicher sein, dass Donerta ihr wirklich im Kampf gegen ihre eigene Mutter helfen würde?
Abermals schien Donerta ihre Gedanken lesen zu können und fuhr fort:
„Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf. In meiner Familie bin ich es. Ich bevorzuge es eher den Menschen zu helfen, als sie mir untertan zu machen. Meine Mutter hat mich deshalb verstoßen, aber sie lässt mich doch am Leben, eben solange ich ihre Kreise nicht zu sehr störe. Für meine Mutter wäre es ein Leichtes, mich mit einem Wink ihres kleinen Fingers in die tiefste Hölle zu stoßen.“
„Wo kommt Deine Mutter her?“
Donerta setzte gerade zu einer Antwort, als ein greller Schrei die Stille des Hauses durchdringt. Layla sprang auf. Naomi! Im Bruchteil einer Sekunde war Layla an der Ecke, um die Naomi verschwunden ist und blieb, wie vom Donner gerührt stehen. In einem hatte sich Donerta gründlich geirrt. Nämlich dass sie hier nicht angegriffen werden würden. Vor Naomi standen zwei dieser unheimliches Katzenwesen! Sie sahen Naomi bedrohlich an und zeigten ihre scharfen Fangzähne. Ein Angriff stand wohl unmittelbar bevor. Auf jeden Fall hatte Layla nicht die Spur einer Chance, sich in ihre Werwolfgestalt zu verwandeln, bevor diese Monster Naomi in Stücke rissen!
Kapitel 9
Seit dem Tag des Angriffes des feindlichen Stammes und der Rettung von Tas, änderte sich praktisch das ganze Leben des Stammes. Sie hatten einen Schutzheiligen, den sie wie einen Gott anbeteten. Tas genoss diese Ehrerbietung ungemein. Auch brauchte er praktisch nicht mehr zu jagen. Er wurde von den Jägern des Stammes versorgt, die sich jetzt auch wieder vermehrt in den Regenwald trauen konnten. Das war kein Problem mehr, da die Umgebung um das Dorf ja eh Tas’ Revier war.
Sein verletztes Ohr war gut verheilt, auch wenn es praktisch nicht mehr zu gebrauchen war. Es hing immer noch nur an einem Hautfetzen und ließ sich nicht mehr bewegen. Dies störte Tas jedoch nicht wesentlich. Sein Hörsinn war nicht beeinträchtigt worden und er hatte gelernt, auch ohne die Beweglichkeit des Ohres die Richtung von Geräuschen relativ genau zu bestimmen.
*
Auch für Wayrunku hatte sich das Leben mit sehr positiven Auswirkungen geändert. Eine der wenigen Todesopfer des Angriffs war der alte Schamane des Dorfes gewesen, an dessen Stelle jetzt Wayrunku über das Volk wachte. Bisher war sie nur ein Aklla gewesen, als eine auserwählte Frau. Sie war dem Häuptling des Stammes als Geschenk gemacht worden. Dieser war bei einer großen Reise, zu die er aufgebrochen war, bis nach Cuzco, der
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