Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
alt war und sich nicht mehr effektiv gegen die Menschen wehren konnte, waren sie beide die Einzigen, die ihn schützen konnten. Das ganze Leben lang hatte ihr Vater sie gegen die Menschen im Dorf verteidigen müssen. Ihn jetzt in seinen letzten Tagen zu verlassen, war mehr, als nur einfach undankbar. Es war grausam. Und was würde aus ihm, Asha werden? Im Gegensatz zu seiner feinen Schwester, konnte er nicht so einfach davongehen. Wo hätte er auch hingehen sollen? Er war bei den Menschen genauso wenig willkommen, wie bei den Tieren.
Aber Ajllasga ließ sich nicht zum Bleiben überreden. Stolz verkündigte sie eines Tages, dass sie beim nächsten Morgengrauen das Dorf verlassen wolle. Tas sah sie gebrochen an, dann nickte er kaum merklich mit seinem mächtigen Haupt und ging in seine Hütte zurück Am nächsten Morgen, noch bevor Ajllasga endgültig das Dorf verließ, war er tot.
Die Menschen führten einen regelrechten Freudetanz auf. Und wie tief ihr Hass auf Tas gewesen war, zeigt sich nur Minuten später, als eine bewaffneter Trupp Krieger in voller Montur auf Asha zukam. Mit einem oder zwei Menschen wurde Asha spielend fertig, aber ein ganzer Trupp und dann voll bewaffnet, dass war dann doch zu viel. Also drehte sich Asha um und lief um sein Leben. Tief hinein in den Urwald, tief hinein in das Revier seines Vaters.
Dort lernte er ein ganz anderes Leben kennen. Bisher wurde ihm praktisch jeder Wunsch von den Augen abgelesen, jetzt musste er dagegen um alles kämpfen.
Er musste erst lernen, wie man ein Tier jagte und zur Strecke brachte. Er musste lernen, wo man Wasser fand, welche Pflanzen man im Notfall essen konnte, welche man meiden musste. Der größte Schock kam aber, als plötzlich ein anderer Jaguar vor ihm stand und ihn offensichtlich zum Kampf herausfordern wollte. Tas hatte sein Revier schon seit längerer Zeit vernachlässigt. Offenbar hatten dies andere Jaguare gemerkt und wollten jetzt Ansprüche darauf erheben.
Asha wollte nicht kämpfen, aber er wusste, dass wenn er es nicht täte, er nicht lange überleben konnte. Also stellte er sich dem Jaguar. Der Griff ihn auch gleich vehement an und nur seine undurchdringliche Haut verhinderte, dass Asha schon bei diesem ersten Angriff ernsthaft verletzt wurde. Asha schlug zurück, konnte aber nicht einen einzigen Treffer bei dem agilen, schnellen und beweglichen Tier landen. Asha ermüdete schnell und es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis er unterlegen wäre. Da hörte der Jaguar plötzlich auf zu kämpfen. Er stand nur versteinert da, als ob ihm plötzlich der eigene Körper nicht mehr folgte. Asha nutzte diese Chance natürlich sofort aus und tötete den Jaguar mit seinen scharfen Krallen. Dennoch war er am Ende seiner Kraft. Erschöpft legte er sich auf den Boden und schnaufte wild. Der Kampf hatte ihm alle Energie gekostet. Da hörte Asha plötzlich im Kopf die Stimme seiner Schwester:
„Asha, das ist das letzte Mal, dass ich Dir helfe. Jetzt bist Du auf Dich alleine gestellt!“
Aber Asha konnte sich auch in Zukunft nicht an das Leben im Urwald adaptieren. Obwohl es im Revier seines Vaters, das jetzt seines war, von Beutetieren nur so wimmelte, gelang es ihm nur sehr selten, eines zu erwischen. Vor den Pekaris hatte er in der Zwischenzeit eine richtige Panik. Asha war nur noch ein Schatten seiner selbst. Total abgemagert, nervös, ohne Selbstbewusstsein. Er sehnte den Tod regelrecht herbei.
Eines Tages stand dann plötzlich seine Schwester vor ihm. Schön, wie eine Göttin. Sie sah ihn geringschätzig an. Ihr Blick war wie ein Magnet. Er konnte ihm einfach nicht ausweichen. Dann hörte er sie.
„Asha, Du wirst mir ab jetzt untertan sein, als mein Diener. Du wirst tun, was ich Dir sage und mir niemals widersprechen, egal, was ich dir auch auftragen möchte. Dafür wird es Dir dann wieder an nichts fehlen. Du wirst Fressen haben, du wirst ein Zuhause haben und Du wirst wieder gefürchtet werden!“
Asha konnte nur noch müde mit dem Kopf nicken, dann verlor er das Bewusstsein. Ajllasgas Blick war einfach zu viel für ihn gewesen!“
Ab diesem Zeitpunkt war Asha der Sklave von Ajllasga. Der war es gelungen ein neues Dorf zu finden, in dem sie leben konnte. Ein Dorf, wo sie Ajllasga nicht als Tochter des Tas kannten, sondern als eine mächtige Schamanin, deren Kraft niemand anzweifelte. Asha fragte sich, wie ihr dies so schnell gelungen war, konnte aber keine Antwort darauf finden. Das einzige was er herausfinden konnte war, dass sie den
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