Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
vorhergegangenen Schamane in einem Duell getötet hatte.
Die Ankunft von Asha machte ihren Triumph dann komplett. Asha wurde so etwas wie der Leibwächter von Ajllasga. Und dies war auch gut für Asha selbst. Die Leute hatten wirklich wieder Respekt vor ihm. Leider behandelte ihn seine Schwester nicht so gut, wie er es erwartet hätte. Selbst ihm gegenüber benahm sie sich, wie eine Herrscherin. Aber seine anfänglichen Bemühungen gegen sie zu rebellieren, die gab er sehr schnell wieder auf. Er war ihr einfach nicht gewachsen. In keiner Hinsicht. Und ihre Strafen für Unfolgsamkeit waren furchtbar. Also musste er sich seinem Schicksal ergeben.
Die Rolle als Leibwächter spielte Asha allerdings sehr gut. Kein Mensch getraute sich auch nur in die Nähe von Ajllasga. Hier konnte er seinen Vorteil der Jaguar Gene voll ausnutzen. Die Menschen hatte im Kampf überhaupt keine Chance gegen ihn und Asha nützte das voll aus. Er folgte dabei dem Leitsatz seines Vaters, dass nur Menschen, die Angst hatte - große Angst - sich ohne Problem führen ließen. Seine Schwester ließ ihn in dieser Hinsicht schalten und walten, wie er wollte, solange er ihre Gesetze befolgte.
Trotz aller Macht, die Asha damit wieder hatte, war er das einsamste Wesen im Dorf seiner Schwester. Es war klar, dass die Menschen ihn mieden. Er war nur ein Monster für sie. Je mehr die Zeit fortschritt, desto einsamer wurde Asha. Wenn er doch nur eine Vertrauensperson hätte, wie es sein Vater mit Wayrunku gehabt hatte, dachte Asha oft. Nur die gab es ihm ganzen Dorf nicht, obwohl dieses Dorf zehnmal größer war, als das Dorf, wo er geboren worden war. Asha tröstete sich auch nicht in dem Gedanken, dass Tas nach dem Tod von Wayrunku ebenfalls alleine gewesen war. Er war es ja nicht gewesen. Er hatte seine Kinder gehabt. Ajllasga und ihn. Dieser Gedanke fraß sich in Asha regelrecht fest. Wenn ich nur auch Kinder haben könnte. Ich könnte mein eigenes Volk gründen. Ich wäre dann ihr König. Ich wäre dann nicht mehr alleine. Asha steigerte sich immer mehr in diesen Gedanken hinein, bis er fast übermächtig wurde. Er ertrug selbst nicht einmal mehr den Blick auf eine glückliche Mutter mit ihrem Kind und hätte die beiden am liebsten auf der Stelle zerfleischt, wenn er sie zu Gesicht bekam. Eines Tages hielt es Asha dann nicht mehr aus und ging zu Ajllasga. Die sah ihn mit ihren unheimlichen Augen an. Nur diesmal brach Asha nicht sofort unter diesem Blick zusammen. Er schaffte es sogar dem Blick standzuhalten und den Kopf nicht zu senken, als er sagte:
„Ajllasga, ich brauche eine Gefährtin. Ich will eine Familie gründen!“
Ajllasga sah ihn erst ungläubig an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus:
„Schau Dich doch an, Asha. Wo willst Du ein Weibchen finden!“
„Vater hat auch ein Weibchen gefunden!“
„Vater war auch etwas besonders, doch selbst er musste Mutter vergewaltigen!“
„Das kann ich auch!“
Ajllasga wollte offensichtlich diesen Vorschlag zuerst rüde zurückweisen, dann änderten sich aber ihre Gesichtszüge. Sie wurde sehr nachdenklich. Sie ließ Asha einige Minuten warten, ohne zu antworten. Asha fragte sich schon, ob sie vergessen hatte, dass er noch vor ihr stand und wollte trotz der dann drohenden Strafe auf sich aufmerksam machen, als sich Ajllasga wieder zu ihm hinwendet und sagte:
„Warum nicht. Wenn die Kinder so aussehen, wie Du, dann habe ich bald eine richtige Leibgarde!“
Damit war das Gespräch für sie beendet. Kein Wort eine Planung, ja nicht einmal, ob sie es überhaupt ernst meinte. Asha verließ die Hütte seiner Schwester mit einer bohrenden Wut. Wie hatte er nur so dumm sein können? Was hatte er erwartet? Das ihm seine Schwester eine Frau schenkte? Dass sie einer passenden Kandidatin einfach befahl, mit Asha zusammen zu sein? Er hätte seine Schwester doch besser kennen müssen. Für seine Schwester gab es nur sich selbst. Ihren eigenen Vorteil. Andere interessierte sie nicht. Und ganz speziell nicht Asha, der ja nicht weiter war, als ihr Leibeigener, ihr Sklave. So weh es Asha auch tat, er musste sich doch eingestehen, dass er nur Pflichten, aber keine Rechte im Dorf seiner Schwester hatte.
*
Aber wie wenig er seine Schwester wirklich kannte das zeigte sich kurze Zeit später, als Ajllasga zu einer Zusammenkunft des ganzen Dorfes auf dem Hauptplatz aufrief. Das kam nur sehr selten vor. Ajllasga bevorzugte es normalerweise, ihre Befehle und Anordnungen denen Leute zu
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