Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
ihren Lieben. Dafür musste sie aber zuerst Iztel und Mark aus den Klauen der Seelenräuberin befreien.
Layla wendete den Blick und sah Donerta an. Die Frau schlief tief und fest. Sie schien um Jahrzehnte gealtert. Naomi hielt sie immer noch bei der Hand.
Auch Hans war in tiefes Grübeln versunken. Er schien heftigste Probleme damit zu haben, sein neues Bewusstsein zu ordnen. Offenbar war es doch nicht so einfach, ein Bewusstsein zu spalten und Layla hatte fast ein schlechtes Gewissen den beiden gegenüber, obwohl der Vorschlag gar nicht von ihr gekommen war.
Da keiner der vier auf sein wüstes Schimpfen reagierte, stellte es der Fahrer dann letztendlich doch ein und fuhr sie schweigend weiter zum Flughafen. Sie kamen dort gerade noch in der Zeit an.
In der Schalterhalle kurz vor dem Check-in überfiel Layla ein starkes Déjà-vu. Ihre letzten zwei Flüge hatten ja einige Überraschungen der Gegnerin parat gehabt. Konzentriert begann sie, sich wieder nach verdächtigen Personen umzusehen, wobei sie sorgsam darauf achtete, dabei nicht nervös zu wirken.
Doch diesmal schien alles problemlos zu klappen. Kurz später saßen sie im Flugzeug, natürlich nicht ohne dass sich Layla die Besatzung sehr genau angesehen hatte.
Sie hatten gute Plätze circa in der Mitte des Flugzeugs, wobei Hans neben Naomi und Donerta neben Layla saß.
Trotzdem, dass alles bisher reibungslos geklappt hatte, wollte die Anspannung nicht von Layla abfallen. Sie wartete gerade zu auf einen erneuten Angriff der Seelenräuberin. Layla begann zu schwitzen und die Luft im überfüllten, natürlich viel zu engen Flugzeug kam ihr auf einmal schneidend und sauerstoffarm vor. Sie spürte, wie ein klaustrophobischer Anfall ihre Lungen zusammen presste. Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Donerta schien dies trotz ihrer Erschöpfung zu spüren und nahm Laylas Hand in die ihre und tätschelte sie mit der anderen. Fast augenblicklich merkte Layla, wie die Panikattacke, die sie offensichtlich hatte überfallen wollen, wieder abklang. Peinlich berührt schaute sie Donerta an, die sie aber nur wissend anlächelte. Dann sagte die weiße Hexe mit viel Zärtlichkeit in der Stimme:
„Ajllasga wird uns jetzt nicht angreifen. Sie hat zwei Trümpfe in der Hand und weiß, dass Du auf dem Weg in ihr Territorium bist, wo sie Dir einen Kampf zu ihren Konditionen aufdrängen kann. Ich bin mir sicher, dass wir bis Manaus keinen weiteren Angriff erwarten müssen!“
Layla sah Donerta an, konnte aber ihrer Zuversicht nicht ganz folgen. Gut, sie kannte Ajllasga natürlich viel besser als Layla, aber auch Layla hatte ihrer Meinung nach schon ein recht genaues Bild der Gegnerin und war sich fast sicher, dass sie im aufgebauten Druck nicht nachlassen würde. Was hätte sie davon, wenn sie Layla Luft schöpfen und wieder zu Kräften kommen ließ? Wohl nichts. Layla sah Donerta noch einmal genauer an und spürte. Die Frau wollte ihr nur helfen. Sie hatte offenbar gespürt, dass dieser permanente Stress selbst Layla an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht hatte. Offensichtlich wollte Donerta Layla die Chance geben, sich zumindest einige wenige Augenblicke zur Ruhe kommen konnte. Das empfand Layla aber als sehr gefährlich. Was wäre, wenn sie wirklich in ihrer Wachsamkeit nachließe und die Gegnerin genau in dem Moment zuschlug? Da verstand Layla: Donerta wollte selbst über sie wachen! Sie wollte kurz die Last der Verantwortung tragen, während Layla versuchte, wieder zu Kräften zu kommen. Aber die arme Frau war ja selbst am Ende ihrer Kräfte. Wie konnte ihr dann Layla die ganze Last übertragen? Das wäre verantwortungslos und egoistisch. Layla sah Donerta tief in die Augen. Auch diesmal verstand sie die weiße Hexe ohne Worte. Sie drückte Laylas Hand ganz fest und sagte dann:
„Glaube mir, im Moment besteht keine Gefahr. Ruhe Dich wenigstens kurz aus. Es ist wichtig, dass Du zu Kräften kommst. Du hast noch keine Ahnung, was uns im Urwald noch alles erwartet. Dort wirst Du Deine Kräfte gebrauchen.“
„Und was ist, wenn Ajllasga angreift!“
„Dann werde ich es spüren!“
Layla sah Donerta nochmals zweifelnd an. Sie spürte, dass dies nicht ganz die Wahrheit war, dass Donerta wirklich einen Angriff in jedem Fall frühzeitig spüren konnte, aber auf der anderen Seite hatte sie Recht. Layla würde all ihre Kraft bei der bevorstehenden Konfrontation im Dschungel gebrauchen, der wirklich Ajllasgas natürliches Territorium war, während sie dort
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