Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
Das Haus stand auf einem großen Betonfundament und war so gebaut, dass es nicht einmal durch ein extremes Hochwasser überflutet werden konnte. An den Spuren an den Säulen konnte Layla erkennen, wie hoch das Wasser hier stehen konnte. Auch am Bootssteg konnte man gut erkennen, welche große Unterschiede in der Wassertiefe hier zu erwarten waren.
Layla ging hinter das Haus. Hier hatte Felipe einen kleinen Garten angelegt. Im Gegensatz zum Äußeren des Hauses, war dieser sehr wohl gepflegt. Es gab außer allen möglichen Früchten und Gemüsearten auch eine Auswahl von tropischen Blumen, die von fröhlichen Kolibris geradezu umschwärmt waren. Neben dem Garten war eine kleine Weide, auf der Felipe Ziegen hielt. Das war offenbar das Fleisch im Eintopf gewesen. Dahinter begann dann wieder direkt der Dschungel. Es ergab ein idyllisches Bild. Layla ging näher an die Weide heran und wurde plötzlich von einem riesigen Dobermann wütend angebellt. Layla erschrak kurz, weil es sie an das Erlebnis in Zürich erinnerte, aber als sie sah, dass der Hund nicht von der Seelenräuberin beherrscht wurde, näherte sie sich vorsichtig dem Hund. Dieser fletschte die Zähne, griff aber Layla nicht an, obwohl er nicht angebunden war. Layla zeigte ihm ihren Handrücken. Skeptisch roch der Hund daran. Dann schien er zu erkennen, was Layla war und begann freundlich zu winseln. Er schleckte ihr über die Hand. Layla ging zu ihm hin und streichelte ihn freundlich an der Brust. Es war ein prächtiges Tier.
Daraufhin ging Layla einen schmalen Weg entlang, der zwischen dem Garten und der Ziegenweide lag. Dieser Weg endete direkt im Urwald. Die Pflanzen standen dort so eng, dass sich selbst Layla, die mit Sicherheit nicht sehr groß war Mühe hatte, in den Dschungel vorzudringen. Mühevoll arbeitete sie sich circa fünf Meter voran, wobei sie mehr über die Bäume kletterte, als dass sie auf dem Boden lief. Sie wollte gerade aufgeben und umkehren, als sie doch auf einen winzigen, kaum wahrnehmbaren Weg stieß. Langsam ließ sie sich auf den Weg hinunter gleiten. Dort war es, obwohl die Sonne noch voll am Horizont stand finster, wie in tiefster Nacht. Layla sah sich um. Auf der linken Seite konnte sie den Amazonas plätschern hören. Sie vermutete, dass der Weg demnach schon nach wenigen Metern beendet sein würde, also wendete sie sich nach rechts. Vorsichtig ging sie weiter. Sie glaubte zwar nicht, dass sie hier angegriffen werden würde, aber sie wusste auch nicht, welche Tiere es hier gab, die sich von Layla gestört fühlen könnten.
Nach etwa zehn Metern machte der Weg einen leichten Bogen nach rechts. Bisher hatte sie noch kein Tier bemerkt. Was Layla jedoch auffiel war eine fast tödliche Stille. Bisher war aber im Dschungel immer ein unglaublicher Radau zu hören gewesen. Brüllaffen, Aras und wer weiß was sonst noch für Tiere hatten bisher immer für den typischen Hintergrundgeräuschpegel gesorgt. Jetzt war gar nichts zu hören. Das war seltsam. Mit bis auf das Äußerste angespannten Sinnen ging Layla weiter. Dabei versuchte sie, kein Laut zu erzeugen. Wenige Meter später sah sie plötzlich einen Schatten, der sich langsam von Layla wegbewegte. Offensichtlich hatte das Tier Layla noch nicht bemerkt. Vorsichtig folgte Layla dem Schatten. Sollte sie sich vorsorglich in ihre Werwolfgestalt verwandeln? Ihre Sinne wären dann noch tausendmal besser ausgeprägt und sie wäre auch wesentlich besser auf einen Angriff vorbereitet. Die Entscheidung wurde ihr jedoch abgenommen. Der Schatten drehte sich plötzlich um und schaute Layla direkt an. Jetzt konnte Layla auch erkennen, was für ein Tier es war. Es war ein gigantischer Jaguar. Layla kannte sich nicht gut mit Jaguaren aus, aber dieses Tier hatte eher die Größe eines ausgewachsenen Tigers. Er sah Layla bedrohlich an und knurrte deutlich wahrnehmbar. Jetzt würde sich Layla nicht mehr verwandeln können. Langsam nahm Layla Kampfhaltung an. Ob sie jedoch in ihrer menschlichen Gestalt diesem Riesenmonstrum würde standhalten können, das wagte sie zu bezweifeln. Der Jaguar betrachtete sie aufmerksam und ging langsam auf sie zu. Er sah dabei aber nicht aus, als würde er sie angreifen. Vielmehr schien er Layla ganz aufmerksam zu studieren. Was wollte dieses Tier? Auf jeden Fall hatte er keinen Hunger, soviel stand fest. Da sah Layla plötzlich das rechte Ohr, das nur noch an einem Hautfetzen hing. Laylas Augen weiteten sich. Nein, das konnte unmöglich sein. Das konnte unmöglich Tas
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