Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
ganz in Ruhe den nächsten Angriff auf sie vorzubereiten. Der letzte Angriff war wirklich beängstigend gewesen und es hatte nicht viel gefehlt, und Ajllasga hätte ihr Ziel erreicht. Sie hatte durch diese Angriffe sehr viel über Layla gelernt. Sie wusste, dass Layla einem direkten Angriff sehr wohl gewachsen war, also hatte sie diesen Überraschungsangriff eingefädelt. Das beängstigendste war für Layla jedoch, wie dieser Angriff durchgeführt worden war. Es war eine ganz klare Strategie dahinter gewesen. Eine, die Laylas Schwächen brutal auszunutzen versuchte und die Layla permanent unter Druck setzte, dass sie ihre Stärken gar nicht erst hatte ausspielen können. Erst sollten sie die Affen ins Wasser werfen und in Panik bringen, dann sollte sie die Anakonda töten. Gelang dies nicht, war da der Jaguar als back-up. Layla hatte mehr Glück, als Verstand gehabt, dass sie da heil herausgekommen war.
Edu tauchte nach einem weiteren Tauchgang auf und warf den Schraubenschlüssel wütend ins Boot. Dann ging er zum Fallreep und kletterte ins Boot. Fluchend sagte er:
„Es hat keinen Sinn. Hier kann ich es nicht reparieren. Ich habe den betroffenen Motor jetzt ausgeschaltet. Zum Glück haben wir ja noch einen. In circa fünf Kilometern Entfernung, wohnt ein guter Freund von mir. Der hat auch ein kleines Bootshaus. Dort habe ich bessere Chance. Wir werden jedoch sehr vorsichtig fahren müssen. Aber es ist eh schon spät. Wir werden dann dort übernachten.“
Edu sah Laylas besorgtes Gesicht. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte:
„Layla, ich weiß, wir sind unserem Zeitplan etwas hinterher. Ich habe geplant, dass wir jeden Tag bei circa 25 Knoten Geschwindigkeit und circa 5 ½ bis 6 Stunden reiner Fahrtzeit auf circa 250 km pro Tag kommen. Dann wären wir in circa vier Tagen am Ziel. Heute haben wir nur knapp 80 Kilometer geschafft. Ich verspreche Dir, dass ich die fehlende Zeit in den nächsten Tagen wieder einholen werde.“
Layla umarmte den riesigen Mann und gab ihm einen Kuss auf die Wangen, wobei sie sich ganz schön strecken musste. Edu strahlte über das ganze Gesicht und sagte:
„Für einen Werwolf bist Du ganz schön in Ordnung!“
Dann ging er zum Steuerpult und startete den verbliebenen Motor. Deutlich langsamer als bisher fuhren sie weiter, wobei Edu jetzt das Steuer nicht mehr verlassen konnte, da durch den fehlenden Motor das Boot sehr stark abdriftete.
Ana Maria setzte sich wieder zu Layla und nahm wieder ihre Hand. Sie sagte:
„Es ist ganz schön einsam hier. Ich hätte gedacht, dass wesentlich mehr Boote auf dem Amazonas unterwegs sind!“
Layla sah sich um und gab der Schwester Recht. Es war ihr noch nicht aufgefallen, aber sie waren wirklich weit und breit die einzigen Menschen. War dies etwas besonderes, oder plante Ajllasga ihren nächsten Angriff? Sie beschloss, Edu zu fragen. Doch der hatte auch keine befriedigende Antwort:
„Das ist schon recht seltsam. Es kann aber daran liegen, dass jeden Tag die Regenzeit beginnen müsste. Manchmal ist hier wirklich so voll, dass man fast Ampeln installieren möchte. Ich habe aber auch schon erlebt, dass ich hier eine Woche herumgeschippert bin ohne ein einziges Boot zu sehen.“
War es wirklich Laylas beginnende Paranoia, Layla wusste es nicht, aber die Antwort wollte sie überhaupt nicht beruhigen. Layla möchte gerade Donerta suchen, um die ebenfalls nach ihrer Meinung zu fragen, als Edu nach vorne zeigte und sagte:
„Da vorne wohnt mein Freund!“
Layla sah in die angegebene Richtung und konnte einen uralten, schon sehr verwitterten Bootssteg erkennen. Dort war ein altes, verrostetes Boot angebunden. Edu griff nach einem Seil und ließ dreimal das Schiffshorn erklingen. Layla wurde fast taub, so laut war es. Auch die anderen kamen neugierig auf das Vordeck.
Kurz später sahen sie einen Mann auf dem Bootssteg, der ihnen fröhlich zuwinkte. Er führte einen regelrechten Freudentanz auf, was die sechs herzhaft lachen ließ. Überhaupt war der Mann das genaue Gegenteil von Edu. Er war klein und dürr, hatte aber fast so, als ob er beweisen wollte, dass doch ein ganzer Mann in ihm steckte, einen langen, ungepflegten Bart und lange zottelige Haare, die ihm offenbar in großen Teilen schon ausfielen, dass eine lustig anzusehende Halbglatze erschien.
Als sie am Bootssteg ankamen, machte Edu dem Mann ein Zeichen. Der verstand sofort und ging rasch von Bootssteg herunter und wendete sich nach rechts. Dort war in gut 20 Meter
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