Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
sein! Der war schon seit mehr als 500 Jahren tot. Der Jaguar war ihr jetzt ganz nah. Er zog nochmals tief die Luft ein. Vorsichtig ließ Layla den Blick schweifen und suchte verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit. Wegrennen hatte keinen Sinn. In diesem unwegsamen Gelände hätte der riesige Jaguar sie in wenigen Sekunden gestellt. Und das trotz ihrer Werwolf Geschwindigkeit. Blieb nur der Weg senkrecht nach oben. Ein Ast war in Reichweite, wenn sie gut absprang. Sie würde sich aber unmittelbar danach hochziehen müssen. Es blieben ihr im Bestfall Bruchteile von einer Sekunde, bevor der Jaguar ebenfalls springen würde. Wenn sie dann noch in seiner Reichweite wäre, dann wäre sie verloren. Diesem riesigen Monster hatte sie in ihrer menschlichen Gestalt nichts entgegenzusetzen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn als Werwolf würde besiegen könnte. Behutsam, jede schnelle Bewegung vermeidend, machte sich Layla sprungbereit. Langsam zählte sie im Kopf von drei rückwärts, dabei auf jede leichte Bewegung des gigantischen Jaguars achtend, der sie jedoch nur interessiert anstarrte, fast so als wüsste er, was Layla vorhatte. Layla erwartete den Angriff jede Sekunde. Doch als sie in ihrem Count-down bei „eins“ angekommen war, drehte sich der riesige Jaguar plötzlich um und sprang davon, eine ratlose Layla zurücklassend. Warum hatte er sie nicht angegriffen? Das wäre die Chance gewesen. Selbst wenn sie überlebt hätte, wäre es doch sehr, sehr wahrscheinlich gewesen, dass sie schwer verletzt worden wäre. Ratlos blickte Layla dem Tier hinterher, dann ging sie schnell weiter, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Nach circa 50 weiteren Metern stand Layla plötzlich vor dem Bootshaus. Auch dieser Weg war also nur relativ kurz. Layla ging um das Bootshaus herum und ging durch die Türe. Edu und sein Freund waren immer noch damit beschäftigt, die Schiffsschraube zu reparieren. Diesmal schien es besser zu klappen, denn Edu war ganz offensichtlich wieder bester Laune. Sie konnte ihn sogar Witze reißen hören. Witze über Frauen, die Männer normalerweise nur erzählten, wenn keine Frauen in der Nähe waren. Offensichtlich hatten die beiden Layla noch nicht bemerkt. Edu machte gerade einen flotten Spruch über Naomis Körperbau, als Layla dazu trat und sagte:
„Edu, was meinst Du, was dir blüht, wenn ich ihr das sage!“
Die beiden schreckten furchtbar zusammen. An dem typischen „Klong“, gefolgt von einem wilden Fluchen konnte Layla erkennen, dass sich einer der beiden, wahrscheinlich Edu den Kopf angestoßen hatte. Mitleid empfand Layla keines. Geschah ihm Recht.
Hans war nicht mehr bei Ihnen. Offensichtlich war er ins Haus zurückgekehrt. Edu sah Layla konsterniert an, dann sagte er:
„Jesus, Layla, wo kommst Du denn her?“
„Ich bin hinter dem Garten im Urwald auf diesen Weg hier gestoßen!“
Felipe sah Layla mit großen Augen an. Dann hob er den Zeigefinger und begann die Hand wild hin und her zu schütteln, während er jede einzelne Silbe betonend sagte:
„Junge Frau, das ist sehr gefährlich. Da gibt es nämlich wilde Tiere!“
Diese Bemerkung brachte Edu dermaßen zum Lachen, dass ihm die Tränen in die Augen schossen und er sich erst einmal setzen musste. Felipe sah ihn ratlos an, den Finger immer noch warnend gehoben. Dann sagte Edu:
„Wenn Layla in den Urwald geht, muss man sich eher fragen, ob es nicht eher für die Tiere, die ihr begegnen, gefährlich wird.“
Layla sah Edu warnend an. Sie wollte nicht, dass ihr Geheimnis überall ausgeplaudert wurde. Aber Felipe schien die Bemerkung total falsch zu verstehen. Offenbar hatte er immer noch schmutzige Hintergedanken. Auf jeden Fall fing auch er an, laut los zu lachen. Jetzt machte Layla ein verdutztes Gesicht. Offenbar hatten die beiden auch über sie ihre Witzchen gerissen. Layla wollte gar nicht wissen, wie der Inhalt dieser Witze war, weshalb sie sich umdrehte und zurück zum Haus ging. Hinter sich hörte sie immer noch das schallende Gelächter der beiden. Layla war ihnen aber nicht böse. Soviel sie es einschätzen konnte, war das eben die Art, wie die beiden versuchten, mit dem schwierigen Leben im Dschungel klarzukommen. Frauen gab es offenbar nicht viele und die, die sich doch hierher verirrten, die mussten deshalb ausgiebig begutachtet werden. Eigentlich war es schon fast ein Kompliment, dass sie trotz den Schönheiten Naomi und Ana Maria offenbar auch begutachtet worden war.
Kapitel 24
Kurz später kamen
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