die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
sicher, er wird die Heilung hinauszögern, nur um zu sehen, wie ich ihm diene.” Er zuckte mit den Schultern. „Die Strafe wäre weitaus schlimmer, wenn ich es nicht zu deiner Verteidigung getan hätte.”
„Oder was du für meine Verteidigung gehalten hast.” Rhia bewegte sein Kinn hin und her, um seine Wunden zu betrachten. „Elora sollte sich diese Schnitte ansehen.”
„Sie müssen nur gereinigt werden, und dann brauche ich etwas Eis für die Prellungen. Skaris hätte mich umbringen können, wenn er gewollt hätte. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.” Die Sonne versank hinter den Bergen, und Marek verschwand aus ihrem Blick. „Na gut, jetzt ist es schlimmer, als es aussieht, weil man nichts mehr sieht.”
Auf der Trauerfeier suchten sie sich etwas zu essen und kehrten in sein Haus zurück. Um ihr Abendessen hinaufzuziehen, benutzten sie einen Korb an einem Zugseil. Marek hängte ein blaues Tuch von seiner Terrassenbrüstung, um seine Anwesenheit mitzuteilen, wechselte aber dann zur roten Flagge, die „Bitte nicht stören” bedeutete.
Rhia wusch die Schnitte in seinem Gesicht so gründlich, wie sie konnte, aus, da sie sie ja nicht sehen konnte.
„Glaubst du wirklich, Skaris hat Etar umgebracht?”, fragte er sie, als sie ein Stück Eis in ein Tuch wickelte.
„Nicht absichtlich.” Sie tastete vorsichtig nach seinem Kopf, um ihm nicht ins Auge zu stechen, und hielt dann das Eis an seine geschwollene Wange. „Vielleicht hat jemand anders Gift in das Getränk getan und ihn nur servieren lassen.”
„Aber wie sollte diese Person wissen, dass ausgerechnet Etar gerade diesen Becher bekommen würde, es sei denn, er hat Skaris gesagt, welchen er servieren soll?”
„Guter Einwand. Skaris muss es gewusst haben. Aber das ergibt keinen Sinn. Warum sollte er es tun?” Sie half Marek, das Hemd auszuziehen, das sichtbar wurde, sobald es seinen Körper nicht mehr berührte. „Wenn Kerza recht hat und es wegen eines Streits im Rat geschehen ist, dann wird die Eule aus Velekos herausfinden, wer es geplant hat.”
„Aber eine Eule in der zweiten Phase kann nur eine direkte Lüge entdecken, also müssten sie jeden Namen im Dorf durchgehen und dabei mit Ja oder Nein antworten.”
Rhia hielt inne, immer noch sein Hemd in der Hand. „Es sei denn, es war kein Kalindonier.”
„Wer dann?”
„Was, wenn Etar für etwas Wichtigeres als die Ratspolitik gestorben ist?” Sie hielt eine Hand hoch, um ihn davon abzuhalten, sie zu unterbrechen. Ein Gedanke schwirrte ihr im Kopf herum, etwas, das ihr zu dem Zeitpunkt unwichtig erschienen war. „Hast du nicht gesagt, einer deiner Bärenfreunde ist in der Stadt der Nachfahren gewesen? Der dort die Schutzgeister nicht spüren konnte.”
Marek keuchte kurz auf. „Das war Skaris. Er hat ihnen eine Nachricht des Rates überbracht.”
„Vielleicht haben die Nachfahren einen Spion aus ihm gemacht, vielleicht wollte sie an Informationen kommen.”
„Skaris? Kaum möglich. Er gibt zu gern an, um Geheimnisse zu bewahren.” Er nahm das Tuch, um die Schnitte in seiner Seite zu reinigen. „Dein Dorf lebt seit Jahren in Angst vor einem Angriff der Nachfahren. Wahrscheinlich hältst du jedes seltsame Vorkommnis für ein Vorzeichen des Krieges.”
„Die Nachfahren haben jeden Grund, Asermos zu überfallen”, sagte sie, „und keinen, es nicht zu tun.”
„Keinen, außer der Abschlachtung ihrer Truppen. Wenn dein Dorf seine Magie ausspielt, stampft ihr jeden Gegner in Grund und Boden.”
„Wir brauchen Zeit, um unsere Magie abzustimmen. Jemand müsste uns Wochen vorher warnen, dass der Feind im Anmarsch ist.” Sie setzte sich auf den Bettrand. „Ich denke mir das nicht aus. Vor Jahren hatte ich eine Vision. Jemand, den ich kenne, wird in der Schlacht umkommen.”
„Hast du es demjenigen gesagt?”
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist verboten.”
Marek setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. Ein Schatten verdeckte ihre Handfläche. „Wenn ich daran denke, was du als Krähe alles sehen und hören musst, mache ich dir keinen Vorwurf, dass du davonlaufen wolltest.”
Rhia stieß mit dem Zeh gegen das Tuch, das sie für Mareks Wunden benutzt hatte. Es war nicht nur mit Blut, sondern auch mit Schlamm verschmiert. „Du bist in dem Kampf ziemlich dreckig geworden. Soll ich dir Wasser für ein Bad erhitzen?”
„Oh, das wäre ...” Er unterbrach sich. „Nein, das mache ich schon.”
„Du siehst meinetwegen so aus, das ist also das Mindeste, was ich
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