die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
noch einmal an.”
„Bitte.”
Er atmete tief ein. „Ich habe mit ihm darüber gesprochen, dich zu heiraten.”
Eine Welle der Freude überrollte Rhia, und sie wollte ihm die Arme um den Hals werfen und „Ja, ja!” schreien, doch dann wurde ihr klar, dass er noch nicht gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wollte. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als sie sagte: „Warum? Wolltest du seine Erlaubnis?”
Marek wurde blass, weil sie so gar keine Reaktion zeigte, doch er fing sich wieder. „Nein, ich wollte seine Meinung.”
„Zu was?”
„Ob du Ja sagen würdest.”
„Und was war seine Meinung?”
„Sag mir deine Antwort”, sagte er, „und ich verrate dir seine.”
„Stell mir die Frage, und ich sage dir meine Antwort.” Marek lache. „Gibt es irgendein Spiel, das du nicht gewinnen kannst?”
„Wenn das die Frage ist, lautet die Antwort auf jeden Fall nein.” Sie stand auf, als wollte sie gehen.
Er umschlang ihre Taille und zog sie herab zu sich ins weiche Heu. „Halt still, damit ich dich bitten kann, mich zu heiraten.”
„Dann mach schnell.”
Er ergriff ihre Hände. „Rhia, ich will jeden Tag meines Lebens mit dir verbringen. Ich will, dass dein Gesicht das Letzte ist, was ich sehe, ehe ich schlafen gehe, und das Erste, wenn ich aufwache. Wenn du meinst, du kannst mich ertragen, dann sollten wir heiraten.”
Sie sah einfach zu ihm hoch.
„Einander”, fügte er hinzu.
„Ich warte immer noch auf die Frage.”
Er schloss seine linke Hand zu einer Faust und tat so, als stäche er sich einen Dolch ins eigene Herz. Dann wurde er ernst, auch wenn seine Augen immer noch funkelten. „Willst du mich heiraten?”
Sie sah ihm ins Gesicht und dachte, selbst wenn sie siebzig Jahre alt würde und bis zum südlichen Meer reiste, würde sie nie wieder etwas so Schönes erblicken wie Marek im Mondlicht.
J a . “
Er seufzte, anscheinend ebenso vor Erleichterung wie Glück, und küsste sie – erst sanft und dann mit immer mehr Leidenschaft, die sie erwiderte. Behutsam drückte er sie ins Heu und gab dabei acht auf ihre schmerzende Schulter.
Sie legte eine Handfläche an seine Wange, und er drehte den Kopf, um sie zu küssen.
„Ich hebe dich”, sagte sie.
Ein wenig erschrocken öffnete er die Augen. „Das habe ich noch nicht gesagt, oder?”
„Nicht mit Worten.”
„Es tut mir leid.” Langsam legte er sich auf sie, bis jeder Körperteil von ihm jeden Teil von ihr berührte. „Ich liebe dich.”
„Das weiß ich.”
„Und ich sage das nicht nur, weil ich dich so sehr will, dass ich bald in Flammen aufgehe.”
Sie lachte und atmete dann plötzlich scharf ein.
„Was ist?”, fragte er.
Bei dem Gedanken daran, dieses Thema anzuschneiden, schlug ihr Herz schneller. „Als ich Kalindos verlassen habe, hatte ich es sehr eilig.”
„Und?”
„Und ich habe meine Samen der wilden Möhre vergessen. Ich habe sie nicht genommen.”
„Oh.”
Die Stille breitete sich zwischen ihnen aus. „Was sollen wir tun?”, fragte sie ihn.
Er hob ihr Kinn an und küsste sie sanft. „Wie fändest du es, ein Kind zu bekommen?”
Sie gab ihm die einzig ehrliche Antwort. „Ich weiß es nicht. Manchmal fühle ich mich selbst noch wie ein Kind, aber nach allem, was ich durchgemacht habe, komme ich mir manchmal auch eher wie achtzig vor als wie achtzehn.”
„Ich bin froh, dass du nicht achtzig bist.”
„Was ist mit dir?”
Er zögerte, doch als er sprach, zitterte seine Stimme nicht. „Ich weiß, dass ich ein Kind mit dir will, ich will es aufwachsen sehen, während wir gemeinsam alt werden.” Er seufzte und stützte seinen Kopf auf den Arm. „Die Frage ist nur, wann. Wann ist es weniger Furcht einflößend, Vater zu werden? Wenn der Krieg vorbei ist? Wenn das Leben perfekt ist?”
Sie war erleichtert, dass er ebenso unentschlossen war wie sie. „Woher weiß man, wann man bereit ist?”
„Was ist mit deiner Gabe? Kannst du in die nächste Phase übergehen?”
„Kann ich? Ja. Ich habe diese Gaben seit zehn Jahren. Sie sind seit meiner Weihung nur stärker geworden. Aber will ich? Das ist eine andere Frage.” Sie zögerte. „Wenn ich eine Krähe der zweiten Phase werde, muss ich mich weiter ausbilden lassen. Ich müsste zurück nach Kalindos.”
Er runzelte die Stirn. „Und das willst du nicht?”
„Noch nicht.” Sie deutete auf die Scheune um sie herum. „Meine Familie ist hier. Sie brauchen mich. Und ich brauche sie.”
„Mehr als du mich
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