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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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der Nacht daheim.
    Sie kam zu einer Lichtung am Rand der Farm ihrer Familie. Als sie an den Pferdekoppeln vorbei auf die kleine Blockhütte sah, fragte sie sich, wer dort wohnen würde, wenn die Nachfahren Asermos eroberten. Eine plötzliche Bewegung erschreckte sie.
    Etwa hundert Schritte entfernt eilte ein Mann über die Lichtung. Als er Rhia sah, blieb er stehen.
    Es ist wahr, was sie sagen, dachte sie. Zu viel Mondlicht kann einen verrückt werden lassen. Denn der Anblick vor ihr war gleichzeitig vertraut und fremd, wie ein Spiegelbild in einem unruhigen Teich.
    Marek. Im Mondlicht.
    „Rhia!”
    Wie erstarrt sah sie zu, wie er auf sie zurannte. Sie konnte ihn sehen. Es war Nacht, und sie konnte ihn sehen.
    Je näher er kam, desto mehr wurde Rhias Schock zu überschwänglicher Freude. Sie schloss die Lücke zwischen ihnen und warf ihm die Arme um den Hals, ohne auf den Schmerz in ihrer Schulter zu achten. Er wiederholte ihren Namen, als er seinerseits die Arme um sie schlang. Sie schloss die Augen, um seine Stimme zu genießen, aber nur kurz. Dann musste sie ihn ansehen.
    Rhia lehnte sich ein wenig zurück, strich ihm das hellbraune Haar aus der Stirn und sah in sein Gesicht. „Marek, ich kann dich sehen.”
    „Ich kann dich auch sehen.” Er küsste sie mit einem Verlangen, das ebenso heftig war wie ihres.
    Sie löste sich von ihm. „Warum? Warum bist du ...” „Sichtbar? Weil ich zu dir gekommen bin.”
    „Das verstehe ich nicht.”
    „In der Nacht, in der wir aus Kalindos aufgebrochen sind, vor drei Tagen”, sein Atem ging schnell, „ist die Sonne untergegangen, und ich war da. Weil ich gekommen bin, weil ich mein Leben geben würde, um dich zu beschützen. Ich nehme an, Wolf hat entschieden, dass ich endlich würdig bin.”
    Sie umarmte ihn noch einmal fest, dann ließ sie ihn plötzlich los. „Was meinst du damit, ,in der Nacht, in der wir aufgebrochen sind’?”
    „Wir sind hundert. Wir haben uns dem Befehl des Rates widersetzt und sind gekommen.”
    „Hundert?” Fast ein Drittel von Kalindos. „Wo sind sie?” „Sie besprechen sich gerade mit eurem Falken. Coranna ist natürlich mitgekommen und Elora und viele der Katzen und Wölfe in der ersten Phase.” Seine Worte überschlugen sich. „Die anderen Wölfe, die der zweiten Phase, sind bei ihren Familien geblieben. Aber alle von uns Jägern können schießen, wenn auch meist nicht so gut wie Alanka. Sie hat mir übrigens gesagt, wo ich dich heute Nacht finden kann und dass ich mich beeilen soll.”
    Rhia dachte immer noch darüber nach, was die kalindonischen Streitkräfte für ihr Dorf bedeuteten. „Die Nachfahren wissen nichts von Wölfen ...”
    „Dann sind wir eure Geheimwaffe”, erwiderte er grinsend. Sie streichelte seine Wange, die auf der Reise raue Stoppeln bekommen hatte. „Marek, danke. Das könnte unseren Sieg bedeuten.”
    Er zuckte zusammen, als ihre Hand sein linkes Auge berührte. Sie drehte seinen Kopf in Richtung des hellen Mondes. Eine Seite seines Gesichts war geschwollen, und ein tiefer Schnitt hatte die Haut über seiner Augenbraue geteilt.
    Sie trat einen Schritt zurück. „Skaris.”
    Vorsichtig blickte Marek sie an. „Ich bin zu seinem Haus gegangen, um ... mit ihm zu reden. Skaris hat den Wachposten niedergeschlagen, mich überwältigt und sich davongemacht. Ich bin ihm gefolgt, aber er war schneller.”
    „Hast du ihn gefunden?”
    „Am nächsten Tag”, er zögerte, „am Grund einer tiefen Schlucht nahe dem Berg Beros.”
    Sie schluckte, fürchtete sich vor ihrer nächsten Frage. „War es Selbstmord?”
    Er sprach langsam, als müsste er seine Worte mit Bedacht wählen. „Es sah so aus.”
    Sie entschied sich, nicht weiter nachzufragen, denn sie wollte weder Lügen noch die Wahrheit hören.
    Marek schob seine Hände in ihr Haar und küsste sie erneut. „Kannst du mir vergeben?”
    Rhia stockte der Atem. „Was denn?”
    „Dass ich von deiner Seite gewichen bin, um dich zu rächen. Es war dumm. Ich hätte getötet werden können oder verhaftet, dabei hätte ich dir helfen sollen.”
    „Ich verstehe dich.” Sie sah ihm fest in die Augen. „Wenn jemand dir wehtäte, würde ich das Gleiche tun.”
    Sie sagte nicht: Auch ich würde für dich töten, denn damit hätte sie anerkannt, was wahrscheinlich mit Skaris geschehen war, aber sie meinte genau das. Innerlich flehte sie Krähe an, Marek in der kommenden Schlacht nicht zu sich zu nehmen. Wenn sie diesen Mann an den Tod verlor, wäre es der Geist

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