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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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der den Himmel bedeckte, erschwert wurde.
    Der einzige Kalindonier, von dessen Verbleib man nichts wusste, war, soweit sie wusste, Marek. Während einer ihrer kurzen Pausen suchte sie die Waldränder nach einem Lebenszeichen von ihm ab.
    Dann kam ihr Vater mit einer weiteren Ladung Verwundeter. Ohne zu zögern, machte sie sich an die Arbeit. Tod und Schmerz, die sie hier mit ansehen musste, betäubten sie. Ihre Antworten kamen automatisch: Ja, nein, rettet ihn, rettet den hier nicht mehr, es ist zu spät, es ist nicht zu spät. Das Gebet des Ubergangs wurde zum ständigen Hintergrundgeräusch in ihren Gedanken, das nur durch das Aufrauschen von Krähenschwingen übertönt wurde. Es fiel ihr immer leichter, sich vom Anblick der tropfenden roten Stofffetzen, die in der Ecke hochgetürmt lagen, zu lösen, auch vom Gestank nach Blut und Rauch und vom Geräusch der verwundeten Krieger, die nach ihren Müttern riefen.
    Dann, plötzlich, klang das Kampfgebrüll viel zu nah. Sie blickte von dem verletzten Patienten zu ihren Füßen auf und sah eine Kolonne der Nachfahren auf die Bogenschützen zurennen. Ihre Reihen waren weniger als hundert Schritte entfernt. Mehr als zwanzig Soldaten hatten es geschafft, durch die asermonische Verteidigungslinie im Weizenfeld zu brechen. Ein halbes Dutzend Bären und Bärenmarder waren ihnen auf den Fersen, unter ihnen auch Lycas und Nilo, aber sie kamen zu spät.
    Der Bogenschütze, der ganz links außen stand, war überwältigt, ehe er überhaupt reagieren konnte. Der Kampf war dem Krankenzelt so nah, dass Rhia seinen qualvollen Aufschrei hörte. Sie trat an den Rand des Hügels und sah zu, wie sich das Grauen vor ihr ausbreitete.
    Ein Soldat der Nachfahren nahm dem toten Schützen seinen Bogen ab. Er kniete sich auf den Boden. Mehrere seiner Kumpane stellten sich um ihn herum auf, um ihn vor Pfeilen zu schützen, die jetzt aus der Nähe gefeuert wurden. Nach wenigen Augenblicken teilten sie sich ein Stück, und sie sah, wie der Soldat, der immer noch kniete, einen Pfeil ausrichtete, der in etwas Weißes gewickelt war. Ein Nachfahre, der eine Fackel trug, zündete das Ende des Pfeils an.
    Der brennende Pfeil flog direkt auf das Krankenzelt zu. Rhia schrie auf, als er über ihrem Kopf die Luft durchschnitt und auf dem Dach des Zeltes landete, wo er zu kokein begann. Sie rannte zurück zum Zelt, wo die Heiler bereits begonnen hatten, Fässer und Kisten und alles, was sie sonst noch finden konnten, zu stapeln, um das Dach zu erreichen.
    Zusammen mit ihrem Vater und zwei asermonischen Heilern kletterte sie auf den Stapel aus Kisten. Eimer voller Wasser wurden heraufgereicht. An der Spitze der Reihe neben ihr schüttete ihr Vater das Wasser ins Feuer, das schon begann, sich an der Naht des Zeltes hinabzufressen. Wenn es sich noch weiter ausbreitete, fiel das lodernde Dach auf die Patienten und Heilern unter ihnen.
    Gerade hatte Rhia einen leeren Eimer zu der Person herabfallen lassen, die unten wartete, als sie von ihrem höheren Standpunkt aus einen Blick zurück auf den Wall der Schützen warf. Der Krieger war dabei, einen weiteren brennenden Pfeil in ihre Richtung zu schießen, noch während seine Verteidiger dem Angriff der Bärenmarder erlagen.
    „Vater, pass auf!”, rief sie.
    Einen Augenblick ehe der Soldat den Pfeil losließ, schob Lycas seinen letzten Gegner zur Seite und stürzte sich auf ihn. Der Pfeil schoss los, aber nicht auf das ausgemachte Ziel, sondern gerade nach oben. Ehe er seinen höchsten Punkt erreicht hatte, hatte Lycas dem Mann seinen Helm abgerissen und seine Kehle durchtrennt.
    Es dauerte ewig, bis der Pfeil fiel. Wie ein Meteor, dessen heller Schweif flackerte, durchschnitt er die Luft auf seiner todbringenden Mission. Die Nachfahren, abgelenkt vom Fall des Pfeils und ihren Mühen, ihm auszuweichen, wurden für die Schwerter der Bären und die Messer der Bärenmarder zur leichten Beute. Der Pfeil landete im brennenden Feld, ohne Schaden anzurichten.
    Jemand drückte Rhia einen weiteren Eimer in die Hand. Sie reichte ihn an Tereus weiter, der höher kletterte, um die letzten Flammen auf dem Dach zu löschen. Jetzt, da die Gefahr für den Augenblick gebannt war, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Schlacht.
    Wenn Gewalt je als schön beschrieben werden konnte, waren ihre Brüder atemberaubend. Sie kämpften Rücken an Rücken wie ein Mann, stachen zu, wichen aus, wehrten ab und warfen einander immer wieder Waffen aus dem Arsenal zu, das sie sich an

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