die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Hüfte und Brust gebunden hatten. Ihre Messer schienen mit ihren Händen verwachsen wie die langen Klauen der echten Bärenmarder.
Ein Soldat der Nachfahren hieb mit seinem Schwert nach Lycas Beinen, aber die natürliche Rüstung, die der Bärenmarder in seiner zweiten Phase bekam, wehrte den Aufprall des Stahls ab. Rhia schloss die Augen und dankte den Geistern für Mali. In Lycas erster Phase hätte ein solcher Schlag ihn das Bein gekostet. Er lachte über den kläglichen Angriff und entledigte sich des Schwertträgers mit einem Stich in die Kehle.
Alanka hatte einen kleinen Hügel hinter der Mauer erklommen, damit sie die Angreifer besser ins Visier nehmen konnte, doch so war sie ungeschützt. Sie feuerte mehrmals und fasste immer wieder hinter sich, um einen neuen Pfeil zu greifen. Einige Nachfahren lösten sich von der Truppe, um sie anzugreifen. Alanka streckte die ersten zwei nieder, fasste hinter sich ...
... und griff ins Leere.
Als sie sahen, dass Alanka unbewaffnet war, ließ einer der Nachfahren seinen Schild fallen, um schneller rennen zu können. Er kam immer näher, und Alanka stand wie gelähmt da, unfähig, zu begreifen, was es bedeutete, auf einmal Beute zu sein statt Jäger. Dann drehte sie ihren Bogen um, um ihn wie eine Keule zu benutzen, denn es war die einzige Waffe, die ihr blieb. Es würde nicht ausreichen, und sie konnte ihm nicht davonrennen. Rhias Knie drohten unter ihr nachzugeben.
Gerade als der Nachfahre sich sammelte, um die Wolffrau anzuspringen, hielt er inne und kippte nach vorn, als hätten seine Füße sich in einer Falle verfangen. Der Griff eines Wurfmessers ragte ihm aus dem Nacken. In der Nähe der Mauer der Bogenschützen nahm Nilo seinen Arm zurück und brüllte einen Siegesschrei. Alanka schickte ihm ein dankbares Lächeln, doch dann verzerrte sich ihre Miene zu einem Ausdruck des Schreckens.
Rhia sah Nilo an, dessen eigenes Gesicht erstarrt war. „Nein!”, schrie sie und verlor fast das Gleichgewicht. Eine Hand fing sie auf, ehe sie den Stapel aus Kisten hinabfallen konnte.
Als Nilo zusammenbrach, war zu sehen, wie der Nachfahre hinter ihm das Schwert aus seinem Rücken zog. Auch wenn Lycas in die andere Richtung blickte, strauchelte er, als hätte ihn selbst der Schlag getroffen. Langsam drehte er sich um und musste zusehen, wie sein Bruder sich ein letztes Mal gegen den Tod aufbäumte.
39. KAPITEL
E inen Augenblick lang glaube Rhia, Lycas würde sich auf das verbrannte, blutgetränkte Gras neben seinen Zwilling legen und sein Leben aushauchen. Die Erde schien seinen Körper an sich zu ziehen, als wollte sie beide Brüder gemeinsam verschlingen.
Aber er gab nicht auf. Er hielt nur inne und sammelte die kräftigste Quelle seiner Magie in sich: Wut. Rhia wich ein Stück zurück, konnte den Blick jedoch nicht abwenden.
Nilos Mörder hielt auf die Reihe der Bogenschützen zu, als Lycas zehn Schritte in einem Sprung nahm und ihm gegen den Rücken prallte. Sie fielen hin und rollten über den Boden, bis Lycas dem Mann auf der Brust saß. Statt eine Waffe zu ziehen, packte der Bärenmarder den Kopf des Nachfahren zwischen seinen riesigen Händen und drückte zu.
Eine Handfläche legte sich Rhia über die Augen, und ihr Vater sagte sanft: „Wir müssen Nilo helfen.”
Sie drehte sich zu ihm um. „Es ist zu spät.”
„Nicht für seine Seele.”
Rhia, Tereus und die anderen Heiler stiegen den Stapel aus Kisten hinab zu Boden. Tereus holte ein Pony mit leerer Trage und führte es an den Kamm des Hügels. Rhia folgte ihm, auch wenn sie wusste, dass sie besser nicht zusehen sollte.
Lycas, an dessen Händen immer noch das Blut des Mörders seines Bruders klebte, zerfleischte den Rest des immer kleiner werdenden Trupps der Nachfahren. Er stach und schnitt auf jeden ein, der ihm vor die Klinge geriet. Als alle seine Waffen in Feindeskörpern steckten, griff er die noch verbleibenden Soldaten mit Händen und Füßen an, brach ihnen die Hälse und zertrümmerte ihnen die Rippen. Eine Gruppe Bären bewachte ihn, um sicherzugehen, dass ihm nur ein Gegner zurzeit gegenüberstand, auch wenn es schien, als könnte er leicht ein halbes Dutzend von ihnen mit nur einem Schlag zur Strecke bringen.
Schließlich blieben keine Nachfahren mehr zum Töten übrig, denn sie waren alle zurück in die eigenen Reihen geflohen, draußen auf dem Feld, und das Gebiet um die Mauer der Bogenschützen herum war wieder sicher. Rhia und Tereus eilten auf Nilo zu. Sie achteten auf ihre
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