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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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nahm Rhia das Gefäß von den Lippen. „Was für ein Mittel?”
    „Eines, mit dem wir wach und voller Energie bleiben.” Sie drehte sich zu Rhia um. „Wenn wir gewinnen, geht unsere Arbeit noch lang, nachdem die Schlacht vorüber ist, weiter. Wenn wir verlieren”, sie schüttelte den Kopf, „sehnen wir uns vielleicht danach, nicht mehr aufzuwachen.”
    Rhia schüttelte sich. „Ich wünschte, ich wäre da draußen bei den Kriegern. So viele von ihnen werden allein sterben.”
    Elora ließ die Schultern sinken. „Mein ältester Sohn wollte kämpfen, aber er ist erst sechzehn Jahre alt.” Sie hob eine Hand, um Rhias Protest abzuwehren, der nicht kam. „Ich weiß, dass er alt genug ist. Es war selbstsüchtig von mir, ihn zum Bleiben zu zwingen, aber er erinnert mich so sehr an seinen Vater. Ich kann ihn nicht auch noch verlieren.”
    „Deine Söhne sind in Kalindos in Sicherheit.”
    Zweifelnd sah sie Rhia an. „Aber wie lange?”
    Der Himmel wechselte von Schwarz zu dunklem Indigo-blau. „Was, wenn sie heute nicht angreifen?”, fragte sie Elora. „Was, wenn sie sich entschließen, zu warten, bis die Pferde sich erholt haben?”
    „Dann greifen wir sie heute Nacht in ihrem Lager an.” „Warum greifen wir sie nicht schon jetzt an?”
    „Es ist immer einfacher, sich zu verteidigen und dort zu kämpfen, wo man es selbst gewählt hat. Diese Fläche ist gut.”
    „Wissen sie, dass wir auf sie warten? Verrät ihnen die Trägheit der Pferde nicht, dass wir von ihren Plänen wissen?”
    „Sie glauben vielleicht, dass sie krank sind, es sei denn ...” Elora zögerte. „Es sei denn, sie haben Marek gefangen genommen.”
    Rhia wandte sich ab. Er hätte schon längst zurück sein müssen. Sein Bogen wartete neben Alanka auf ihn. Er hatte nur ein Jagdmesser mit auf seine Mission genommen. Es wäre eine schlechte Verteidigung gegen ein Schwert – oder mehrere Dutzend Schwerter -, aber um sich besser anschleichen zu können, wollte er möglichst wenig mit sich führen.
    Nervös rieb sie die Hände aneinander. Jetzt, nachdem sie den Trank genommen hatte, war sie voller Energie. Elora griff nach ihrer Hand. „Ganz ruhig”, sagte sie. „Es wird ihm schon gut gehen.”
    „Das kannst du nicht wissen.”
    „Ich kenne ihn schon sein ganzes Leben. Er überlebt alles.” Rhia sah Elora in die funkelnden grünen Augen, voll von der Wärme der Otter, so wie bei ihrer eigenen Mutter, und versuchte, ihr zu glauben.
    Das Zischen von hundert abgeschossenen Bogen durchbrach die Stille.
    Rhia und Elora traten vor das Krankenzelt, und Coranna, Pirrik und die drei anderen asermonischen Heiler schlössen sich ihnen an. Die Pfeile sausten über das Feld, hoch über die Köpfe der Krieger hinweg, die sich in den Weizen kauerten.
    „Sind sie hier?” Rhia stellte sich auf die Zehenspitzen und bemühte sich, einen Blick auf den nahenden Feind zu erlangen. „Kann jemand etwas sehen?”
    „Ich sollte jetzt rausgehen.” Pirrik griff nach seiner Heilertasche und einem kurzen Schwert.
    „Warte.” Elora hielt ihn zurück. „Warte darauf, dass unsere Krieger angreifen, und bleib weit hinter ihnen.”
    Wieder sangen die Pfeile, dieses Mal einen fernen Chor des Zornes, dessen Schmerz bis an Rhias Ohren drang. Sie wich in den Schatten zurück.
    Der Krieg hatte begonnen.
    Der Himmel hatte sich blassviolett verfärbt, hell genug, um über das Feld sehen zu können, wo der Feind aufmarschierte.
    Marschierte. Nicht ritt.
    „Er hat es geschafft!” Sie klatschte in die Hände wie ein Kind. „Marek hat es vor der Schlacht zu den Pferden geschafft.”
    „Und wo ist er jetzt?”, fragte Pirrik.
    Ein lautes Brüllen erhob sich von der Lichtung hinter dem Weizenfeld. Der Feind preschte vor, direkt auf das Feld zu. Die feindlichen Schwerter glitzerten selbst im schwachen Morgenlicht. Vielleicht dachten sie, die Bogenschützen waren die einzige Verteidigung der Asermonier, und wussten nicht, was sie zwischen den wogenden Ähren erwartete.
    Lichter hüpften zwischen den angreifenden Soldaten auf und ab. „Warum tragen sie Fackeln?”, fragte Rhia. „So können die Bogenschützen sie doch besser sehen.”
    Coranna keuchte auf. „Sie wollen das Feld abbrennen.” „Nein!” Rhia bemühte sich, etwas zu erkennen. „Meine Brüder sind da drinnen.”
    Die Nachfahren hatten jetzt den Rand des Weizens erreicht. Fackeln tauchten ins Korn, und das trockene Gras begann in dem Augenblick zu brennen, als die Asermonier aus ihrem Versteck sprangen und

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