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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Welt am meisten bedeutet hat.”
    „Beim Töten?”, fragte Alanka bitter.
    „Er hat die beschützt, die er liebt.” Rhia strich ihr über die Haare. „Du solltest dich eine Weile ausruhen.”
    „Nein!” Alanka löste sich aus Rhias Umarmung. Ehe jemand sie aufhalten konnte, hatte sie ihren Bogen genommen und war in Richtung der anderen Bogenschützen geflohen.
    Coranna half Rhia dabei, aufzustehen. „Wie fühlst du dich? Kannst du weitermachen?”
    Rhias Knochen fühlten sich leicht an. Ihre Müdigkeit war verflogen. Der Anblick von Nilo, der seinen Frieden gefunden hatte, linderte für den Moment ihre Trauer. Doch Rhia wusste, später würde sie zurückkommen und sie in Stücke reißen.
    Sie kehrte mit Coranna zum Krankenhaus zurück und überließ es Tereus und dem jungen Bärenkrieger, die Leichen von Nilo und einem weiteren gefallenen Krieger auf die Bahre zu heben. Im Umfeld des Gemetzels gab es niemanden, dem die Heiler noch helfen konnten.
    Wasser tropfte vom Zeltdach, als Rhia es betrat, und erinnerte sie daran, sich die Hände zu waschen. Sie goss heißes Wasser aus einem Krug in eine Schüssel. Das schlichte Ritual half ihr dabei, wieder klar zu denken. „Ich kann weitermachen”, sagte sie zu Coranna. „Ich muss.”
    Wie zur Antwort kam eine weitere Bahre an, die voll toter Körper lag.
    Einer von ihnen war Dorius.
    Rhia hielt sich die Augen zu, um diese wahr gewordene Vision auszulöschen. Ein Teil von ihr hatte sich immer gefragt, ob ihre Gaben sie an jenem Tag vor vielen Jahren hinters Licht geführt hatten. Jetzt wusste sie, dass sie klar gesehen hatte.
    Hätte sie seinen Tod verhindern können? Der pochende Schlag ihres Herzens sagte ihr, sie hätte es versuchen sollen. Wenn eine Warnung ihm nur eine kleine Chance verschafft hätte ...
    Eine Hand fasste sie am Arm. Elora lenkte Rhias Aufmerksamkeit auf die ankommende Trage. „Hier sind einige noch am Leben.”
    Sie beeilten sich, den zwei verwundeten Männern zu helfen. Der kalindonische Puma Adrek verzog das Gesicht, als einer der Lehrlinge der Heiler ihm ins Zelt half. Sein Fuß war in einem unnatürlichen Winkel verdreht, aber sonst schien er unverletzt zu sein.
    Erleichtert, dass wenigstens dieser eine Fall so einfach zu richten war, wandte Rhia sich dem anderen Mann zu.
    Alle Geräusche um sie herum schienen zu verstummen.
    Es war Areas.
    „Nein ...”
    Elora riss sein Hemd auf und legte darunter eine klaffende Bauchwunde frei, aus der das Blut quoll. Sein Hals und sein Rücken bogen sich vor Qual. Die Otterfrau presste ihre Hand in die Wunde, und er schrie.
    Rhia hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Ich kann nicht, sagte sie zu Krähe. Dieser Tod wird mich verzehren. Ich hätte lieber überhaupt keine Magie. Es kam keine Antwort außer dem Schlagen von Flügeln, die auf der Stelle schwebten.
    Jemand rief ihren Namen. Sie öffnete die Augen und sah Eloras verzweifeltes Gesicht zu ihr aufblicken.
    „Sag mir schnell”, sagte die Heilerin. „Können wir ihn retten? Ist es zu spät?”
    Rhia begann den Kopf zu schütteln, um zu sagen, dass sie es nicht wusste.
    „Was meinst du?” Eloras Stimme wurde lauter. „Nein, wir können ihn nicht retten, oder nein, es ist noch nicht zu spät?”
    Rhia löste sich von dem Blick der Heilerin und sank neben Areas ins Gras. Jetzt sah er sie, auch wenn sein Blick den Himmel hinter ihrem Gesicht absuchte, als wartete er auf jemand anders.
    „Beeil dich, Rhia”, forderte Elora. „Es kommen noch andere.” „Areas ...”, flüsterte sie. „Geh nicht mit ihm. Dreh dich um.”
    Sein Gesicht sah zu grau aus.
    „Nein.” Sie sprach durch zusammengebissene Zähne zu ihm. „Kämpf gegen ihn an. Bleib bei uns. Lass dich nicht von ihm holen.”
    Jetzt konzentrierte er sich auf sie. „Rhia, wir ... gewinnen.” Seine Stimme verlor sich in einem Stöhnen.
    „Ich weiß, dass es wehtut”, sagte sie. „Krähe kann dir den Schmerz nehmen, aber er kann dich nie mehr zurückbringen.”
    „Es ist so ... warm.” Sein Kopf sank zur Seite, doch sein Blick blieb auf sie gerichtet. „Sag, dass du mich liebst.”
    „Nein!” Sie grub ihm die Fingernägel in den Arm. „Areas, wenn du stirbst, werde ich dich für immer hassen.”
    Einige rasselnde Atemzüge lang sah er sie nur an, als wartete er ab, ob sie einlenkte.
    Krähe schwebte über ihnen.
    Rhia drehte sich zu Elora um. „Rette ihn! Jetzt!”
    Sie sah zu, wie sie Areas ins Zelt trugen, und betete, dass sie ihre Gabe nicht missbraucht hatte.

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