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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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quietschte, als er ihn anhob.
    „Ehe du es merkst”, erwiderte er scherzend, „bist du auf und davon in den Wald zu deiner Weihung.”
    Beim Gedanken daran, die dunklen Wälder zu betreten, musste sie ein Schaudern unterdrücken. „Ich bin zu beschäftigt. Wenn mein Schutzgeist mir meine Gabe verleihen will, kann er sie hierher bringen.”
    „Die Geister verleihen keinem Macht, der sich vor ihnen versteckt.” Er pumpte das Wasser mit langsamem, gleichmäßigem Rhythmus in den Eimer. „Bis auf Maus vielleicht.”
    „Ich bin nicht Maus!” Rhia schleuderte Areas fast den anderen Napf an den Kopf.
    Schützend hielt er sich den Arm vors Gesicht und lachte, doch dann wurde seine Stimme ernst. „Jeder weiß, was du bist.”
    Sie atmete scharf ein. „Sag es nicht.”
    Einen langen Augenblick starrten sie einander an. Jeder weiß es? Sie fragte sich, ob diese stille Ubereinkunft es wahr machte. Leugnen würde den Lauf des Schicksals nicht ändern, genauso wenig, wie man einen Wolf verjagte, indem man ihm den Rücken zukehrte. Aber sie war noch jung und hatte noch Zeit, so zu tun, als wäre ihre Zukunft eine offene Lichtung und kein schmaler Waldweg.
    Rhia kniete sich neben Areas, um ihren Napf auszuwaschen, und scheuerte das Innere dann mit einer Bürste aus Pferdehaar. Wenn sie nur auch ihren Verstand so einfach von verstörenden Gedanken befreien könnte. „Wahrscheinlich gehst du als Erster, weil du älter bist.”
    „Das ist ein Geheimnis, das Vater nicht für sich behält.” Areas setzte sich in der Hocke zurecht und sah auf die fernen Wälder hinaus. „Wenn irgendwer außer Bär in der Nacht im Wald zu mir kommt, sterbe ich vor Schreck.”
    „Hauptsache, du bist kein Bärenmarder. Das sind nutzlose Störenfriede.” Sie warf die Bürste zur Seite und riss mit besonders viel Kraft am Hebel der Pumpe. Ihre älteren Halbbrüder Nilo und Lycas – Zwillings-Bärenmarder – hatten sie, seit sie laufen konnte, gequält, bis zu dem Tag, an dem sie mit sechzehn Jahren in ihr Haus gezogen waren. Da war Rhia elf gewesen. Sie und ihre Eltern hatten sich schnell an den Frieden gewöhnt, den der Weggang ihrer Brüder hinterließ, auch wenn es Zeiten gab, in denen sie vermisste, wie die beiden sie zum Lachen brachten.
    „Wir brauchen Bärenmarder, wenn es je wieder Krieg gibt”, sagte Areas.
    Der Hebel glitt ihr aus den Fingern, und das Metall schepperte in der Stille. Sie sprach, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Auch Bären werden dann gebraucht.”
    Er stieß verächtlich die Luft aus. „Mach dir keine Sorgen um mich. Bären planen Kriege. Wir kämpfen nicht in ihnen.” Auf ihren misstrauischen Blick hin fügte er hinzu: „Normalerweise. Außerdem ist das nicht deine Sorge.”
    „Ist es doch, weil ...” Sie stand auf und wählte ihre Worte mit Bedacht. „Weil so viele Bären und Bärenmarder berufen worden sind. Papa sagt, das ist seltsam. Es bedeutet, der Krieg hält in Asermos Einzug.”
    „Nicht unbedingt.”
    Seine Gleichgültigkeit brachte sie dazu, die Hände zu Fäusten zu ballen. „Die Geister tun alles aus einem bestimmten Grund”, sagte sie. „Wenn niemand jemals krank würde, bräuchten wir keine Heiler, keine Otter und Schildkröten. Wenn niemand Träume hätte, bräuchten wir keine Schwäne -wie Papa -, um sie zu interpretieren. Und wenn es keine Kriege gäbe, bräuchten wir dich nicht. Oder meine blöden Brüder.”
    Areas nahm beide Näpfe hoch und wendete sich dem Hundezwinger zu. „Du machst dir Sorgen um Dinge, die du nicht einmal sehen kannst. Das ergibt keinen Sinn.”
    „Sinn hat damit nichts zu tun.” Sie folgte ihm. „Du weißt, ich habe recht.”
    Er lachte sie über seine Schulter hinweg an. „Du hast immer recht.”
    So zu tun, als würde er sich ergeben, war seine Art, das Thema zu wechseln. Sie dachte scharf über ein unverfängliches Thema nach, war jedoch zu neugierig auf seine baldige Bär-Werdung.
    „Gibt es Bärenklauen, die du als Fetisch tragen kannst?” Sie hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen.
    „Nicht bis wir den nächsten Bären erlegen, und das kann noch Jahre dauern.” Er senkte die Trinkeimer über den Rand des Zwingers. „Bis dahin trage ich eine geschnitzte Klaue.”
    „Macht die dein Vetter Jano für dich? Seine Fetische sind so hübsch.”
    „Sollten sie auch sein. Er ist der Künstler der Familie. Die Spinne, versteht sich.” Areas sah sich um, als wolle er sichergehen, dass sie allein waren. „Darf ich dir etwas zeigen?”
    Sie nickte und

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