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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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gleichmäßig geformt waren. Ziegel? Dahinter lag das Innere des Speers im Dunkeln. Vielleicht weil die Sonne auf der falschen Seite stand? Oder weil es in dem Ding auf jeden Fall dunkel gewesen wäre?
    »Zerbrochen«, flüsterte Rhys heiser. Seltsamerweise übertönte das grässliche Schreien, das ihnen nun schon seit Stunden in den Ohren gellte, die menschlichen Stimmen nicht; Kamala hörte deutlich die Ungläubigkeit in seinem Tonfall. Was immer die Heiligen Hüter sonst an Schäden vorfanden, dieses Ausmaß war ohne Beispiel. »Kein Wunder, dass der Heilige Zorn gestört ist.«
    »Aber Ihr könnt ihn doch wieder in Ordnung bringen?« Als er nicht antwortete, drängte sie: »Das ist doch die Aufgabe der Heiligen Hüter?«
    Er starrte noch länger schweigend auf die Ruine, dann machte er sich mit grimmiger Miene auf den Weg zu dem geborstenen Speer. Sie wollte ihm folgen – sie versuchte es jedenfalls –, aber ihr Körper verweigerte ihr den Gehorsam. Sooft sie versuchte, ein Bein zu heben und einen Schritt zu tun, brach die Macht des Heiligen Zorns wie eine Welle über sie herein, und sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um nicht kehrtzumachen und in blinder Panik zu fliehen. Wenn sie still stand, wenn sie keine Anstalten machte, näher zu treten, war die Wirkung, wenn auch mit Mühe, zu ertragen. Sie zitterte am ganzen Körper, rannte aber trotz alldem nicht davon.
    Wie gebannt beobachtete sie, wie Rhys sich der Säule näherte. Er flüsterte etwas vor sich hin, Gebete vielleicht; Appelle an seine Götter, ihn zu beschützen. Waren sie es nicht, die dieses Ding einst geschaffen hatten? Die Geisterstimmen überschwemmten ihn mit ihren Warnungen, doch er ließ sich nicht aufhalten, er verlangsamte nicht einmal seinen Schritt. Wehrte sein Lyr -Blut die schlimmsten Attacken ab, oder war sein Pflichtbewusstsein einfach stärker als seine Angst?
    Dann hatte er die Säule erreicht und stieg hinauf zum eigentlichen Speer. Der Schaden befand sich an der Seite, er aber kam von vorne; vielleicht glaubte er, dort sei der magische Widerstand am schwächsten. Als er endlich neben der Öffnung niederkniete, um hineinzuschauen, sah Kamala, dass er zitterte, aber sie hätte nicht sagen können, ob vor Angst oder einfach nur, weil sich die körperlichen Strapazen der letzten Tage nun doch bemerkbar machten.
    Plötzlich fuhr er zurück, als hätte er einen Schlag erhalten, und schlang die Arme fest um sich; Krämpfe schüttelten ihn, er schien von einer fremden Macht besessen, die ihn nicht freigeben wollte.
    Minuten vergingen. Die Angst wehte Kamala wie ein rauer Wind ins Gesicht. Rhys hatte seine Haltung nicht verändert, er presste immer noch die Arme an den Oberkörper, als hätte er unerträgliche Schmerzen. Aber er zuckte nicht mehr, sondern stand völlig regungslos da. Diese Starre war unheimlich, unmenschlich. Als wäre er aus demselben Stein gehauen wie das Monument vor ihm.
    Die Zeit verging. Die Sonne wanderte weiter. In Kamalas Kopf kreischten die Stimmen so laut, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    Rhys bewegte sich immer noch nicht.
    Kamala wurde allmählich klar, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Trotz seiner lebenslangen Ausbildung war er auf das, was hier geschah, nicht vorbereitet.
    Sie musste wohl zu ihm gehen.
    Mühsam versuchte sie, einen Schritt nach vorn zu tun, aber es war, als wollte sie gegen einen Hurrikan anrennen. Schwarze Gefühle kamen über die offene Steppe gerast und umfingen sie mit schrillem Geheul. Sie schloss die Augen und richtete mithilfe der Verfahren, die ihr Aethanus so unerbittlich eingedrillt hatte, ihren Geist nach innen, um die Herrschaft über ihren Körper wiederzuerlangen. Geh zurück! , kreischten die Stimmen. Hier lauert der Tod! Mach kehrt und lauf weg. Aber solange Rhys nicht weglief, würde sie es auch nicht tun.
    Sie schloss kurz die Augen und rief sich in Erinnerung, wie er ihre Hand ergriffen hatte. Seine Wärme, die in sie einströmte. Seine Fürsorglichkeit. Nun war die Quelle dieser Wärme dort oben, und sie brauchte ihre Hilfe. Auch das Wissen, nach dem sie auf der Suche war, befand sich dort oben, und er hütete es. Mochten die Stimmen so viele Warnungen schreien, wie sie nur wollten; mochte die Magie dieses Ortes sie mit Illusionen und Schmerzen überfluten! Nichts sollte sie daran hindern, zu ihm zu gehen.
    Beweg dich! , befahl sie sich. Zwang ihre Glieder zum Gehorsam. Langsam und unter Qualen brachte sie ein Bein nach vorne, dann das zweite. Ein

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