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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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aber geschmeidigen Häute konnten ihnen genügend Schutz bieten. Mit der Zeit lernten die Ikati, die Witterung der ursprünglichen Träger zu dulden, und entwickelten sogar ein gewisses Triumphgefühl, wenn sie nach und nach von ihrem eigenen, mächtigen Duft überdeckt wurde: Dann erst waren die Schwachen vollends besiegt.
    Falls die verwaisten Reiter in den Monaten der Gefangenschaft nicht ohnehin schon den Verstand verloren hatten, gab ihnen die Trauer um ihre im Frühlingsrausch umgekommenen Konjunkten den Rest. Einige taumelten wie verletzte Tiere über die blutgetränkten Hänge und heulten so grauenvoll, wie Nyuku es bei einem Menschen niemals für möglich gehalten hätte. Andere zogen den Tod einem Leben mit halber Seele vor und richteten ihre blanken schillernden Messer gegen sich selbst. Nur ganz wenige flüchteten – nicht vollkommen wahnsinnig, aber auch nicht ganz bei Verstand – in das Ödland und schlugen sich dort, außer Sicht der anderen, irgendwie durch, bis das nächste Gelege reif war. Dann – und erst dann – kehrten sie in die Kolonie zurück und versuchten, ein neu geschlüpftes Männchen an sich zu binden. Gelang ihnen das, dann konnten sie geheilt werden. Gelang es ihnen nicht, dann endeten sie wie jedes andere abgewiesene Geschöpf in dieser unwirtlichen Landschaft – als Futter. Das raue Klima des Nordens ließ keine andere Möglichkeit zu.
    Früher war das einmal anders gewesen.
    Früher, so erzählten die ältesten Mitglieder der Kolonie, hatten die Ikati den Himmel der Südlande beherrscht. Die Luft war dort so warm, dass sie am Abend und in der Nacht frei fliegen konnten, ohne dass ihnen die Sonne auf die Schwingen schien. Auch ging die Sonne dort zu jeder Jahreszeit an jedem Morgen auf und erwärmte die Erde. Es gab sogar eine Gegend, wo niemals Schnee fiel – jedenfalls wurde das behauptet – und wo die Herdentiere nach Herzenslust auf den Feldern weiden konnten! Nyuku, der in einer Welt aus Schnee und Eis geboren war, wo die Wärme des Sonnensteins den Lebensraum bestimmte, konnte sich ein solches Land nicht einmal vorstellen. Als ihm die Ältesten zum ersten Mal davon erzählten, hatte er die Geschichte für ein Hirngespinst gehalten. Wie konnte so etwas Wirklichkeit sein?
    Doch dann war er eines Tages mitten im Sommer so viele Tage lang nach Süden geflogen, dass er die geheimnisvolle Barriere, die seine Welt begrenzte, sehen und ihre Macht fühlen konnte. Seine Ikata-Hälfte spürte mit sicherem Instinkt, dass seine Vorfahren tatsächlich von der anderen Seite dieser verfluchten Wand gekommen waren und dass es sein Schicksal war, dorthin zurückzukehren, in eine Welt, die weder Nyuku noch der Ikata je gesehen hatte, nach der sich seither aber alle beide mit jeder Faser ihres vereinten Wesens sehnten.
    Sie war ihr rechtmäßiges Erbe.
    Jetzt. Jetzt. Brennend wie Feuer schoss die Gier des Ikata mit jedem neuen Schwingenschlag durch sein Gemüt. Sie mussten der Sonne folgen. Und zwar jetzt . Der Wunsch war so stark, dass er nicht widerstehen konnte – nicht widerstehen wollte –, und so schrie er den Hexen und Hexern, die diese Barriere einst errichtet hatten, seine Kampfansage entgegen und forderte sie heraus, es mit ihm aufzunehmen. Erbärmliche Feiglinge seien alle, die diesen Streifen so verzaubert hätten, dass kein lebendes Wesen ihn zu überqueren vermochte, um dann selbst in die warmen, freundlichen Gefilde des Südens zurückzukehren und dort behaglich zu leben! Er verfluchte sie mit aller Energie, die er aufbringen konnte, und sein Ikata wurde von seinem Hass beflügelt und steigerte seine Geschwindigkeit. Bald würde er zur anderen Seite durchbrechen, und dann würden diese elenden Memmen aus dem Süden für ihre Tat bezahlen!
    Er wusste sehr wohl, dass andere Mitglieder der Kolonie bereits den gleichen Versuch unternommen hatten und mit eingezogenem Schwanz zurückgekehrt waren. Aber die anderen waren weder in diesem eisigen Land geboren noch in ihrer Jugend von seiner Härte geformt worden. Er würde den Ältesten der Kolonie schon zeigen, wozu ein wahrer Sohn des Eises fähig war. Dann müssten sie jede verächtliche Bemerkung zurücknehmen, die sie ihm jemals entgegengeschleudert hatten. Er würde ihnen beweisen, dass er besser war als jeder von ihnen!
    Immer näher flog der Ikata an die mächtige Barriere heran, seine breiten Schwingen zauberten blaue und violette Lichter auf den Schnee. Aus der Nähe konnte Nyuku die Macht in Wirbeln und Strudeln – den

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