Die Seelenzauberin - 2
es ist?« Nun löste Siderea auch den Halsverschluss des Hemds und ließ es ebenfalls zu Boden fallen. Ihre Haut war von einem satten Kupferbraun, das in dieser Gegend selten war, und von einem feinen, glänzenden Schweißfilm bedeckt: exotisch, unwiderstehlich. Ein paar erlesene Schmuckstücke blitzten an verschiedenen Stellen ihres Körpers und lenkten die Blicke dort hin, wo Siderea sie haben wollte. Sie drehte sich langsam um sich selbst, damit Petrana sie Zoll für Zoll betrachten konnte. »Kein Grund, sich zu schämen.« Lächelnd sah sie ihren Gast wieder an und stellte zufrieden fest, dass Petranas Wangen dunkelrot geworden waren. »Nun seid Ihr an der Reihe.«
Diesmal gehorchte die junge Frau, ohne zu protestieren, als Siderea sie veranlasste, abermals in den Spiegel zu schauen. Die Hexenkönigin trat so dicht heran, dass ihr nackter Körper Petranas Rücken berührte, und griff mit beiden Händen an ihr vorbei, um das Gewand zu öffnen. Petranas Herz schlug so wild, dass Siderea es bis in ihre Fingerspitzen spürte. Das Mädchen ist hungrig , dachte sie. Und zugleich voller Angst. So wurden Frauen, wenn ihnen die Männer ihr Leben lang alle Freuden verwehrten und sie in Unmengen von dicken Stoffen wickelten, als könnten sie damit die natürlichen Triebe abschotten. Angeblich geschah das alles nur zu ihrem Schutz. In Wirklichkeit wurden so starke Spannungen aufgebaut, dass die Frauen jeder Berührung hilflos ausgeliefert waren, während sie sonst Abwehrstrategien hätten entwickeln können.
Ich habe versprochen, dir zu zeigen, wie man die Männer manipuliert , erklärte sie ihrem Gast in Gedanken, während sie den blauen Stoff langsam auseinanderzog. Petrana sah ihrer eigenen Entkleidung mit leicht geöffneten Lippen im Spiegel zu. Sie schien völlig hingerissen. Unter dem dünnen Hemd zeichneten sich auffallend dunkel die Brustspitzen ab, und als Siderea mit den Händen darüber strich, keuchte sie auf. Und das werde ich , versprach die Hexenkönigin und schob Petrana das Gewand über die Hüften, bis es durch sein Gewicht von selbst zu Boden fiel.
Jetzt war nichts mehr zwischen ihnen als Petranas eigenes Hemd, und das lockte mehr, als dass es hinderte. Siderea zog die junge Frau an sich, ließ sie die Wärme ihres Körpers im Rücken spüren und zog an der Schnur, die das Hemd am Hals zusammenhielt. Als das Band endlich herausglitt und die letzte trennende Hülle zu Boden fiel, lehnte sich Petrana mit einem schwachen Seufzer an sie.
Neinneinneinneinnein , klagte die Stimme in Sidereas Kopf.
Wie schön sie war, dachte Siderea und fuhr mit einer Hand, die Hemdschnur zwischen den Fingern, an der Innenseite von Petranas Schenkel entlang. Wie wunderschön. Diese hohen straffen Brüste hatte man nur in der Jugend. Sie zog mit dem Fingernagel Kreise um jede Spitze und hörte, wie sich ihr Gast mit leisem Keuchen der Berührung überließ. Wie reizend. Wie hilflos. Das würde den Männern gefallen. Sie würden scharenweise zu ihr strömen, würden um sie kämpfen und alles aufbieten, um sie zu umwerben. Ein kalter Schauer durchlief Siderea. Auch sie war einmal so jung gewesen. Auch um sie hatten die Männer gekämpft. Und nun … sollte dieses junge Ding ihren Platz einnehmen. Als schöne Marionette.
Ein leises Knurren löste sich aus ihrer Kehle.
Mit einem Mal fand sie den Duft von Petranas erregtem Körper nicht mehr berauschend, sondern abstoßend. Empörend. Siderea spürte, wie ihre Nackenhaare sich sträubten, ihre linke Hand umklammerte krampfhaft die Hemdschnur. Sie hätte diese Frau nicht hierherbringen dürfen. Sie hätte kein anderes Weibchen in ihr Revier lassen dürfen. Sie hätte die Paarungsinstinkte dieses Weibchens nicht wecken dürfen. Jetzt war es zu ihrer Rivalin geworden!
Sie legte einen Arm fest um Petranas Körper und presste sie an sich. Ihr Unterarm drückte hart gegen die Brüste. Die junge Frau keuchte auf, eine Mischung aus Schmerz und Lust. Ja, sie würde den Männern gefallen. Sie war Jungfrau, noch unberührt, ein Vorzug, mit dem Siderea nicht konkurrieren konnte.
Das durfte sie nicht zulassen.
Sie würde es nicht zulassen.
Mit leisem Knurren legte sie beide Hände an Petranas Hals und hielt kurz inne. Ihre Rivalin verwechselte die Geste mit einer neuen Zärtlichkeit und schmiegte sich in ihre Arme. Wie verlockend, die Zähne in die weiche Kehle zu schlagen und sie aufzureißen, bis das warme Blut herausspritzte, während sie in Todesqualen mit den Flügeln schlug …
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