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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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betreten hätten. Immerhin handelte es sich um eine Form von Hexerei. Doch wenigstens war das Kind noch gesund und wohlbehalten. Und nur darauf kam es an.
    Sie schloss wieder die Augen, zwang sich, alles andere auf dieser Welt zu vergessen, und sank in einen friedlichen Schlaf – vielleicht zum letzten Mal für lange Zeit.

Kapitel 27
    Der Himmel glich einer violetten Geschwulst, die dunklen Wolken sahen aus, als könnten sie jeden Moment aufbrechen und ihren eitrigen Inhalt auf die Erde ergießen. Die Luft war geschwängert mit giftigen Düften, einer eigenartigen Mischung aus Fäulnisstoffen, bei der sich Salvator der Magen umdrehte. Wenn er die Augen schloss und sich nur nach dem Geruch richtete, war es ihm, als läge die ganze Erde wie ein aufgedunsener, in Verwesung begriffener Leichnam, der jedes menschliche Maß sprengte, zu seinen Füßen. Das Bild ließ ihn erschauern, und er konnte es nur mit Mühe vermeiden, das üble Gebräu um sein eigenes Erbrochenes zu bereichern.
    Er fragte sich, ob er womöglich gestorben und in eine Zwischenwelt geschickt worden sei, wo sein Gott über ihn richten und ihm den ewigen Lohn oder die ewige Strafe zuteilen mochte. Konnte ein Mensch sterben, ohne es zu merken? Die Antwort kam prompt, und mit ihr kehrte auch die Vernunft zurück: Es ist ein Traum.
    Mit diesem Wissen war der Zustand leichter zu ertragen. Für einen Moment zögerte er noch, doch dann konnte er sogar die Augen öffnen und sich umsehen, ohne von dem Anblick überwältigt zu werden. Er stand auf einem Berg ohne jegliche Vegetation, und vor ihm ging es steil hinab in eine tiefe Schlucht. Ganz unten, wo in feuchteren Jahreszeiten wahrscheinlich ein Bach geflossen war, marschierte eine Kolonne von Männern. Die Soldaten sahen verbissen über die Gerippe hinweg, die immer wieder vor ihren Füßen auftauchten, und wollten sich nicht eingestehen, dass es zum Teil menschliche Überreste waren. Salvator sah, wie ein Mann auf einen langen Oberschenkelknochen trat und ihn entzweibrach. Er stockte nicht einmal, und sein Hintermann trat seinerseits auf die Bruchstücke und bohrte sie achtlos in die Erde.
    Was war das für ein Ort?
    »Der Königspass.« Die weiche Frauenstimme durchteilte die stinkenden Winde wie ein Messer. »Die Streitkräfte von Corialanus marschieren nach Norden.«
    Er drehte sich um. Hinter ihm stand Königin Siderea in einem Gewand aus amethystfarbener Seide, das ihr wie eine zweite Haut am Körper klebte. Von ihren Schultern flatterten Chiffonbänder wie die Flügel einer Libelle. Ihre Arme waren nackt, die Brüste kaum bedeckt, und ihre kupferbraune Haut leuchtete vor der öden Landschaft wie das letzte Feuer eines Sonnenuntergangs.
    »Ihr habt mir diesen Traum geschickt«, sagte er. Die Vorstellung kränkte ihn, doch zugleich erschien sie ihm reizvoll.
    Die vollen Lippen formten ein Lächeln; tief in ihren Augen glitzerte heimliche Belustigung. »Eine Vision, König Salvator. Kein Traum.«
    »Wo liegt der Unterschied?«
    Sie wies mit einem langen, schlanken Arm über die Schlucht; vom Handgelenk bis zur Schulter blitzten goldene Armbänder. »Was Ihr hier seht, ist Wirklichkeit, nur Hunderte von Meilen von Eurem Lager entfernt. Ich habe lediglich Eure Sehkraft mit meiner eigenen ergänzt, sodass Ihr das Geschehen aus der Ferne beobachten könnt.«
    Seine Stimme wurde unwillkürlich schärfer. »Ohne mich zu fragen?«
    Eine schmale, makellos gezupfte Augenbraue wölbte sich nach oben. »Das Geschenk einer Verbündeten, mein König. Was solltet Ihr dagegen einzuwenden haben?«
    Wieder schaute er in die Schlucht hinab. Ein Fluss hatte sie tief in den Fels eingeschnitten, und sie schlängelte sich in so vielen Windungen dahin, dass sie sich unweit seines Standorts auf beiden Seiten seinem Blick entzog und er weder die Spitze der Soldatenkolonne sehen noch abschätzen konnte, wo ihr Ende war. Doch der Teil, der sich vor ihm befand, war lang genug, um auf einen größeren Feldzug schließen zu lassen. Hunderte von Männern, vielleicht sogar Tausende?
    Er spürte, wie die Hexenkönigin von hinten an ihn herantrat. Sie kam ihm nahe, sehr nahe. Er spürte die Wärme ihres Körpers im Rücken, obwohl sie ihn nicht berührte. Seine Männlichkeit regte sich.
    »Sie sind auf dem Weg ins Großkönigreich«, flüsterte sie. Ihr heißer Atem streifte sein Ohr. »Sie wissen, dass Ihr abgelenkt seid und Euer Blick sich derzeit anderswohin richtet.«
    »Das sind gefährliche Unterstellungen.« Wie viel wusste

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