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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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alles verschlingende Hitze hineinschaffte. Leises Lustgewimmer drang an sein Ohr, und er küsste ihr jeden Laut wie ein Rasender von den Lippen. Er fürchtete nicht, ihr wehzutun, denn er ahnte irgendwo in jenen Urtiefen seines Ichs, die sie aufgeschlossen hatte, dass sie ebenso stark war wie er selbst. Würdige Verbündete, ebenbürtig in ihrer Leidenschaft. Sie verdienten einander! Anders als die schwachen Kreaturen aus Corialanus, die da unten marschierten und sich als Menschen ausgaben. Ungeziefer waren sie alle, spielten sich als Wölfe auf, krochen aber über sein Land wie die Ratten und glaubten, er bemerke es nicht. Er würde es ihnen schon zeigen. Und wie er es ihnen zeigen würde! Sein Mannesstolz füllte seine Adern mit heißer Glut, bis sie zu zerspringen drohten. Er riss die Hexenkönigin an sich, und mit jeder neuen Welle der Lust strömten neue Bilder in sein Bewusstsein. Seine Heerscharen warteten am Nordende des Königspasses. Sie überrumpelten den Feind. Die Berge schwammen im Blut. Er verteidigte seine Herrschaft. Sein Land! Sein Reich! Kein Mensch sollte ihm nehmen, was rechtmäßig sein war! Kein Feind würde es wagen, ihn noch einmal anzugreifen, wenn Corialanus erst den Preis für seine Auflehnung bezahlt hatte!
    (dieser bittere Geschmack auf seinen Lippen – wie sonderbar)
    Er hatte seine Stärke kundgetan!
    (dieser üble Geruch unter dem berauschenden Parfüm)
    Seine Herrschaft war gesichert!
    (diese glitschige Kälte unter der Hitze)
    Er wusste, dass etwas nicht stimmte, aber er konnte nicht aufhören, konnte die Bestie nicht zügeln, die seinen Körper in ihrer Gewalt hatte. Die Frau schrie auf, als er endlich kam, nicht vor Lust, sondern triumphierend, und während noch Wellen schier unerträglicher Lust durch seinen Leib jagten, spürte er, wie ihre Hexenkünste sich seiner bemächtigten. Etwas Kaltes, Feuchtes verhieß den archaisch-tierhaften Regionen seines Gehirns ungeahnte Freuden, wenn sie sich ihrem Willen unterwarfen, und suchte all die Zonen abzuwürgen, die das Geschehen infrage stellen könnten. Als sich sein wild pochendes Herz wieder beruhigte, stieß er die Hexenkönigin von sich. Er wusste nicht genau, was hier nicht stimmte, er wusste nur mit sicherem Instinkt – mit dem Instinkt eines Menschen –, dass er sich mit aller Kraft zur Wehr setzen musste.
    Diese Kälte in ihren Augen, seit auch die letzte Illusion daraus verschwunden war! Schwarze Edelsteine, ohne Iris, ohne Weiß. Das Seidengewand hatte einen ungesunden aalartigen Glanz angenommen, die weiten Chiffonärmel knatterten und flatterten wie Flügel im Wind. Und da war auch wieder dieser Geruch! Er ging nicht mehr nur vom Himmel und von der Erde aus, sie selbst schien ihn zu verströmen wie ein abscheuliches Duftwasser. Auch er hatte es an sich. Es durchtränkte sein Samtgewand und war über seinen Unterleib verteilt. Sein ganzer Körper stank danach.
    »Du hast keine Macht über mich.« Er legte seine ganze Kraft in die Worte, brachte aber nur ein Flüstern zustande. »Ich lasse nicht zu, dass du Macht über mich gewinnst!«
    »Salvator. Geliebter Salvator.« Sie wollte ihm über die Wange streichen, aber er wich zurück. Sein Widerstand schien sie zu überraschen. Wusste sie denn nicht, dass er sie durchschaute? Dass er sich irgendwie von ihrem Zauber befreit hatte und sie so sah, wie sie wirklich war? Kein Mensch mehr, sondern ein fremdes, durch und durch böses Geschöpf, von dem sich jede Faser seiner Seele abgestoßen fühlte? »Das hast nicht du zu entscheiden. Begreifst du denn nicht? Die alten Triebe sind zu stark, du kommst nicht gegen sie an. Spürst du nicht, wie es in dir siedet? Du hast sie viel zu lange unterdrückt. Mein armer Mönch«, raunte sie. Sie hielt diesen Tonfall wohl für verführerisch, aber seine Sinne waren nun geschärft für ihre Verderbtheit, und er hörte den Widerhall einer unheilvollen Macht darin. »Vergiss die Nordgrenze«, hauchte sie ihm in die Halsgrube. »Die wahre Gefahr lauert hier, am Königspass. Noch ist Zeit, die Truppen umzulenken …« Die Worte drangen ihm durch die Poren und legten sich um seine Seele. Das Denken fiel ihm schwer. Er konnte sich kaum noch erinnern, warum Alkal so wichtig war …
    Nein!
    Er riss sich los. Er musste seine ganze Kraft dafür aufwenden, und anfangs wollten ihm seine Beine nicht gehorchen. Ihre Zauber zerrissen wie morsche Seide, als er sich dagegenstemmte, und das Gewebe ihres gemeinsamen Traums löste sich auf. Am Himmel

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