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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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der Name, den ich in dieser Gegend verwende. Der einzige, unter dem andere in Eurer Gegenwart von mir sprechen werden.«
    »Nun gut.« Sie gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Mein Name dürfte Euch ja bekannt sein.«
    »Gewiss, edle Königin. Ich kenne Euren Namen, Euren Titel, Eure Geschichte – Letztere natürlich nur, soweit irgendjemand das von sich behaupten kann – und Eure … Lage .«
    Ob er wohl hören konnte, wie laut ihr Herz schlug? Sie musste sich eisern beherrschen, um keine Miene zu verziehen. Vielleicht hat dir dieser Fremde gar nichts zu bieten, was irgendwie von Wert wäre , ermahnte sie sich. Vielleicht will er nichts anderes, als eine Königin mit leeren Versprechungen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Gib nichts preis, solange er dir nicht beweisen kann, dass mehr in ihm steckt. »Um so viel zu wissen, müsst Ihr schon sehr gute Beziehungen zu den Magistern haben.«
    »Nicht jeder fragt die Magister um Erlaubnis, wenn er pissen gehen will, Majestät.«
    Sie hätte an der vulgären Bemerkung Anstoß genommen, wenn sie nicht so genau zu ihrer derzeitigen Stimmung gepasst hätte. »Dann habt Ihr Hexen und Hexer in Euren Diensten?«
    »Nein, edle Königin. Keine Hexen.«
    »Wer sonst kann Geheimnisse zutage fördern, die niemals laut ausgesprochen wurden? Und gar noch eine Lösung dafür anbieten?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Könnte es sein, dass Ihr mich doch nicht ganz so gründlich durchschaut, wie Ihr behauptet?«
    Seine schwarzen Augen wurden schmal. »Auf dieser Welt besitzen nicht nur Magister und Hexen übernatürliche Kräfte«, bemerkte er. »Andere Mächte halten sich im Schatten und zeigen sich gewöhnlichen Männern – und Frauen – nur selten.«
    »Und Ihr behauptet, zu einer solchen Macht Zugang zu haben?«
    »So ist es.«
    »Und Ihr bietet mir an, Euch bei ihr für mich zu verwenden?«
    »Nein, edle Königin.« Wieder spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Doch es war kalt wie bei einem Reptil, ohne jede Herzlichkeit. »Wir – ich und meine Verbündeten – bieten Euch an, sie zu beherrschen. Ganz allein.«
    Sie wandte sich kurz ab, um ihre Züge in den Griff zu bekommen. Auf einem Tisch an der Wand lagen einige Lederfolianten; sie schlug einen der Bände auf, starrte auf die illustrierten Seiten, ohne sie wahrzunehmen, und versuchte, dieses schier unglaubliche Angebot zu verarbeiten. Dass ausgerechnet in diesem Moment eine Welle körperlicher Schwäche über sie hereinbrach, machte die Sache nicht leichter. Sie musste ihre gesamte Willenskraft aufbieten, um auf den Beinen zu bleiben und nicht zu schwanken. Die Schwäche verging so schnell, wie sie gekommen war, aber sie hatte die Warnung verstanden: Die Frist, die ihr noch blieb, war knapp bemessen.
    »Ihr seid offenbar sehr sicher, dass diese … Macht … auch mir von Nutzen sein kann.«
    Sie hörte seine Schritte hinter sich. Er kam näher, zu nahe. Sie spürte ihn wie einen kalten Luftzug im Rücken und bekam eine Gänsehaut. »Mit ihrer Hilfe könnt Ihr Euer Leben über die Spanne hinaus verlängern, die gewöhnlichen Morati zugemessen ist«, sagte er ruhig. »Sie wird Euch die Lebenskraft ersetzen, die Eure Hexenkünste Euch entzogen haben. Ihr könnt so leben wie die Magister, ohne die Fesseln der Sterblichkeit. Ist es nicht genau das, wonach Ihr strebt?«
    Um Zeit zu gewinnen und ihre Gedanken zu ordnen, starrte sie weiter auf die kunstvoll gestaltete Seite und fuhr versonnen mit den Fingern über die glatte Oberfläche des Blattgolds. Sie wünschte sich so sehr, noch die Kraft für eine letzte Hexerei zu haben! Mit einem einzigen Funken Seelenfeuer könnte sie die wahren Absichten dieses Mannes ergründen und Wahrheit und Lüge trennen. Aber sie wagte es nicht. Schon jetzt war ihre Lebenszeit nahezu aufgebraucht; sie konnte keine einzige Stunde mehr entbehren – nicht einmal dafür !
    Und das weiß er , schoss es ihr durch den Sinn. Wenn er meine Lage tatsächlich so genau kennt, dann weiß er auch, dass ich nur noch meine menschlichen Sinne einsetzen kann, um ihn zu prüfen. Er kann mich hemmungslos belügen.
    Aber wenn er nun doch nicht log? Wenn es wirklich eine andere Macht in der Welt gab, die weder Zauberei noch Hexerei war und ihr helfen konnte? Eine berauschende Vorstellung – wenn auch unwahrscheinlich. Andererseits hatte sie keine andere Wahl mehr, sie musste jede Möglichkeit, die man ihr bot, zumindest prüfen.
    Sie drehte sich wieder um und sah ihn an. Wahrscheinlich war er

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