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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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sprach mit ruhiger, fester Stimme, wie jemand, der sich seiner eigenen Autorität sicher war und es nicht nötig hatte, sich durch Lautstärke oder eine derbe Ausdrucksweise zu beweisen. »Und niemanden, den wir dem Sieger anbieten könnten. Warum? Weil die Mädchen, die man uns schickt, so schwach sind, dass für jedes lebende Kind, das eine von ihnen gebiert, fünf weitere im Mutterschoß absterben. Und die Überlebenden sind zu schüchtern, um den Ikati zu gefallen. Auf diese Weise haben wir bereits ein halbes Dutzend Kandidaten verloren. Sollen es noch mehr werden?« Er betrachtete den Jungen wie ein Stück Robbenfleisch. »Der hier ist kräftig und fast alt genug, um fruchtbaren Samen liefern zu können. Vielleicht kann er unser Erbgut stärken.«
    »Die Eisgeborenen sind Futter«, murrte der Rotschopf. »Sie taugen zu nichts anderem.«
    Das Gesicht des Bärtigen wurde dunkelrot vor Zorn; er trat im Kreis einen Schritt nach vorne, und seine Ausstrahlung war so stark, dass der Junge unwillkürlich zurückwich, um ihm Platz zu machen. »Ist das deine Kolonie?«, fuhr er den Rotschopf an. Seine Stimme war nicht laut, aber unerwartet kraftvoll, und sie erfüllte die ganze Höhle. »Nein! Sie ist mein . Aber wenn du mit mir um die Führung kämpfen willst …« Er drehte sich langsam um sich selbst, sodass einer der Männer nach dem anderen seinem Blick standhalten musste; Nyuku spürte ein Knistern wie von einem Blitz in der Luft, sooft ein Mann ihn ansah und dann die Augen niederschlug. »… dann sage es freiheraus. Wenn nicht, dann halte deinen Mund .«
    Die Welt schien stillzustehen. Zu warten. Der Junge hielt den Atem an. Irgendwo – Tausende von Meilen entfernt, so schien es – stieß einer der Götter einen Schrei aus. Aber keiner der anderen Götter antwortete auf die Herausforderung, und wenig später war klar, dass auch die Männer in der Höhle diesem Mann nicht antworten würden.
    Der Rotschopf war der Letzte, der sich abwandte. »Wenn du meinst«, murrte er. Ungezügelter Hass klang aus seiner Stimme, die Verbitterung eines Hundes, der vom Würgehalsband gezwungen wird, bei Fuß zu gehen.
    »So ist es.«
    Der Rotschopf zog mit hörbarem Zischen den Atem ein, und die Muskeln in seinen Beinen zuckten, als mache er sich für einen Kampf bereit. In der Höhle und draußen war es totenstill, während sich die beiden Männer mit Blicken maßen. Dann war der Moment vorüber. Der Rotschopf atmete aus und nickte steif. Der Bärtige sah von einem zum anderen und machte deutlich, dass er auch weitere Auseinandersetzungen nicht scheuen würde, sollte noch jemand an seinem Führungsanspruch zweifeln. Doch welche Macht die beiden Männer auch fast so weit getrieben hätte, dass sie aufeinander losgingen, sie hatte sich verflüchtigt.
    Nyuku nahm einen zittrigen Atemzug, als der Anführer der Gottesreiter sich ihm zuwandte. Er spürte, was nun erforderlich war, und senkte den Blick wie ein Hund in Gegenwart seines Herrn. Doch sein Herz pochte in wildem Trotz. Eines Tages werde ich derjenige sein, der diese Männer befehligt , gelobte er sich. Und dann werden sie alle den Blick vor mir senken … auch du.
    »Wir mussten uns alle bewähren«, erklärte ihm der Anführer. »Wir kamen freiwillig hierher und entschieden uns aus freien Stücken, hierzubleiben und unser Menschsein aufzugeben. Das gefiel den Göttern, in ihren Augen hatten wir uns damit das Recht erworben, unter ihnen zu weilen. Doch die Söhne, die wir seither für sie zeugen, werden nicht auf die Probe gestellt. Sie werden in ihr Schicksal hineingeboren, sie wählen es nicht aus freien Stücken, deshalb nehmen die Götter sie nicht an.«
    Dann trat er unvermittelt auf Nyuku zu, fasste in sein Haar und riss ihm den Kopf nach hinten, bis ihre Blicke sich begegneten; die Augen des Mannes waren schwarz und schrecklich, den Augen einer Bestie ähnlicher als denen eines Menschen. Alles in Nyuku schrie danach, zurückzuweichen, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien, auch wenn es ihn die Hälfte seiner Kopfhaut kostete, um zu beweisen, dass er nicht so leicht einzuschüchtern sei, aber er hielt still, obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, denn er ahnte, welcher Art diese Prüfung war. Die anderen hatten sich diesem Mann unterworfen. Wenn er das auch tat, würden sie ihn nicht in ihre Reihen aufnehmen. So viel stand fest.
    Lange Zeit starrte ihm der Bärtige in die Augen. Endlich stieß er ihn so heftig zurück, dass er über den scharfkantigen Kies

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