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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mithören.
    Hyperion
war noch nicht gefechtsklar. Bolitho überließ es Herrick und den einzelnen Kommandanten, sich in der ihnen angemessenen Zeit vorzubereiten.
Hyperions
Besatzung nahm schnell noch eine letzte Mahlzeit ein. Es überstieg Bolithos Verständnis, daß der Durchschnittsseemann vor dem Gefecht überhaupt noch etwas essen konnte.
    Keen sagte: »Wenn die Dons sich weiter so nähern, wird keiner von uns die Luvseite halten können. Es sieht so aus, als liefen unsere Kurse zusammen.« Seine Augen waren dunkel vor Konzentration, als er sich die noch fernen Schiffe vorstellte. Ein Tag später, und der Feind wäre unbemerkt an ihnen vorbeigelaufen und hätte im Schutz der spanischen Küste Gibraltar erreichen können.
    Bolitho entgegnete: »Ich muß ihnen die Luvseite wegnehmen.
    Andernfalls werden sie uns im Kampf Schiff gegen Schiff vernichten.« Keen pflichtete ihm bei, und beide sahen im Geiste, wie Bolithos Plan Gestalt gewann. »Wir bleiben bis zum letzten Augenblick zusammen. Dann ändern wir den Kurs nach Steuerbord und bilden zwei Kolonnen. Herrick weiß, was er zu tun hat. Seine Schiffe sind die kürzere Linie, aber das tut nichts zur Sache. Wenn wir erst einmal im Nahkampfstehen, können wir den Feind vielleicht aufsplittern.«
    Ozzard kam mit Rock und Hut.
    Keen protestierte gegen die auffallende Uniform. Er zeigte auf das goldene Gehänge mit der Nilmedaille, das Bolitho um den Hals trug. »Ich kenne Ihre Gewohnheiten, Sir Richard. Aber das heißt, das Unheil herauszufordern.«
    Allday trat durch die andere Tür und langte nach dem alten Degen. Beiläufig bemerkte er: »Mit allem Respekt, Käpt’n Keen, Sie verschwenden nur Ihre Zeit.«
    Keen und Allday sahen einander an. Allday entsann sich besser als jeder andere, wie Bolitho an Bord der kämpfenden Phalarope bei den Samtes die große Uniform getragen hatte, ein gutes Ziel für jeden Scharfschützen. Aber er wollte, daß die Männer ihn sahen. Allday wußte, es war unmöglich, ihm das auszureden.
    Bolitho glitt in die Ärmel und wartete auf Ozzard, der sich auf die Zehen stellte und die glitzernden Epauletten mit den zwei Silbersternen anpaßte.
    »Dies wird keine Schlacht, bei der man probeweise seine Kräfte testet, Val. Wir dürfen nicht einmal daran denken, sie möglicherweise zu verlieren. Der Sieg ist lebenswichtig, nehmt das zur Kenntnis.«
    Keen lächelte schwach. »Ich weiß es.«
    Ein Ruf vom Masttopp. Ein Leutnant kam vom Achterdeck gerannt und blickte Bolitho an. »Des Ersten Leutnants Respekt, Sir, und …«
    Es fiel ihm schwer, die Augen von der Uniform des Vizeadmirals loszureißen und auf Keen zu richten. »Der Ausguck im Großmast meldet soeben: Feind in Sicht, steuert Südwest.«
    Keen blickte Bolitho erwartungsvoll an. Der nickte. »Signal an alle: Feind in Sicht.« Dann winkte er Ozzard. »Räum die Kajüte aus. Der Bootsmann und seine Leute warten schon, um die Möbel ins Orlopdeck zu bringen.« Er legte ihm die Hand auf die knochige Schulter. »Geh mit ihm. Und keine Heldentaten heute.« Als Ozzard ihn trübsinnig ansah, fügte er hinzu: »Ich weiß nicht, was dich quält, aber ich werde es in Ordnung bringen. Verlaß dich drauf.«
    Als Ozzard anfing, einige kleinere Gegenstände zu verstauen, unterbrach ihn Bolitho. »Nein, das nicht!« Er nahm Ozzard Catherines Fächer aus der Hand und steckte ihn in seine Rocktasche. »Nur eine Kleinigkeit, Val, aber es ist alles, was ich von ihr besitze.«
    Allday folgte ihnen beim Verlassen der Kajüte. Noch einmal hielt er inne, den alten Degen in der Hand, und blickte zurück in den Raum, den er so gut kannte. Würde er ihn wiedersehen? Ihre Chancen standen schlecht, aber das war nichts Neues; wenigstens waren ihre Gegner Spanier. Allday hätte am liebsten ausgespuckt. Sogar die Franzosen kämpften besser. Er warf einen letzten Blick in die Runde und berührte dabei seine Brust an der Stelle, wo ihn die spanische Klinge verletzt hatte.
    Die Kajüte war schon leergeräumt. Er drehte sich um, ärgerlich über seinen Trübsinn; aber es sah so aus, als würde sie für immer leer bleiben.
    Draußen ging Bolitho zur Reling und nahm sich ein Fernglas vom ältesten Fähnrich. Dann musterte er ihn und die anderen Offiziere. Alle hatten sie ihre besten Uniformen angezogen. Er nickte ihnen anerkennend zu.
    Als er das Fernglas ans Auge führte, hatte er fast sofort die Segel der
Tybalt
im Okular. Dann schwenkte er es weiter und sah die dunklen Unterbrechungen des sonst glatten Horizonts.

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