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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Geschwader erhalten andere Stationen zugewiesen. In dem Artikel, den sie gelesen hat …«
    Herrick grinste kalt. »Verdammter Unsinn, Mann! Sir Richard und ich haben diese Parolen des Küstenklatsches unser Leben lang gehört. Der Tag, an dem wir …«
    Der Ausguck schrie: »An Deck! Signal vom Flaggschiff!«
    Ein Dutzend Fernrohre hoben sich zugleich, und der Signalmeister rief: »An alle, Sir! Sichten
Tybalt
im Norden!« Gossage zischte den Wachoffizier an: »Warum, in drei Teufels Namen, haben
die
sie zuerst gesehen?«
    Herrick lächelte schwach. »Bestätigen.« Dem Ersten Leutnant rief er zu: »Schicken Sie einen guten Meistersgehilfen nach oben, Mr. O’Shea!«
    Der Leutnant sah erst noch seinen Kommandanten an, aber Herrick blaffte dazwischen: »Nun machen Sie schon!«
    Die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging er davon. Er hatte sich nie an den Rang eines Flaggoffiziers gewöhnt, hatte ihn nicht einmal erwartet, ungeachtet der schmeichelhaften Dinge, die Dulcie ihm ständig sagte. Im Herzen würde er immer ein Kapitän bleiben und es nicht anderen überlassen, seine Pläne auszuführen.
    Die ganze Schlachtlinie der acht Schiffe würde nun von Spekulationen schwirren. Herrick dachte an die abwesende
Absolute.
Da hatte er trotz allem richtig gehandelt. Noch so ein Sturm wie der letzte, und das arme, verrottete Schiff wäre sicherlich untergegangen. Aber daß Bolitho seine Entscheidung nicht gelten ließ, wurmte ihn doch. Er nahm sein eigenes Fernrohr, das neueste und teuerste, das Dulcie hatte finden können, und richtete es auf die nachfolgenden Schiffe. Sie bildeten eine perfekte Formation, die Wimpel an ihren Mastspitzen züngelten wie Schlangen, das Sonnenlicht strich über das Schachbrettmuster ihrer Stückpforten.
    Abermals hallte ein Ruf von oben: »
Tybalt
in Sicht, Sir!«
    Herrick kletterte auf die Steuerbord-Poopleiter und stützte sein schönes Fernrohr auf. Er konnte die Bramsegel der Fregatte eben ausmachen. Rosa umrändert und zart wie die Schäfchenwolken, standen sie auf dem messerscharfen, tiefblauen Horizont. Noch immer kein Anzeichen für Regen. Vielleicht würde sich Bolitho endlich doch entschließen und einige Schiffe auf die Suche nach Frischwasser schicken.
    Er sah winzige Farbtupfer über die Segelpyramiden der Fregatte steigen: Signale. Herrick blinzelte; seine Sehschärfe war auch nicht mehr so gut wie früher, obwohl er das niemals zugegeben hätte. Er dachte an Bolithos Qual, als er ihm seine Augenverletzung offenbart hatte. Er war aus mehreren Gründen mit sich unzufrieden, nicht zuletzt deshalb, weil er versagt hatte, als Bolitho seine volle Unterstützung brauchte.
    Herricks Flaggleutnant, ein ranker junger Mann namens De Broux, rief: »Von
Tybalt,
Sir!«
    Herrick wartete ungeduldig. Der Flaggleutnant hatte ihm nie gefallen, er war zu weich, hatte sogar einen französischen Namen. Ahnungslos sagte De Broux: »Fremdes Segel in Nordost!«
    Schon kam die nächste Meldung: »Vom Flaggschiff, Sir! An alle: mehr Segel setzen.«
    Herrick sah den Bestätigungswimpel nach oben fliegen.
    Gossage rief: »Toppgasten aufentern, Mr. O’Shea! Reffbändsel los!«
    Der Konteradmiral hob das Fernrohr und stieg zwei Stufen höher. Dulcie war so stolz gewesen, als sie das teure Teleskop für ihn gekauft hatte, noch dazu von einem der besten Instrumentenmacher in London. Sein Herz sank, als er sich erinnerte, daß sie mit Belinda dorthin gegangen war.
    De Broux schrie plötzlich:
»Tybalt
an Flaggschiff, Sir!« Dann wurde er unsicher und stotterte: »Schätzungsweise zwölf Linienschiffe!«
    Herrick stieg wieder aufs Achterdeck hinunter. Er wußte selbst nicht zu sagen, wie ihm zumute war. Lahmte ihn das letzte Signal, oder nahm er es als schicksalhaft und unausweichlich hin?
    Gossage starrte ihn offenen Mundes an und wollte gerade sprechen, als De Broux verzweifelt rief: »Signal an alle, Sir! Klar zum Gefecht!«
    Herrick reagierte so gelassen auf Gossages Fassungslosigkeit, daß es ihn selbst erstaunte. Kühl fragte er: »Nun, Kapitän Gossage, wie gefallen Ihnen unsere Zukunftsaussichten?«

In der Stunde der Gefahr
    Bolitho streckte die Arme aus und versuchte seine Ungeduld zu zügeln, als Ozzard ihm flink die weiße Weste zuknöpfte. Bei ihrem Wassermangel kam es ihm ungewohnt vor, von Kopf bis Fuß in sauberer Kleidung zu stecken. Über Ozzards Schulter hinweg sah er Kapitän Keen am anderen Ende der Kajüte stehen und die Befehle und Antworten auf dem Oberdeck

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