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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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lungerte bei den Booten herum, den breitkrempigen Hut vor dem Sonnenglast tief in die Stirn gezogen. Auch er würde sich jetzt an den Felsen erinnern. Bolitho sah ihn eine Hand zur Brust fuhren und eine Grimasse schneiden. Dabei schaute er sich argwöhnisch um, ob es einer gemerkt hatte. Er litt ständig Schmerzen. Außerdem dachte er wohl an seinen Sohn, an die Wirtstochter in Falmouth, ans letzte Gefecht, ans nächste.
    Allday fühlte, daß Bolitho ihn beobachtete, und drehte sich nach ihm um. Ein kurzer, verständnisvoller Blickwechsel, als erriete er Bolithos Gedanken. Wie an jenem grauen Morgen, als er Catherine verließ. Allday hatte ihn erwartet, die Finger in den Mund gesteckt und mit einem schrillen Pfiff, der jede Bootsmannspfeife übertönte, ein Boot herangerufen.
    Beim Abschied hatte Bolitho Catherine zu überreden versucht, London zu meiden, bis sie den Sturm gemeinsam durchstehen konnten. Aber sie war unnachgiebig geblieben, denn sie wollte Somervell treffen, um ihm die Wahrheit zu sagen. Als er sich um ihre Sicherheit besorgt zeigte, hatte sie ihr perlendes, unbefangenes Lachen losgelassen, das er so gut kannte. »Es gibt keine Liebe zwischen uns, Richard, was du auch annehmen magst. Ich wollte die Sicherheit einer Ehe, und Lacey brauchte mich als Rückhalt, als Alibi.«
    Es tat weh, seinen Vornamen aus ihrem Mund zu hören. Er sah sie wieder vor sich wie am letzten Abend, ihre erregenden Augen, ihre hohen Backenknochen, und spürte ihr unglaubliches Vertrauen. Jenours Schritte schreckten ihn auf. Der Flaggleutnant harrte seiner Befehle. Auf dem blauen Wasser tanzte eine Brigg, die der Felsenfestung mit flatternden Signalen Einzelheiten über das herankommende Geschwader mitteilte. Vielleicht lag auch eine Nachricht von Catherine vor? Er hatte ihren einzigen Brief immer wieder gelesen, bis er ihn auswendig kannte.
    Solch eine beeindruckende, lebenssprühende Frau … Somervell war verrückt, wenn er nicht um ihre Liebe kämpfte. In einer Nacht, in der sie im Mondlicht beieinander gelegen hatten, erzählte sie ihm einiges aus ihrer Vergangenheit. Er wußte schon von ihrer ersten Ehe mit einem englischen Glücksritter, der bei einer Prügelei in Spanien umgekommen war. Damals war sie nichts anderes als ein junges, in London aufgewachsenes Mädchen gewesen. »Und zwar in einem Stadtteil aufgewachsen, den dir vorzustellen du nicht wagen würdest, lieber Richard!« Sie hatte gelacht und sich an seine Schultern gekuschelt, aber er hatte Traurigkeit in ihrer Stimme gehört. Schon mit vierzehn hatte sie auf der Bühne gestanden – und von dort war es ein langer harter Weg bis zur Frau des Generalinspekteurs von Westindien. Später hatte ihr Luis Pareja geholfen, der getötet wurde, als Bolitho ihr Schiff als Prise kaperte und es dann gegen Piraten verteidigen mußte.
    Pareja war doppelt so alt gewesen wie sie, aber sie hatte sehr an ihm gehangen, vor allem wegen seiner Sanftmut und Güte. Er hatte sie auch gut versorgt, obgleich sie nicht ahnte, daß sie mehr besaß als die Juwelen, die sie trug, als Bolitho in ihr Leben platzte. Ihre erste Begegnung glich einer Explosion, bei der sie all ihre Verzweiflung und Wut förmlich ausspuckte. Danach war es schwer zu ergründen, wann sich das alles in ebenso leidenschaftliche Liebe verwandelt hatte.
    Bolitho richtete sein Teleskop auf die Brigg. Brachte sie ihm Neuigkeiten?
    Catherine hatte jenes Schauspiel versäumt, das anzusehen sie sich geschworen hatte: die Hinrichtung der Piraten. Fast das letzte, was Bolitho erblickte, als
Hyperion
English Harbour verließ, war eine Reihe grausiger Galgen mit ihren von der Sonne gedörrten Überresten – als Warnung für andere.
    Vorn, an der Steuerbordseite, stand Parris. Er wollte sicherstellen, daß niemand an Land auch nur den kleinsten Fehler an ihrem Ankermanöver finden konnte. In Antigua war Parris mit einer Arbeitsgruppe an Land gegangen, um Catherines Gepäck auf das Postschiff zu befördern. Sie hatte an Bolithos Arm zugeschaut, wie die Seeleute die einzelnen Stücke zur Anlegebrücke brachten.
    Plötzlich sagte sie: »Ich mag den Mann nicht.«
    Bolitho war überrascht. »Er ist ein guter Offizier und tapfer dazu. Was gefällt dir nicht an ihm?«
    Sie hatte mit den Achseln gezuckt. »Er macht mich schaudern.« Dann hatte sie sich beeilt, das Thema zu wechseln.
    Bolitho betrachtete den Ersten Leutnant nachdenklich. Wie leicht brachte er einen Matrosen zum Grinsen und beeindruckte er einen Fähnrich. Vielleicht

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