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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erinnerte er Catherine an jemanden in ihrer Vergangenheit? Es war ebenso leicht, sich Parris als Glücksritter vorzustellen.
    Jenour bemerkte: »Ich bin zum erstenmal in Gibraltar, Sir Richard.«
    Bolitho nickte. »Ich war ein oder zweimal heilfroh, als ich den Felsen nach rauher Überfahrt sichtete.«
    Kapitän Haven rief: »Kursänderung zwei Strich nach Backbord!«
    Bolitho schoß ein Gedanke durch den Kopf. Hatte Catherine in Parris instinktiv das erkannt, was Haven ihm offensichtlich vorwarf? Er zog seine Uhr aus der Tasche, während die Seeleute an Brassen und Fallen eilten.
    »Signal an alle – in Kiellinie wenden!«
    Die auf dem Sprung stehenden Fähnriche wühlten in einer Menge Fahnentuch, indes ihre Gehilfen schnell wie der Blitz die Flaggen anknüpften.
    »Verstanden, Sir!«
    Haven grollte: »Wird auch Zeit, verdammt!«
    Jenour sagte bedächtig: »Ich bin auf unsere Befehle neugierig.«
    Der Admiral lächelte. »Sie nicht allein, Stephen. Entweder geht es nach Norden in die Biskaya, zur verfluchten Blockade von Brest und Lorient, oder wir müssen uns Nelson im Mittelmeer anschließen. Die Würfel fallen hier, so oder so.«
    Bolitho beschattete seine Augen und verfolgte die Manöver der anderen, die für die letzte Strecke zum Ankerplatz Segel kürzten. Hinter der
Obdurate
lief ein weiterer Veteran, die
Crusader.
Fünfundzwanzig Jahre alt, hatte sie wie die meisten Schiffe dritter Klasse viele Male Pulver gerochen. Bolitho war ihr vor Toulon und in Westindien begegnet, bei dem französischen Invasionsversuch in Irland und in der feuerspeienden Schlachtlinie vor dem Nil.
    Redoutable
und
Capricious
rundeten das Geschwader ab. Letztere wurde von Kapitän William Merrye geführt, dessen Großvater ein schändlicher Schmuggler gewesen war. Die Vierundsiebziger bildeten das Rückgrat der Flotte, jeder Flotte. Bolitho blickte zu seiner Flagge am Vormast empor. Sie stand dort gut und richtig.
    Dann kam die langgezogene Zeremonie des Salutschießens, vom Felsen wiederholt, was die Reede teilweise in Rauch hüllte und die Echos wie eine zusätzliche Beleidigung nach Algeciras hinüberschallen ließ. Ein Wachboot mit einer übergroßen Flagge lag bewegungslos an der Stelle, wo sie ankern sollten. Dabei fiel Bolitho wieder das spanische Wachboot vor La Guaira ein, wie es unter dem Steven des Schoners zerbrochen war.
    »Klar bei Anker!«
    Für den Zuschauer an Land mußten sie ein schöner und vertrauter Anblick sein, dachte Bolitho: die in den Wind drehenden Riesen, alle Leinwand bis auf Marssegel und Klüver aufgegeit.
    »An die Marssegelgordings! Vorwärts, Leute, bewegt euch!«
    »Ruder hart über!«
    Bolitho ballte unwillkürlich die Fäuste, als Parris den erhobenen Arm senkte. »Laß fallen Anker!«
    Der große Anker klatschte ins Wasser, während oben die Segel wie von einer einzigen Hand an den Rahen eingerollt wurden. Auch die anderen Schiffe gewannen Halt an ihren Ankertrossen, wobei sich jeder Kommandant um einen perfekten Abstand zum Flaggschiff bemühte. Nach langer Wartezeit auf See, einer von den Bootsmannsgehilfen und Decksoffizieren immer wieder unterdrückten Ungeduld wurden nun die ersten Boote ausgesetzt.
    »Gig nähert sich von Land, Sir!«
    Das kleine Fahrzeug arbeitete sich gekonnt durch die leichte Dünung: ein erster Kontakt.
    »Ich gehe nach achtern, Mr. Jenour.« In Havens Gegenwart drückte sich Bolitho immer förmlich aus. »Sobald sie …«
    Er verhielt, als der Quartermaster das uralte Frage- und Antwortspiel begann und rief: »Boot ahoi?« Von der Gig kam es zurück:
»Firefly!«
    Jenour sagte erstaunt: »Schon Kommandantenbesuch, Sir Richard?«
    Doch auf Bolithos Gesicht stand Erleichterung und noch etwas mehr. Er entgegnete: »Ich will den Kommandanten der
Firefly
persönlich begrüßen.«
    Der junge Commander sprang beinahe mit einem Purzelbaum an Bord. Diejenigen, die keine Ahnung hatten – und woher sollten sie auch? – sahen mit großen Augen, wie der Admiral einen jungen Offizier umarmte, der auf den ersten Blick sein Bruder hätte sein können. Bolitho packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn leicht. »Adam, von allen Menschen ausgerechnet du!«
    Commander Adam Bolitho, Kommandant der Brigg
Firefly,
grinste vor Freude über das ganze sonnverbrannte Gesicht. Alles, was er sagen konnte, war: »Na, Onkel?«
    Bolitho stand mitten in seiner Kajüte, während Yovell und Jenour den Sack mit Depeschen und Briefen entleerten, den Adam Bolitho von Land mitgebracht hatte.
    Adam

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