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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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befürchtest. Aber ich sage dir, ich tue es nicht aus Mitleid. Es ist Liebe, wie ich sie noch nie für einen anderen Mann empfunden habe.«
    Als er das Bändchen aufknüpfte und sie zu entkleiden begann, breitete sie die Arme wie eine Gekreuzigte auf dem Bett aus. Bolitho fühlte sein Blut im Kopf brausen, während er ihre Brüste entblößte.
    Er hielt den Atem an. »Wer hat dir das angetan?«
    Ihre rechte Schulter war blaugrün verfärbt, eine der schlimmsten Prellungen, die er je gesehen hatte. Aber sie griff nach ihm und zog seinen Mund zu sich herunter. Ihr Atem ging so heftig wie seiner. »Eine Braune Bess tritt eben nach hinten aus wie ein Maulesel«, keuchte sie.
    Sie mußte sich mit einer Muskete gegen die Piraten verteidigt haben. So wie sie vorhin fast die Pistole abgefeuert hätte.
    Ihr Kuß nahm kein Ende, es war, als wollten sie mit einem Mal alles Versäumte nachholen. Er hörte sie aufstöhnen, als er ihr den Umhang über die Hüften streifte, sah ihre geballten Fäuste, als er sie berührte. Da legte er die Hand über ihre Scham, als wolle er das Verlangen noch verlängern.
    Sie beobachtete ihn, als er seine Kleider fallen ließ, erkannte die Narbe an seiner Schulter und erinnerte sich an das Fieber, das sie einmal besiegt hatte.
    Heiser sagte sie: »Ich frage nicht, was später sein wird, Richard.« Sein Schatten deckte sie zu wie ein Mantel. »Es ist so lange her …« Mit einem spitzen Aufschrei bog sie sich ihm entgegen, als er in sie eindrang. Ihre Finger packten ihn, rissen ihn näher und tiefer, bis sie eins waren.
    Nachher, als sie einander ermattet in den Armen lagen und dem schwelenden Rauch der Kerzen nachsahen, flüsterte sie weich: »Du hattest Liebe nötig.
Meine
Liebe.«
    Er drückte sie fester an sich, und sie fügte hinzu: »Da kümmert es mich nicht, was morgen sein wird.«
    Er sagte in ihr Haar: »Auch das Morgen soll uns gehören.«
    Unten an der Anlegebrücke hockte Allday auf einem Steinpoller und fing an, eine neue Pfeife zu stopfen. Er hatte das Boot zum Schiff zurückgeschickt.
    Bolitho würde es vorerst nicht brauchen, dachte er paffend. Der Tabak war aromatisch, mit Rum getränkt. Er hatte zwar das Boot entlassen, wollte selber aber lieber noch an Land bleiben. Für den Fall, daß … Er setzte den irdenen Rumkrug auf die Erde und war mit sich und der Welt zufrieden. Vielleicht gab es doch einen gerechten Gott im Himmel? Er schaute zu dem verdunkelten Haus mit den hellen Mauern hinauf. Wenn, dann mochte
er
wissen, wie dies enden würde, aber im Moment, und das war alles, worauf ein armseliger Mensch hoffen konnte, standen die Dinge für Bolitho wieder besser.
    Er grinste vor sich hin und bückte sich nach dem Tonkrug.
    Gibraltar 1805
     

Der Brief
    Seiner Britannischen Majestät Linienschiff
Hyperion
neigte sich nur wenig, als es wieder einmal über Stag ging und den schlanken Klüverbaum fast genau nach Osten richtete.
    Bolitho stand an den Hängemattsnetzen des Achterdecks und achtete auf den an Backbord voraus drohend aufsteigenden Felsen von Gibraltar. Er verschwamm im diesigen Blau eines Nachmittags Mitte April.
    Männer eilten geschäftig über die Decks. Die Leutnants, im Bewußtsein des nahen Landes, überprüften den Stand jedes Segels. Seit das Geschwader English Harbour für immer verlassen hatte, war es seit sechs Wochen außer Sichtweite von Land geblieben.
    Bolitho nahm ein Teleskop zur Hand und richtete es auf den Felsen. Wenn die Spanier jemals diese natürliche Festung zurückeroberten, konnten sie das Mittelmeer mit Leichtigkeit abriegeln. Er stellte das Glas auf die verstreuten Schiffe am Fuß des Felsens ein. Sie ähnelten eher einem Klumpen ins Wasser gefallener Motten als Kriegsschiffen. Nur daran konnte man die wahre Größe des Felsens ermessen, die Entfernung zum langsam segelnden Geschwader war noch immer zu groß.
    Bolitho schaute querab. Sie segelten so dicht es die Vorsicht zuließ an der Küste Spaniens. Das Sonnenlicht schickte wie Diamanten funkelnde Reflexe durch den Dunstschleier. Er konnte sich vorstellen, daß dort viele Ferngläser der kleinen Prozession englischer Schiffe folgten. Wohin waren sie bestimmt? Was hatten sie hier vor?
    Berittene Boten würden ihr Erscheinen weitermelden. Die Dons konnten das Kommen und Gehen an der Enge von Gibraltar leicht kontrollieren. Wie um seinen Gedanken Nachdruck zu verleihen, hörte er Parris zu einem der Fähnriche sagen: »Geben Sie gut acht, Mr. Blessing, dort drüben liegt der

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