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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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den Innenraum belegten.
    »Ich möchte die Gegend sehen, Sir Richard, und nicht dummes Geschwätz anhören müssen. Mir ist es lieber auf dem Oberdeck.« Bolitho lehnte sich in seine Ecke und vermied jegliche Unterhaltung, indem er die Augen schloß. Mehrere Herren hatten seinen Rang erkannt und erwarteten von ihm wahrscheinlich Neuigkeiten über den Krieg. Jedenfalls war es nichts Neues, daß die Kaufleute daran ganz gut verdienten. Adam saß ihm gegenüber, sein Blick verlor sich in der Weite der vorüberziehenden Landschaft Hampshires. Im spiegelnden Fensterglas der Kutsche sah sein Bild wie eines der Porträts in Falmouth aus. Die Aufenthalte zum Pferdewechsel folgten einander regelmäßig. Humpen mit Ale wurden von der Hand frecher Frauenzimmer in den verschiedenen Kutscherkneipen serviert, dazu schwere Mahlzeiten von Kaninchenragout bis zum besten Rinderfilet, damit die Passagiere ihre schmerzenden Muskeln auf angenehme Weise entspannen konnten. Je mehr sie sich von der See entfernten, desto weniger war vom Krieg zu spüren.
    Die Kutsche legte einen letzten Halt vor einem Gasthaus in Ripley, Grafschaft Surrey, ein. Bolitho ging die schmale Straße hinunter, die Uniform unter dem Umhang verborgen. Die Luft war warm und erfüllt von Blumenduft.
    England, mein England, dachte er.
    Die dampfenden Pferde wurden zur Nacht in die Ställe geführt. Bolitho seufzte. Morgen würde er vor dem »George« in Southwark, London, aussteigen. Dort würde ihm Catherine seine Zuversicht wiedergeben. Zwischen Passanten stehend, ohne eine Uniform in Sicht und inmitten des Gelächters aus dem Inn, würde er es laut sagen dürfen: »Kate, ich liebe dich.«

Der Einbeinige
    Admiral Sir Owen Godschale wartete, bis sein Diener eine Karaffe Rotwein auf das Tischchen gestellt und sich zurückgezogen hatte. Draußen vor den hohen Fenstern schien die Sonne, war die Luft heiß und staubig. Von fern kam der Lärm des Londoner Straßenverkehrs.
    Bolitho nahm sich Zeit, den Claret zu schlürfen; es überraschte ihn, daß er sich in der Admiralität noch immer unbehaglich fühlte und auf der Hut war. Dabei hatte sich für ihn doch alles geändert. Man hatte ihn und Adam in eine kleine, gut ausgestattete Bibliothek geführt, die völlig anders war als die großen unbequemen Empfangsräume von früher. Diese waren mit Marineoffizieren vollgestopft, meistens mit nervösen Kapitänen, die einen höheren Offizier erwarteten oder dessen Lakai, um ihre Wünsche vorzutragen, ein neues Kommando zu erbitten, ein anderes Schiff. Wie auch ich früher, dachte Bolitho. Er konnte sich noch nicht an den Respekt gewöhnen, den man ihm zollte, an die Unterwürfigkeit der Admiralitätsdiener und Wachposten.
    Der Admiral war ein gutaussehender, kräftig gebauter Mann, der sich im Kampf gegen die amerikanische Revolution ausgezeichnet hatte. Ein Altersgenosse von Bolitho, aber von dem jungen verwegenen Fregattenkapitän war wenig übriggeblieben. Godschale wirkte weich und schlaff, sein Gesicht und seine Hände waren so blaß, als wäre er seit Jahren nicht mehr auf See gewesen.
    Er hatte seine hohe Position noch nicht lange inne; deshalb war zu erwarten, daß er alles bekämpfen würde, was seinen Eintritt ins Oberhaus verzögern oder gefährden konnte.
    Nun sagte er gestelzt: »Es wärmt einem das Herz, von Ihren kühnen Unternehmen zu lesen, Sir Richard. Wir in der Admiralität fühlen uns viel zu oft vom Geschehen draußen abgeschnitten. Wir können es nur planen und mit Gottes Hilfe zu einem siegreichen Ende führen.«
    Bolitho machte es sich bequemer. Er dachte an Nelsons Kommentar über die Kriege, die hier mit Worten und Papier ausgefochten wurden. Adam saß neben ihm, ohne sein Glas anzurühren. War es Höflichkeit oder Teil des Komplotts, Adam in dieses Gespräch einzubeziehen?
    Godschale erwärmte sich am Thema. »Das Schatzschiff war ein solch gutes Ende, obwohl -«, er betonte das Wort, »es einige gibt, die andeuten könnten, daß Sie sich persönlich dabei übernommen haben. Ihre Aufgabe ist es, zu führen und Erfahrung beizutragen. Aber das ist Vergangenheit. Wir müssen an die Zukunft denken.«
    »Warum bin ich herbestellt worden, Sir Owen?«
    Der Admiral lächelte und spielte mit seinem leeren Glas. »Um Sie wissen zu lassen, was in Europa vor sich geht, und als Lohn für tapferen Einsatz. Es hat Seiner Majestät beliebt, Sie ehrenhalber mit dem Rang eines Oberstleutnants der Royal Marines zu beleihen.«
    Bolitho besah seine Hände. »Danke.« Wann

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