Die Seemannsbraut
sie dir geben.«
Mrs. Robbins schaute herein. »Pardon, Sir Richard.« Ihre Augen schienen den Abstand zwischen ihnen zu messen. »Ihr Neffe ist hier.« Sie wurde ein wenig freundlicher. »Sie sehen wohl und heiter aus, Mylady.«
Catherine lächelte ernst. »Bitte, Mrs. Robbins, nicht diesen Titel.« Und mit einem Blick auf Bolitho: »Ich habe derzeit keine Verwendung dafür.«
Mrs. Robbins oder Ma, wie Allday sie nannte, ging langsam die Treppe hinunter und sah Adam sein widerspenstiges schwarzes Haar vor einem Spiegel ordnen.
Der Teufel sollte die Männer holen, dachte sie. Jeder in der Küche sprach schon von der Affäre. Es war schlimm genug gewesen, das mit dem Zimmermädchen Elsie, als ihr kostbarer Trommeljunge mit einer Schwarzen aus Westindien durchbrannte. Und auch der alte Lord Browne war kein Frauenverächter gewesen, ehe er verschied. Aber dann dachte sie an Bolithos Gesicht, als sie ihm die Ohrringe aus dem schmutzigen Kleid gegeben hatte. Vielleicht steckte doch eine Menge mehr dahinter, als die Leute annahmen.
Sie nickte Adam zu. »Ich komme, Sir.«
Adam lächelte. Merkwürdig, dachte er. Er hatte seinen Onkel immer mehr geliebt als jeden anderen Mann. Aber bis jetzt hatte er ihn noch nie beneidet.
Admiral Sir Owen Godschale empfing Bolitho unverzüglich. Bolitho hatte den Eindruck, daß er eine andere Unterredung vorzeitig beendete, um dieses Treffen schnell hinter sich zu bringen.
»Ich habe Nachricht erhalten, daß die französische Flotte Nelsons Schiffen davongelaufen ist«, begann er. »Ob er sie noch zum Gefecht stellen kann, ist zweifelhaft. Es scheint auch unwahrscheinlich, daß Villeneuve von sich aus die Entscheidung sucht, bevor er seine Kräfte mit den Spaniern vereinigt hat.«
Bolitho stand vor der Übersichtskarte des Admirals. Die Franzosen befanden sich also noch auf See, konnten aber nicht allzulange draußen bleiben. Nelson mußte angenommen haben, daß der Feind die britischen Besitzungen in der Karibik angreifen wolle. Oder handelte es sich lediglich um eine Ertüchtigungsoperation? Die Franzosen verfugten zwar über gute Schiffe, waren aber durch die wirksame Blockade der Engländer in den Häfen festgehalten und rostig geworden. Villeneuve war zu erfahren, um mit Schiffen und Besatzungen, deren Wert durch Untätigkeit nachgelassen hatte, im Englischen Kanal anzugreifen und Napoleons Landungstruppen den Weg zu bahnen.
Godschale erklärte rund heraus: »Darum wünsche ich.
daß Sie wieder Ihre Flagge setzen und das Maltageschwader verstärken.«
»Aber es war doch abgemacht, daß ich Konteradmiral Herrick dort ablösen sollte?«
Godschale schaute auf die Karte. »Wir brauchen jetzt jedes Schiff am richtigen Ort. Ich habe heute Herrick durch Kurierbrigg neue Befehle übersandt.« Er betrachtete Bolitho unbewegt. »Sie kennen sich?«
»Sehr gut.«
»Es sieht also ganz danach aus, daß das von mir geplante Dinner verschoben werden muß, Sir Richard. Auf ruhigere Zeiten, nicht wahr?«
Ihre Blicke kreuzten sich. »Wäre ich auch allein willkommen gewesen, Sir Owen?« Er sprach locker, aber die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu verkennen.
»Unter diesen Umständen wäre es vorzuziehen gewesen.«
Bolitho lächelte. »Dann bin ich wegen der gleichen Umstände froh, daß es verschoben wurde.«
»Mir mißfällt Ihre verdammte Arroganz, Sir!« Bolitho nahm den Ton hin.
»Eines Tages, Sir Owen, werden Sie vielleicht Grund haben, sich dieses nichtswürdigen Komplotts zu erinnern. Als wir uns letztesmal trafen, sagten Sie selbst, Nelson wäre nicht über Irrtümer erhaben. Nun, Sie sind es auch nicht, Sir! Und sollten auch Sie die Gunst des Schicksals verlieren, werden Sie ganz gewiß entdecken, wer Ihre wahren Freunde sind.« Er schritt davon, während der Admiral hinter ihm die Tür zudonnerte.
Bolitho kam noch verärgert in der Arlington Street an. Er fand Catherine mit Adam im Gespräch und hörte aus dem Nebenzimmer eine andere vertraute Stimme. Dann erschien Allday aus der Küche, und alle starrten Bolitho erwartungsvoll an.
»Ich soll so schnell zu meinem Geschwader zurück, wie es sich machen läßt.«
Eine Gestalt füllte den Türrahmen, und Kapitän Valentine Keen trat ins Licht.
Bolitho reichte ihm beide Hände. »Val! Das ist eine Freude!« Hinter seinem Freund kam Zenoria Carwithen zum Vorschein, so schön, wie er sie von früher kannte. Beide waren noch staubig von der Reise. Keen erklärte: »Wir sind seit zwei Tagen unterwegs. Wir waren schon auf dem
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