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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Rückweg von Cornwall, als wir durch Zufall deinen Kurier in einem kleinen Gasthaus trafen, wo er sein Pferd wechselte.«
    Bolitho staunte, er verstand noch immer nicht ganz. Zenoria kam ihm entgegen und umarmte ihn.
    Keen löste das Rätsel. »Ich soll Ihr Flaggkapitän werden, Sir Richard.« Hilfesuchend blickte er Zenoria an. »Ich wurde gefragt, und es ergab sich so. Kapitän Haven steht unter Arrest. Am Tag nach Ihrer Abreise griff er einen anderen Offizier an und versuchte ihn zu töten. Der Kommodore in Gibraltar erwartet nun Ihre Befehle.« Er übergab Bolitho das Schreiben und beobachtete seine Reaktion.
    Bolitho setzte sich erst einmal. Catherine stellte sich neben ihn, eine Hand auf seiner Schulter. Er schaute zu ihr auf: meine Tigerin.
    Haven, der arme, elende Mann, war also unter seiner Last zerbrochen. Der Brief besagte nichts weiter, aber der angegriffene Offizier mußte Parris sein. Wenigstens hatte er überlebt.
    Keen schaute von einem zum anderen. »Ich wollte gerade vorfühlen, ob Ihre Lady vielleicht mein Zuhause mit Zenoria und meiner Schwester teilen möchte, bis wir wiederkommen.«
    Bolitho ergriff Catherines Hand. Die Art, wie das dunkelhaarige Mädchen aus Cornwall Catherine ansah, machte deutlich, daß es ein perfektes Arrangement sein würde. Denn bei Gott, sie hatten wirklich vieles gemeinsam.
    Keen hatte Zenoria von Bord des Gefangenentransporters
Orontes
gerettet, nachdem sie fälschlicherweise wegen versuchten Mordes angeklagt und verurteilt worden war.
    Aber sie hatte sich nur gegen eine Vergewaltigung gewehrt. Trotzdem hatte man sie in eine Strafkolonie in Neusüdwales verbannt. Keen hatte das Transportschiff geentert und sie losgebunden, als sie auf Befehl des Kapitäns gerade ausgepeitscht werden sollte. Es lief Bolitho kalt über den Rücken, als er daran dachte, daß Catherine beinahe das gleiche Los erlitten hätte, wenn auch aus anderen Gründen. Eifersucht und Habgier waren gnadenlose Feinde.
    Er fragte: »Was meinst du, Kate?« Alle anderen schienen zu verblassen, als nehme sein verletztes Auge nur sie allein ungetrübt wahr. »Bist du einverstanden?«
    Ohne eine weitere Frage nickte sie, als sie seine Erleichterung erkannte. Nur ein Blinder hätte ihre Zusammengehörigkeit, das sie verbindende Vertrauen übersehen können.
    »Also abgemacht.« Bolitho schaute in ihre Gesichter. »Dann sind wir ja bald wieder zusammen.« Das bezog sie alle ein.
    Leutnant Parris saß in seiner Kammer und hörte nur mit halbem Ohr die Schiffsgeräusche um sich herum. Verglichen mit dem Oberdeck, war es in der Kammer mit ihrer offenen Stückpforte beinahe kühl. Der Fünfte Leutnant, der jüngste der
Hyperion,
stand neben einem kleinen Tisch und hatte die Kladde mit den Disziplinarstrafen vor sich.
    Parris fragte abermals: »Na, halten Sie es für gerechtfertigt, Mr. Priddie?«
    Es war zum Gänsehautkriegen, dachte Parris. Kaum hatte der Vizeadmiral Gibraltar mit der Firefly verlassen, als Haven zu toben anfing. Auf See, wo man mit den Elementen kämpfte und das Schiff in Bewegung hielt, war man oftmals zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt als mit Aufrechterhaltung der Disziplin. Aber Hyperion lag nun im Hafen. Unter der heißen Sonne wich die Schiffsarbeit und die Übernahme neuer Ausrüstung einer langsamen und bequemen Routine. Die Leute hatten Zeit, Ärger und Groll zu nähren.
    »Ich – ich weiß nicht recht.«
    Parris fluchte innerlich. »Sie wollten Leutnant werden, aber nun, da Sie es sind, akzeptieren Sie ohne Vorbehalt jeden Vorwand für ein Auspeitschen?«
    Priddie ließ den Kopf hängen. »Der Kommandant besteht darauf.«
    »Ja, das tut er.«
    Parris lehnte sich zurück und zählte die Sekunden, um sich wieder zu fassen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er um Versetzung auf ein anderes Schiff ersucht, und zum Teufel mit den Konsequenzen. Doch hatte er sein letztes Kommando umständebedingt verloren, und nun brauchte er jede Empfehlung, die ihm die Aussicht auf eine weitere Beförderung eröffnete.
    Er hatte unter mehreren Kommandanten gedient, unter tapferen, aber auch unter übervorsichtigen. Wieder andere führten ihr Schiff getreu dem Buchstaben und gingen keinerlei Risiko ein, das einen Admiral hätte veranlassen können, die Augenbrauen zu heben. Er hatte sogar unter einem Sadisten gedient, der die Männer mit Genuß bestrafte und gierig jeden Peitschenhieb beobachtete, bis der Rücken des Opfers wie rohes Fleisch aussah.
    Aber gegen Haven gab es keinen Schutz. Der haßte

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