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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte sein verletztes Auge einmal im Gespräch erwähnt, das Thema aber fallen lassen, als Bolitho leicht darüber hinwegging. Jetzt sagte der Chirurg unvermittelt: »Sie müssen etwas für Ihr Auge tun. Ich kenne in London einen tüchtigen Kollegen, der es gern untersuchen würde, wenn ich ihn darum bitte.«
    Bolitho beobachtete Ozzard, der den Wein eingoß und mit keiner Miene verriet, daß er jedem Wort lauschte. »Was könnte ich schon tun? Soll ich mein Geschwader verlassen, obwohl es jeden Tag auf den Gegner treffen kann?«
    Blachford blieb ungerührt. »Sie haben einen Konteradmiral.
    Vertrauen Sie Ihrem Stellvertreter nicht? Ich hörte, daß Sie auch das Schatzschiff selbst eroberten, weil Sie das Risiko nicht delegieren wollten.«
    Bolitho lächelte. »Vielleicht habe ich überhaupt nicht nach dem Risiko gefragt.«
    Blachford nippte an seinem Wein, ohne die Augen von Bolitho zu lassen. Dieser fühlte sich an einen Reiher erinnert, der auf Beute lauert.
    »Hat sich das nicht verändert?« Der Reiher blinzelte.
    »Sie spielen mit mir.«
    »Eigentlich nicht. Kranke zu heilen, ist nur ein Aspekt meiner Arbeit. Befehlshaber zu verstehen, die darüber entscheiden, ob ein Mann leben oder sterben wird, ist dabei ebenfalls notwendig.«
    Bolitho erhob sich und ging ruhelos umher. »Ich bin wie eine junge Katze, immer auf der falschen Seite der Tür. Zu Hause sorge ich mich um meine Schiffe und um meine Besatzungen. Auf See sehne ich mich nach England, nach dem Gefühl weichen Rasens unter den Füßen, dem Geruch frischgepflügter Erde.«
    Blachford entgegnete leise: »Denken Sie darüber nach. Ein schlimmer Sturm wie der, den ich miterlebte, das beißende Spritzwasser, die grelle Sonne und die ständige Belastung sind schädlich für Sie.« Er wurde deutlicher: »Ich sage Ihnen, wenn Sie meine Warnung nicht beachten, werden Sie die Sehkraft des Auges ganz verlieren.«
    Bolitho lächelte traurig. »Und wenn ich Ihrem Rat folge, sind Sie dann sicher, daß das Auge gerettet wird?«
    »Für mich ist nichts sicher«, erklärte Blachford, »aber …« Bolitho berührte ihn an der Schulter. »Aye, immer diese Aber.
    Nein, ich kann hier nicht fort. Nennen Sie das, wie Sie wollen, aber ich werde hier gebraucht.« Er deutete aufs Wasser.
    »Hunderte Männer hängen von mir ab, so wie deren Söhne von Ihren Erkenntnissen abhängen werden.« Blachford seufzte. »Ich nenne es eigensinnig.«
    Bolitho sagte: »Ich bin noch nicht bereit für den Abfalleimer des Chirurgen, gerade jetzt nicht, und es geht mir auch nicht um den Ruhm, wie manche meinen.«
    »Denken Sie wenigstens darüber nach.« Blachford wartete und fügte dann sanft hinzu: »Schließlich haben Sie noch jemanden zu berücksichtigen.«
    Bolitho fuhr hoch, als eine ferne Stimme rief: »An Deck! Segel in Lee!«
    Bolitho lachte. »Mit etwas Glück ist dies Ihre Passage nach England. Ich fürchte, ich bin Ihren Argumenten nicht gewachsen.«
    Blachford stand geduckt unter den niedrigen Decksbalken. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, doch jetzt tut es mir leid zu gehen.« Er sah Bolitho neugierig an. »Aber wie können Sie das schon aus dem Ruf des Ausgucks schließen?«
    Bolitho grinste. »Kein anderes Schiff würde sich in unsere Nähe trauen.«
    Später, als man den Neuen erkannte, meldete der Wachoffizier, es handle sich um die Brigg
Firefly.
Um jenes Schiff, das immer segelte, auch wenn die anderen schliefen, ähnlich der alten
Süperb
in Nelsons berühmtem Geschwader.
    Bolitho sah zu, wie Blachfords abgenutzte Kisten und Folianten an Deck gebracht wurden, und meinte: »Sie werden meinen Neffen Adam kennenlernen. Er leistet Ihnen bestimmt gute Gesellschaft.«
    Aber
Firefly
wurde nicht mehr von Adam Bolitho geführt. Ein anderer junger Commander kam an Bord des Flaggschiffs.
    Bolitho empfing ihn achtern und fragte sofort: »Was ist mit Ihrem Vorgänger?«
    Der Commander, der aussah wie ein eifriger Fähnrich, berichtete, daß Adam seine Beförderung erhalten hätte. Mehr wußte er nicht, und es verschlug ihm auch fast die Sprache, einem Vizeadmiral Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Besonders einem, der jetzt aus anderen als dienstlichen Gründen bekannt war, vermutete Bolitho.
    Er freute sich für Adam, aber er vermißte ihn. Keen stand neben ihm, als
Firefly
wieder Segel setzte und aufkreuzte, um den schwachen Wind zu nutzen.
    Keen sagte: »Ohne ihn als Kommandanten scheint der Brigg was zu fehlen.«
    Bolitho schaute zu den gebraßten Rahen

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