Die Seevölker
und
im 9. bis 8. Jahrhundert herrschte.
Eine Statuette des Nilgottes, die Votivgabe eines Pilgers, würde die
Aufmerksamkeit der Archäologen nicht sehr erregen. Aber als die In-
schrift auf einer solchen Statue gelesen wurde, stellte sich heraus, daß
sie die Widmung eines Hohenpriesters Meriamun-Schoschenk trug,
der sich als Sohn des Königs Osorkon und dessen Frau Makare be-
zeichnete, Tochter von König Pesib-kenno (Psusennes). Man vermute-
te, hier ein Bindeglied zwischen den beiden Dynastien gefunden zu
haben, von denen die eine erlischt und die andere gerade die Macht
übernimmt.3 Es wurde ferner angenommen, der Hohepriester Scho-
schenk habe später als König Schoschenk den Thron bestiegen, obwohl
nach den Denkmalinschriften dieser Schoschenk ein Vorgänger und
nicht ein Nachfolger von Osorkon gewesen ist.
Es ist durchaus nicht mit Sicherheit bekannt, ob Peinuzem II. einen
Sohn namens Psusennes (II.) hatte, und es gibt auch kein Beweismate-
rial dafür, daß – falls es einen solchen Nachkommen in der priesterli-
chen Dynastie gegeben haben sollte – er eine Tochter Makare hatte.
Aber eine Vermutung, daß ein Psusennes II. einem Peinuzem II. folgte,
daß er eine Tochter Makare hatte und schließlich, daß diese Tochter
Osorkon I. heiratete und einen Sohn Schoschenk gebar, führte zu einer
Verwirrung, in der die Nachkommen ihre Rollen und Regierungszei-
ten mit ihren Ahnen tauschten. Dies ist die Art, wie gedacht wird, um
die Abfolge der Dynastien aufzustellen. In der Tat wird mit diesem
einzigen Bindeglied die libysche Dynastie, und die ihr folgende äthiopi-
sche, an die Dynastie der Priester-Fürsten angehängt, von der wir in-
zwischen festgestellt haben, daß sie zur Zeit der Perserherrschaft und
sogar noch unter den ersten Ptolemäern ihre Blütezeit erlebte. Da Pei-
nuzem II. sein Amt unter Ptolemaios I. ausübte, konnte nicht ein Sohn
von ihm der Schwiegervater eines Monarchen sein, der mehr als
sechshundert Jahre früher regiert hatte.
3 Breasted: Ancient Records, Bd. IV. Abschn. 738-40.
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Siamun
Wir haben die abschließende Figur in dieser Arbeit zur Rekonstruktion
der Alten Geschichte erreicht. In verschiedenen Bemühungen der jün-
geren Zeit, die Nachfolge der Könige und Priester in der 21. Dynastie
festzulegen, wird König Siamun regelmäßig ans Ende der Königsliste
gesetzt.1
Es war Siamun, der das Königsversteck bei Deir el-Bahari schloß
und versiegelte, allerdings nicht ehe er unter den Mumien der alten
Pharaonen noch die sterblichen Überreste von Peinuzem II. unterge-
bracht hatte, der selbst einige der Mumien von alten Königen neu ge-
bettet hatte. Es war wahrscheinlich wiederum Siamun, der die Überre-
ste von Psusennes' Königin durch diejenigen von »König« Amenemo-
pe in der Grabstätte im Tempelbezirk von Tanis ersetzte. Im Vorraum
dieser Grabstätte wurde ein Skarabäus aus grünem Stein mit Siamuns
Namen gefunden, und das »kommt einer Signatur« gleich (Montet).
Peinuzem II., Sohn des Mencheperre, lebte unter Ptolemaios I. (So-
ter), und Siamun muß unter dem gleichen König gelebt haben, oder-
noch wahrscheinlicher – unter seinem Nachfolger, Ptolemaios II. Phil-
adelphus (–285 bis –246). Während Ptolemaios I. ein Kriegerkönig war,
handelte es sich bei seinem jüngeren Sohn, zu dessen Gunsten er zwei
Jahre vor seinem Tode abdankte, um einen prachtliebenden König und
einen begeisterten Liebhaber der hellenischen Kultur. Philadelphus
heiratete seine Schwester und ahmte dabei die ägyptische Königssitte
nach; im übrigen aber war ihm die mysteriöse Atmosphäre der ein-
heimischen religiösen Kulte ein Greuel, und an die Stelle der alten reli-
giösen Kulte der Götter Amun, Ptah und anderer Gottheiten trat weit-
gehend ein heiterer religiöser Kult, der des Serapis. Die von Ptolemaios
I. begründete Bibliothek von Alexandria wurde unter Ptolemaios II. zu
einem bedeutenden Zentrum der Wissenschaften. Alexandria, jetzt
Hauptstadt von Ägypten, ließ die Städte Sais, Memphis und andere
Städte im Delta verblassen. Ptolemaios II. war ein Förderer der Künste.
Da er zur Zeit der Ptolemäer lebte, muß Siamun Zeuge des Szenen-
1 J. Černý: Cambridge Ancient History, Bd. II, Kap. XXXV; E. F. Wente: Journal of New Eastern Studies, XXVI, 3 (Juli 1967). – Eric Young: Journal of the American Research Center in Egypt, II (1963), S. 99ff.
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wechsels gewesen sein. Die ägyptische Kultur, die –
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