Die Seevölker
Schule« der Ägyptologen4 ungelöste, Schwierig-
keit mit der Erklärung, das Datum des Aufgangs des Sterns in Mem-
phis sei auch in Alexandrien akzeptiert worden. Eduard Meyer, ohne
die Angabe bei Olympiodorus zu kennen, fragte sich, was die Basis der
Siriusdaten gewesen sein könnte, wenn der Stern seinen heliakischen
Aufgang in Ägypten an verschiedenen Tagen hat. Er schloß daher, daß
den Sothisdaten keine wirklichen Beobachtungen zugrundelagen und
sie im Kalender durch vorausberechnete Tage angeordnet wurden.
Auch L. Borchardt, ein anderer der Großen für die ägyptische astro-
nomische Chronologie, zeigte seine Unkenntnis der Stelle bei Olym-
piodorus; er nahm an, das Datum für Heliopolis sei für ganz Ägypten
gültig gewesen.5 Die Erklärung des Olympiodorus macht es eher
wahrscheinlich, daß Menophres Men-Nofre oder Memphis bedeutet.
Doch wenn Menophres eine Stadt und keine Person ist, dann bleibt
kein einziger Punkt, an welchem das chronologische System errichtet
werden könnte. Wie bereits betont, gibt es für keine der hier behandel-
ten Perioden der ägyptischen Geschichte – die Zeit der Hyksos, des
Neuen Reiches, der Spätzeit und bis zu Alexander dem Großen – einen
einzigen bekannten ägyptischen Hinweis auf die Zählung von Jahren
im Sinne einer Sothisperiode.
Sogar wenn Menophres ein König gewesen wäre, der zu Beginn ei-
ner Ära gelebt hatte, und es eine Sothisperiode gegeben hätte, stehen
wir vor der Schwierigkeit der Identifikation von Menophres. In den
dynastischen Listen von Manetho, wie sie von Eusebius und Africanus
erhalten sind, gibt es verschiedene Könige mit ähnlich klingenden
Namen, aber keinen mit Namen Menophres. König Mernere der 6.
Dynastie, Mennofirre der Hyksos,6 Amenophis der 18. Dynastie, Me-
renptah und Amenephtes der 19. Dynastie (aus den Listen des Africa-
3 A. J. Letronne, »Nouvelles recherches sur le calendrier des anciens égyptiens«,
Mémoires, Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, XXIV, Tl. 2 (Paris, 1864); J. L. Ideler, Meteorologia veterum Graecorum et Romanorum (Berlin, 1832).
4 S. E. Meyer, Ägyptische Chronologie (Berlin, 1904), S. 17-18.
5 Borchardt, Quellen, II, 13.
6 »Beaucoup plus convenable serait Mennofirre de quelques scarabées ›hyksos‹.« Weill,
Bases, méthodes et résultats de la Chronologie égyptienne, S. 11.
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nus und Eusebius) oder wieder Amenophis und Mephres der 18. Dy-
nastie des Manetho aus Josephus – alle könnten als mögliche Kandida-
ten für den Namen Menophres angesehen werden, obwohl nicht alle
auch historische Persönlichkeiten waren – oder wenigstens nicht alle
aus den Monumenten Ägyptens bekannt sind. Der wahrscheinlichste
Kandidat schien Merenptah zu sein, Nachfolger Ramses II., und es war
häufig er, der als der Menophres des Theon vorgeschlagen wurde.
Doch aufgrund einer Überlegung, die eine petitio principii ist, wurde
von der Berliner Schule der Ägyptologen bestimmt, daß es unmöglich
sei, Merenptah im Jahr –1321 anzuordnen, dem Beginn der Sothispe-
riode, da das früheste Datum der Thronbesteigung Ramses II. (Me-
renptahs Vater) etwa –1300 sei« (Meyer).7 Deshalb wird der Vater
Ramses' II., Sethos I., von Borchardt und seinen Schülern als der Me-
nophres des Theon identifiziert.8
Diese Konstruktionsmethode ist ohne jedes Fundament. Die Chro-
nologie Ägyptens muß aufgestellt werden, indem die Zeit von König
Menophres mit der Sothisberechnung bestimmt wird. Wenn man tat-
sächlich weiß, daß »das frühestmögliche Datum für die Thronbestei-
gung Ramses II. ungefähr –1300 ist«, und daß deshalb sein Nachfolger
keine Ära mit –1321 hat beginnen können, warum dann das umständ-
liche Verfahren, die Verspätung des Sterns Sirius an einem Kalender
zu berechnen, der jedes Jahr einen Vierteltag verliert, und um König
Menophres zu identifizieren? Die Chronologie ist offenbar ohne Me-
nophres und ohne die Sothisperiode fixiert.
Da die Thronbesteigung Ramses II. frühestens –1300 erfolgte, muß
das Jahr –1321 entweder zu Sethos I. gehören, dessen anderer Name
7 »Wonach diese Periode bei Theon benannt ist, wissen wir nicht. Der Name Meno-
phris oder Menophreus könnte ägyptisch Merenre sein, mit eingeschobenem Artikel
(p) vor dem Gottesnamen. Könige dieses Namens kennen wir nur in der 6. Dynastie,
an die hier nicht gedacht werden kann; dagegen gibt es im 14. Jahrhundert und über-
haupt im Neuen Reich keinen
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