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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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waren, führ-
    te wider Vermuten zu keinem Erfolg.«3 Die Abbildungen auf den Re-
    liefs des Tempels von Ramses III. in Medinet Habu illustrieren die
    Schilderung von Diodor.
    Oder wurden etwa die Reformen des Iphikrates acht Jahrhunderte
    vor seiner Geburt vorweggenommen und durchgeführt?

    Reisewagen mit »ihren Kebsweibern«

    Auf ihren militärischen Feldzügen gegen Ägypten wurden die Pereset
    von Wagen begleitet, in denen sich Frauen befanden. In der oberen

    2 F. W. von Bissing, Studi Etruschi (1932), IV, 75; bei Breasted heißt es »fünf Fuß«
    3 Diodor: XV, 44.

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    Reihe einer Kriegsszene zeigt ein Relief in Medinet Habu mehrere Kar-
    ren mit Mädchen, die inmitten des Spektakels in Bedrängnis gerieten.
    Drei Frauen heben abwehrend oder bittend ihre Hände, und man er-
    kennt, wie ein junges Mädchen vom Wagen herunterfällt bzw. ent-
    kommt (siehe Abb. 10).
    Herodot, der uns über das Verhalten der Perser im Krieg berichtet,
    sagt, wenn sie militärische Feldzüge unternahmen, dann folgten den
    Soldaten Reisewagen, »in denen sich ihre Kebsweiber befanden«.1
    Diese Wagen, in denen sich die Frauen befanden, haben eine kubi-
    sche Form und wurden von Ochsen gezogen.
    Auf Münzen, die in Sidon geprägt wurden, und zwar gerade wäh-
    rend der Zeit, in der Pharnabazos seinen Feldzug gegen Ägypten un-
    ternahm, ist ein königlicher Streitwagen zu erkennen.2 Sidon stand
    unter persischer Oberhoheit. Das dargestellte Gefährt wurde von Pfer-
    den gezogen; interessanterweise hat der Wagenkörper aber ebenfalls
    kubische Form – ganz im Gegensatz zu den Streitwagen der Assyrer,
    der »Hethiter«, der Ägypter, der mykenischen bzw. der ionischen Grie-
    chen, sowie der Etrusker und der Minoer.
    In der auf den Mauern des Tempels von Medinet Habu dargestell-
    ten Seeschlacht handelt es sich bei den von den Pereset benutzten Waf-
    fen hauptsächlich um Schwerter, eine für diesen Kampf nicht geeignete
    Waffenart; die Seevölker, die eigene Boote benutzen, die aber mit den
    Pereset verbündet waren, benutzen dagegen Speere; aber die Ägypter
    benutzen Bogen und sehr lange Speere, die sich ganz besonders für
    den Nahkampf in der Seeschlacht eigneten. Man kann erkennen, wie
    ein Ägypter mit seinem langen Speer von seinem Schiff aus einen Geg-
    ner auf einem anderen Schiff durchbohrt.
    Herodot berichtet uns (VII, 89), daß die Ägypter in der Armee des
    Xerxes »Schiffsspeere und große Äxte trugen«.

    1 Herodot: VII, 83.
    2 Sir George F. Hill: Catalogue of the Greek Coins of Phoenicia (London 1910), Bildtafeln XIX, 5 und andere.

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    Die Brander

    Eine neue Interpretation kann einer besonders seltsamen Formulierung
    in einem Text von Ramses III. gegeben werden. Von den sich der Küste
    nähernden Schiffen des Feindes heißt es dort: »Sie zogen mit der Feu-
    erflamme vor sich«1; und nochmals heißt es bei der Schilderung der
    kriegerischen Begegnung an der Nilmündung: »Und was diejenigen
    betrifft, die von der See her kamen, so hatten sie die voll entfachte
    Flamme vor sich an den Nilmündungen.«2 Im zwölften Jahrhundert
    waren Flammenwerfer als Angriffs- oder Verteidigungswaffen bei der
    Erstürmung von Festungen unbekannt. Man hat daher diese Sätze als
    Redewendungen gedeutet, die soviel bedeuten sollten wie wutent-
    brannt. »Wenn im Text von ›vollentfachter Flamme‹ die Rede ist, wer
    könnte sich dabei vorstellen, daß damit tatsächlich die ägyptische Flot-
    te gemeint ist; oder wenn von einer ›Mauer von Metall‹ die Rede ist,
    wer könnte dann daraus schließen, daß hier die ägyptische Armee da-
    mit gemeint ist?«3 Es muß zugegeben werden, daß angesichts der blu-
    migen Redeweise, derer sich Ramses III. des öfteren befleißigt, eine
    solche Erklärung durchaus plausibel erscheinen könnte. Trotzdem
    müssen wir uns angesichts des erzählenden Charakters der Passagen
    über das »vorbereitete Feuer« vor der Flotte und über die zum Kampf
    benutzte »voll entfachte Flamme« doch fragen, ob es sich hier wirklich
    nur um Allegorien handelte.
    Wie die Reliefs der Assyrer zeigen, haben sie die Kriegführung mit
    »Feuer« eingeführt, indem sie bei Belagerungen brennendes Pech und
    Feuertöpfe benutzten. Herodot berichtet,4 daß die Perser im Jahr –480
    bei der Eroberung von Athen durch Xerxes Pfeile benutzten, die mit
    brennendem Werg umwickelt waren. Im Peloponnesischen Krieg
    (–413 bis –404) haben nach Thukydides5 auch Brander teilgenommen,
    und es wurde mit brennenden Harzfackeln

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