Die Seevölker
Lebzeiten des Satrapen Arsames,
müssen wir uns nun mit der Person von Psamschek befassen.
In einem der von Arsames an Necht-hor gerichteten und in diesem
Buch zitierten Briefe, bezeichnet der Briefschreiber Psamschek als den-
jenigen Mann, der den Posten des Adressaten dieses Briefes unmittel-
bar vor ihm bekleidet hatte. In einem anderen, früheren Brief, der an
den damals gerade in Ägypten weilenden persischen Prinzen Arta-
want gerichtet war, schrieb Arsames:
»Ich grüße dich vielmals und wünsche dir Frieden und Wohlstand.
Was nun das zugewiesene Land betrifft, das von meinem König und von
mir selbst meinem Diener Ah-hapi übergeben worden ist, der als Beamter
in meinen Besitzungen in Ober- und Unterägypten gewirkt hat – Psam-
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schek, der Sohn des Ah-hapi, der jetzt an seiner Stelle zumpekidia über mei-
ne Besitzungen in Ober- und Unterägypten ernannt worden ist, hat mich
darum gebeten.
Was nun diese Vergabe durch den König und durch mich an seinen Vater
Ah-hapi angeht – soll nun auch sein Sohn Psamschek die Genehmigung
erhalten, diesen Landbesitz dort in Ägypten zu übernehmen.«
Wir stehen hier vor der Entwirrung einer der bizarrsten Konfusio-
nen der gesamten ägyptischen Geschichte oder es handelt sich dabei
um – wenn Wissenschaftlichkeit diesen Ausdruck erlaubt – das Ding-
festmachen jener Person, die nicht nur, wie in dem eben erörterten Fall,
unverdientermaßen die Rolle eines der späteren Könige gespielt hat,
sondern die einen der vermutlich bedeutendsten Könige der gesamten
ägyptischen Geschichte personifiziert hat. Die ungeheure Bedeutung
dessen, was wir hier noch zu erörtern haben, kann leicht das Problem
überschatten, für das wir hier eine Lösung suchen – nämlich für den
historischen Platz, den Necht-nebef (jetzt nicht mehr Nektanebos I.) in
der ägyptischen Geschichte eingenommen hat; mit diesem setzen wir
uns zuerst auseinander, obschon wir die Datierung seiner Lebens- und
Wirkungszeit nur im Zusammenhang mit Psamschek vornehmen wer-
den.
Es wurden Basaltplatten von einer Balustrade mit Abbildungen von
Psamschek und Necht-nebef gefunden und beschrieben; aus ihnen
erfahren wir, daß Psamschek und Necht-nebef Zeitgenossen gewesen
sind, und da Psamschek auf seinem Posten der unmittelbare Vorgän-
ger von Necht-hor-heb gewesen ist, muß es sich bei Necht-nebef um
einen weiteren hohen Beamten unter Arsames handeln. Ich habe be-
reits seine in Naukratis gefundene Stele mit einem Dekret über die
Erhebung von Importzöllen erwähnt, wo Griechen im siebten oder im
sechsten Jahrhundert eine Handelskolonie errichtet hatten.
Necht-nebef und Necht-hor-heb bereicherten die persische Krone,
den Satrapen Arsames und, vor allen anderen, sich selbst. Aus ihren
eigenen Schilderungen erfahren wir, daß beide sich gegenüber der
Priesterkaste großzügig zeigten und Tempel und Klöster zusammen
mit Landbesitz und Sklaven gestiftet haben.6 Beide, wie auch Psam-
6 Kienitz: a. a. O.
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schek, haben ihren Namen von einer Kartusche umrahmt wiedergeben
lassen und gaben damit vor, als besäßen sie den Königstitel – der per-
sische Großkönig scherte sich nicht darum; war er doch der König aller
Könige.
Ein sehr schön verzierter Sarkophag von Necht-nebef wurde in ei-
nem Privatpalast in Alexandria gefunden, wo er seit Generationen als
Badewanne benutzt worden war; heute wird er im Ägyptischen Muse-
um in Kairo ausgestellt. Auch der Sarkophag von Necht-hor-heb hatte
manche Abenteuer durchzustehen, bevor er seinen endgültigen Platz
im British Museum gefunden hat. Er diente als Taufbecken in einer
Kirche des heiligen Anastasius, die später in eine Moschee umgewan-
delt wurde, wo der Sarkophag in einem Pavillon als Sarg Alexanders
gezeigt wurde.
Es verdient vermerkt zu werden, daß der Sarkophag von Ramses
III., der heute im Louvre steht, nach dem Muster des Sarkophags von
Necht-hor-heb gefertigt wurde; die Ähnlichkeit reicht von der halbova-
len Gestaltung einer Stirnseite bis zu vielen anderen Merkmalen: Kein
Wunder, denn die Besitzer waren, wie wir jetzt gelernt haben, in ihrem
Leben nur durch eine Generation getrennt, nicht durch viele Jahrhun-
derte.
Die große Verwirrung in der konventionellen Geschichte Ägyptens
kann durch viele Beispiele illustriert werden – in allen Perioden vom
Ende des Mittleren Reiches an. Aber einer der verzwicktesten Punkte
rindet sich in der Geschichte der 21. Dynastie –
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