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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Princeton
    University versicherte. Außerdem läßt sich die Zeit seines Wirkens
    auch mit Hilfe einer griechischen Quelle ausrechnen. Im Jahr –445
    sandte »König Psammetich« Getreide per Schiff an das Volk von
    Athen. Es wird angenommen, daß es sich hier um einen im 5. Jahrhun-
    dert wirkenden Namensvetter des berühmten Psammetich aus dem 7.
    Jahrhundert handelt, und daß von ihm sonst nichts weiter bekannt
    geworden ist. Dies ist nicht wahr – dieser »König Psammetich« ist
    niemand anderer als Psamschek, Gouverneur unter Arsames. Es ist
    ganz sicher, daß Psamschek ohne Wissen oder gar ohne Anweisung
    von Arsames kein Getreide nach Athen geschickt hätte. Es muß sich
    hier um eine Zeit gehandelt haben, als die Interessen Persiens die Un-
    terstützung Athens diktierten.
    Die Rebellion des Inaros gegen die persische Oberhoheit in Ägyp-
    ten, die –463 begann und bis –454 andauerte, wurde von den Athenern
    mit ihrer Flotte unterstützt (siehe S. 143). Es gelang den Athenern, die
    Zitadelle von Memphis zu besetzen, dann rückten sie nach Prosopitus
    vor und wurden dort durch eine anhaltende Belagerung ausgehungert,
    bei der die Perser das Wasser aus dem Kanal umleiteten. Der Krieg
    wurde –448 durch einen Friedensvertrag zwischen den Persern unter

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    Artaxerxes I. und den Athenern beigelegt. Athen überließ Zypern und
    Ägypten den Persern, und Persien versprach seinerseits, die Griechen
    an der kleinasiatischen Küste nicht anzugreifen. Als Ergebnis dieser
    Politik der Nichtintervention und der verbesserten wechselseitigen
    Beziehungen folgte dann ab –446 eine Friedensperiode für die griechi-
    schen Staaten – Attika (Athen), Böotien (Theben), Lakedaimonien
    (Sparta) und weitere Staaten –, die später den Namen der »Dreißigjäh-
    rige Friede« erhielt. Artaxerxes I. gewann wieder die volle Kontrolle
    über Ägypten und gab es als Satrapie an Arsames, der seine Residenz
    in Babylon beibehielt (der dritten Hauptstadt des persischen Imperi-
    ums – nach Persepolis und Susa), und von einem gewissen Datum an
    agierte dort der im bereits oben zitierten Brief erwähnte Ah-hapi als
    dessen Bevollmächtigter; nach dem Tod von Ah-hapi wurde sein Sohn
    Psamschek an Stelle seines Vaters ernannt. Angesichts dieser Rekon-
    struktion besitzen wir zwei feststehende Daten – Psamschek sandte –
    445 Getreide nach Athen, und Necht-hor-heb, sein Nachfolger im
    Dienste des Arsames, beklagte um –407 den Tod seines Herrn.
    Mit diesen zwei feststehenden Daten können wir eine ganze Reihe
    weiterer Probleme entwirren: nicht wenige andere historische Persön-
    lichkeiten, die sich aus ihrer historischen Verankerung gelöst haben,
    wurden ganz unfeierlich über Jahrhundertgrenzen hinweg verschoben.
    Wie verwirrend die Situation für das konventionelle Schema ist, mag
    der Leser anhand einer Überlegung eines Experten für ägyptische
    Kunst und Geschichte, W. S. Smith, beurteilen – und zwar im Hinblick
    auf die Balustradenplatten mit den Porträts von Necht-nebef und
    Psamschek.

    »Seltsamen Porträts von zwei Königen, Psamtik I. und Nektanebos I.
    [Necht-nebef] begegnet man in zwei königlichen Reliefs, und diese schei-
    nen nahezulegen, daß der Sinn für die Darstellung individueller Charak-
    termerkmale in der Zeit zwischen der frühen 26. Dynastie und der Ptole-
    mäerzeit nicht verlorengegangen war. Sie erscheinen auf vier Fuß hohen
    Basaltplatten, die eine Balustrade für ein Einzelmonument gebildet zu ha-
    ben scheinen. Es ist nicht leicht, sich das ursprüngliche Aussehen dieses
    Monuments vorzustellen oder zu erklären, wie ein großer Teil dieses Mo-
    numents über zweihundert Jahre lang ohne Inschriften geblieben ist, bis
    schließlich Nektanebos dieses Werk weiterführen ließ. Das gleiche Dekora-
    tionsschema ist auch an den beiden Plattenreihen verwirklicht, die an bei-

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    den Seiten mit eingemeißelten Arbeiten versehen sind. Auf der einen Seite
    bringen eng zusammengerückte kniende Figuren des Königs verschiede-
    nen Gottheiten Weihegaben dar, und darüber befindet sich ein Falken-
    Fries. Auf der anderen Seite befindet sich vor einem schwarzen Hinter-
    grund eine Einzelfigur des Königs, und es gibt ein Uräus-Karnies.«

    Wie der Leser wohl durchschaut, sind die zwei Persönlichkeiten,
    Psamschek und Necht-nebef, beide falsch identifiziert – der eine mit
    einem Pharao des siebten Jahrhunderts, der andere mit einem Pharao
    des vierten Jahrhunderts – und keineswegs durch

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