Die Seevölker
alles,
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was von Wert war, aus dem Tempel und aus dem Palast fortschleppen.
Es war eine stürmische Zeit mit einem ständigen Auf und Ab, wobei
benachbarte Nationen, und unter ihnen vor allem Ägypten, ständig in
die Politik von Israel und Juda eingriffen, mit ihren großen Unterneh-
mungen in Krieg und Frieden, mit Bautätigkeit und Handel, mit Ver-
schwörungen und kriegerischen Händeln: ein Imperium, das sich aus-
dehnte und zerfiel. Die Geschichte von Israel und die von Ägypten
sind während dieser ganzen Periode miteinander verflochten.
In Band I des Werkes »Zeitalter im Chaos« habe ich mit detaillierter
Dokumentation die zeitgleiche Periode der ägyptischen Geschichte
identifiziert: Das Ende der Zeit der Richter und ihre Bemühungen, ihr
Land von der Beherrschung durch die Amalekiter-Philister zu befreien,
korrespondiert mit der Endphase der Herrschaft der Hyksos (Amu)
über Ägypten und Palästina-Syrien. Saul war ein Zeitgenosse von Ka-
mose und Amosis, den Begründern der 18. Dynastie, und gemeinsam
belagerten und eroberten sie Auaris, die befestigte Hauptstadt der
Hyksos-Amalekiter; ich habe auch Auaris mit el-Arisch identifiziert.
Dort nahm Saul den letzten König der Hyksos, Agag, gefangen. David
war ein Zeitgenosse von Amenophis I., und beide lebten in der Erinne-
rung ihrer Völker als Heilige weiter – ob sie es nun verdient haben
oder nicht; Salomon war ein Zeitgenosse von Thutmosis I., dessen
Tochter er heiratete und dessen andere Tochter und Erbin – Hat-
schepsut – Herrscherin über Ägypten wurde. Die bebilderte Beschrei-
bung ihrer Reisen in das Heilige Land und nach Phönizien (Punt) kor-
respondiert bis ins kleinste Detail hinein mit dem Besuch der Königin
von Saba, die der Historiker Josephus als Königin von Ägypten und
Äthiopien bezeichnet hat. Der Leser braucht nur die betreffenden Sei-
ten in Band I von »Zeitalter im Chaos« nachzulesen, um sich des viel-
fältigen, miteinander verknüpften Beweismaterials bewußt zu werden.
Die Terrassenanlagen, die sie sah, die noch nie zuvor gesehenen Bäu-
me, Affen und Pfauen, und sogar das Volk von Ophir, all dies wird in
Wort und Bild erzählt, die Geschenke, die sie in Gottes Land erhielt-
über alles berichten die Bücher der Könige und Chroniken. Paruah (P'-
r'-hw) empfing Königin Hatschepsut bei ihrer Ankunft im Heiligen
Land, und es war Paruah, der Vater von Josaphat, der in Ezion-Geber
unter Salomon herrschte (Könige 1,4:17). Thutmosis III. (Schischak der
Schriften) drang in Palästina ein, belagerte die befestigten Städte und
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akzeptierte die Unterwerfung des Königs von Kadesch-Jerusalem; die
Gefäße und Sachen, die er aus dem Tempel und aus dem Palast hatte
fortschleppen lassen, und die er auf der Mauer des Tempels von Kar-
nak abbilden ließ, wurden Stück für Stück, Nummer für Nummer, mit
der Beschreibung solcher Gegenstände im Tempel von Salomon vergli-
chen. Hadads Sohn Genubath (Könige 1,11:20) wird in Inschriften von
Thutmosis III. erwähnt; Ano, die Frau von Jerobeam (ihr Name wird in
der Septuaginta erwähnt), war eine Prinzessin aus dem Hause Thut-
mosis' III., und von ihr wird ein Kanopenkrug im Metropolitan Muse-
um of Art in New York aufbewahrt. Sowohl in kleinen Details als auch
in ihren großen Zusammenhängen harmonisieren diese beiden Ge-
schichten miteinander, und bei den Schilderungen der Zeiträume, die
dieser speziellen Periode vorausgingen (die Zeit des Exodus und der
Zusammenbruch des Mittleren Reiches in Ägypten) und ihr folgten
(die Zeit der Teil el-Amarna-Korrespondenz), handelt es sich in der Tat
um eine dichte Folge von Synchronismen, Entsprechungen und Identi-
fizierungen – und so erweitert sich der Bezugsrahmen auf die voraus-
gehenden und die folgenden Jahrhunderte.
In der konventionellen Geschichtsschreibung ist die 21. ägyptische
Dynastie zeitgleich mit der Endperiode der Richter, mit den Regie-
rungszeiten von Saul und David und dem größten Teil von Salomons
Regierungsjahren. Was vermag dieses Schema über Kontakte zwischen
den zwei benachbarten Ländern anzubieten? Gibt es eine einzige Kon-
taktstelle? Die 21. Dynastie ist außerordentlich reich an Papyrusdoku-
menten. Wo sind die Beweise, um die 21. Dynastie zeitgleich mit den
Königen Saul, David und Salomon anzusetzen?
Um die akzeptierte Auffassung vorzulegen, werde ich Černýs Aus-
führungen »Egypt from the Death of Ramesses III to the End of
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