Die Seevölker
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nämlich der Periode der persischen Beherrschung Ägyptens, die bis in
die ptolemäische Periode hineinreicht – also bis in die Zeit nach dem
Auftritt Alexanders.
Bei der sogenannten 21. Dynastie handelt es sich um eine Erbfolge
von Priesterfürsten, die in Theben und in Tanis, hauptsächlich aber in
den Oasen der libyschen Wüste residierten – in der südlichen Oase el-
Chargeh und in der nördlichen Oase Siwa. Ihre Dynastie ging der 20.
Dynastie von Ramses III.-Nektanebos I. voraus, bestand gleichzeitig
mit ihr und folgte ihr noch nach.
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Kambyses erobert Ägypten
Die persische Periode der Geschichte des Altertums beginnt mit Kyros
dem Großen. Aus kleinen Anfängen als einfacher Prinz in Anschan,
einem vom medischen Königreich von Astyages abhängigen Gebiet,
stieg er zum obersten Herrscher eines Imperiums empor, für dessen
Ausdehnung es in den früheren Reichen der Antike kein Beispiel gibt.
Im Jahr –546 eroberte er das lydische Königreich von König Kroisos
und –539 das gemeinsam von Nabonidus und seinem Sohn Belsazar
regierte Babylon- ein Ereignis, das sich nach der Schilderung im Buche
Daniel in jener Nacht abspielte, als die geheimnisvolle Schrift an der
Wand auftauchte.1Ägypten blieb jedoch außerhalb des Herrschaftsbe-
reichs von Kyros.
Kyros fiel in einem Krieg gegen Volksstämme im nördlichen Grenz-
bereich seines Reiches, östlich vom Kaspischen Meer. Sein Sohn Kam-
byses, der nach ihm den Thron bestieg und ihn gegen andere Thron-
prätendenten verteidigte, plante bereits zu einem frühen Zeitpunkt die
Eroberung Ägyptens, das damals von dem Pharao Amasis II. regiert
wurde.2 Aber bevor Kambyses Ägypten im Jahr –525 erreichte, starb
Amasis, und ihm folgte auf dem Thron sein Sohn Psammetich II., der
von Herodot Psammenitos genannt wird. Die Schlacht bei Pelusium
wurde von den Ägyptern ausgetragen und verloren. Memphis ergab
sich, und der König wurde gefangengenommen. Die westlich von
Ägypten liegende Cyrenaika schickte Gesandte zu Kambyses, die ihm
eine Ergebenheitsadresse überreichten. Kambyses gab sich damit nicht
zufrieden, denn er plante die Eroberung von ganz Libyen; er sandte
eine Armee in die libysche Wüste, zog aber selbst nilaufwärts und be-
setzte Ägypten bis zu seiner Südgrenze und schloß es so von allen Sei-
ten ein.
Herodot vermittelt eine lebhafte Darstellung von der Eroberung
1 Im Buch Daniel wird die Eroberung von Babylon Dareios zugeschrieben. Man kann
natürlich die Möglichkeit nicht ausschließen, daß Dareios, der damals unter Kyros
diente, tatsächlich Babylon erstürmt und besetzt hat.
2 Amasis I. (Ahmose) regierte nach der Vertreibung der Hyksos aus Ägypten als erster
König der 18. Dynastie. Amasis II. stürzte den Pharao Hophra (Apries) aus der 26.
Dynastie und galt als vorletzter König dieser Dynastie, obschon er mit Apries nicht
verwandt war.
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Ägyptens durch Kambyses: es ist eine Geschichte der Grausamkeit und
Entweihung, die auf Seiten des Eroberers an Wahnsinn grenzt; es ist
auch ein Schauspiel der Beraubung der besiegten Bevölkerung, darge-
stellt am Beispiel der Armut eines enteigneten älteren Adligen, der in
aller Öffentlichkeit die Besatzungssoldaten um Brot anbettelt. Schon
manch ein Gelehrter hat seine Skepsis gegenüber dem Wahrheitsgehalt
der von Herodot erzählten Begebenheiten zum Ausdruck gebracht; vor
allem der Bericht darüber, wie Kambyses den heiligen Stier Apis er-
sticht, stieß auf heftige Kritik, denn widersprechendes Beweismaterial
wurde von A. E. Mariette entdeckt, als dieser im Jahr 1851 große Grab-
kammern öffnete, in denen die Mumien von nicht weniger als 64 heili-
gen Stieren in prachtvollen Sarkophagen lagen, wobei das Datum ihrer
Geburt und ihres Todes jeweils auf den Binden verzeichnet war.
Der Name Kambyses in ägyptischer Schrift fand sich sowohl auf
Papyri als auch in Stein, aber nur ein einziger hieroglyphischer Bericht
über die Eroberung und Besetzung Ägyptens ist bekannt – er stammt
von einem gewissen Udjahorresne –, eine autobiographische Skizze,
die als Inschrift auf einer Statue steht und im Vatikan aufbewahrt wird.
Er führte das Kommando über die ägyptische Flotte im Mittelmeer;
nach dem Fall von Memphis und der Kapitulation des Pharaos ge-
wann er als einziger von den Einheimischen das Vertrauen des Kam-
byses: er wurde dessen Berater in ägyptischen Angelegenheiten und
wurde außerdem noch zum königlichen Chefarzt
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