Die Seevölker
the
Twenty-first Dynasty« folgen lassen, und zwar aus Kapitel XXXV der
dritten Auflage (197 5) von Band II der Cambridge Ancient History.
»Über die Beziehungen zwischen Ägypten und der Außenwelt
während der 21. Dynastie ist wenig bekannt«, beginnt diese Abhand-
lung. »Syrien und Palästina waren politisch unabhängig, eine Tatsache,
die bestätigt wird durch die biblische Tradition vom Aufstieg des Kö-
nigreiches Israel. Ein unbekannter Pharao der 21. Dynastie gab Hadad,
dem jungen Prinzen von Edom, Asyl, als König David dessen Land
eroberte, und vermählte ihn später mit der Schwester seiner Königin.
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Hadads Sohn Genubath wuchs am Hofe zusammen mit den Söhnen
des Pharaos auf. Nach Davids Tod und trotz des Widerspruchs von
seiten des Pharao kehrte Hadad als erbitterter Feind Salomons wieder
in sein Heimatland zurück. Diese Identität des Pharaos ist ungewiß.
»Es ist gleichermaßen ungewiß, welcher König der 21. Dynastie so
freundschaftliche Beziehungen zu Salomon pflegte, daß er seine Toch-
ter nach Jerusalem schickte, damit sie dort eine von Salomons Frauen
wurde.«1
Ist das nicht ein testimonium paupertatis ?Es gab keine Berichte über Beziehungen zwischen Israel und Ägypten: Läßt sich das Schweigen
rechtfertigen und zugleich erklären, weil Syrien und Israel unabhängi-
ge Staaten waren? Nach diesem Schema blieb Ägypten von den großen
und weitreichenden Aktivitäten Davids und Salomons weitgehend
unberührt. Während in Palästina, Phönikien und Syrien große Bauten
errichtet, Flotten nach weit entfernten Ländern ausgesandt, Kriege ge-
führt und Siege errungen wurden, wurden in Ägypten gleichzeitig
politische Intrigen gesponnen, und der Zerfall des Imperiums an seiner
nördlichen Landesgrenze eingeleitet – und wir werden eingeladen zu
glauben, daß unter dem gesamten reichen Papyrusschatz der 21. Dy-
nastie kein ägyptischer Bericht über irgendwelche Kontakte oder Akti-
vitäten erhalten geblieben ist.
Unter dieser Dynastie bot Ägypten ein Bild des Zerfalls und des
Elends. Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung, der Priesterschaft
und der Verwaltungsbehörden bestand darin, Ausschau nach antiken
Gräbern und ihrem Inhalt zu halten. Die Bevölkerung, die von
»Fremdlingen« (auch »Barbaren« genannt) stark bedrängt wurde, war-
tete bis zum Einbruch der Dunkelheit, um sich auf unerlaubte Grabun-
gen einzulassen; die Priester erleichterten unter dem Vorwand, die
Königsmumien neu bandagieren zu müssen, diese um die noch in den
Binden befindlichen Edelsteine, und die Gerichte beschäftigten sich,
wie viele Berichte auf erhaltenen Papyri bezeugen, mit Grabräuberpro-
zessen. Das Land besaß keine Gewerbezweige und führte keinen Han-
del mit dem Ausland. Der jämmerliche Auftrag Wenamuns, in Byblos
Zedernholz für eine einzige Amon-Barke zu erwerben, die von den
Priestern bei ihrer Prozession benötigt wurde, ist alles, was die Papyri
1 a.a.O., S. 656.
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aus der 21. Dynastie über die Beziehungen zwischen Ägypten und
Syrien oder Palästina zu berichten wissen. Wir werden in Kürze We-
namuns Reisebericht untersuchen und dabei erkennen, wie elend
Ägyptens Position im Bereich der internationalen Beziehungen und
des internationalen Handels gewesen ist. Angesichts des Fehlens von
weiterem Beweismaterial kann das kaum als eine Dokumentation von
»freundschaftlichen Handelsbeziehungen zu palästinischen und syri-
schen Küstenstädten« gewertet werden (Černý).
Welch anderes Ausmaß hatte der Handel Salomons, als ganze Ze-
dernwälder aus dem Libanon auf dem Seeweg nach Jaffa geschafft
wurden – ein nicht allein seinem Umfang, sondern auch der Periode
nach ganz anderes Unternehmen.
150 Jahre (–1100 bis –945) ohne Kontakt, ohne den leisesten An-
schein eines Kontakts und ohne das entfernteste Beweismaterial! Zwei
Geschichtsauffassungen stehen hier vor dem Tribunal der Gerechtig-
keit. Ist die Behauptung »Kein Beweismaterial, keine Schlußfolgerung«
wirklich die ganze Verteidigung von einem der Bewerber um den An-
spruch auf den Besitz der wahren Geschichte?
Auf den folgenden Seiten wird die sogenannte 21. Dynastie – eine
falsche Bezeichnung, die wir nur widerwillig für die Folge der Priester
beibehalten – in die ihr rechtmäßig zustehende Position in der Ge-
schichte zurechtgerückt; wenn sie dort eingegliedert ist, findet sie auch
zahlreiche Kontakte mit fremden Ländern der gleichen Zeitperiode
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