Die Segel von Tau-Ceti
würden Sie tun?«, fragte Pauline.
»Gewiss. Würde Ihnen Mittwoch um zehn passen?«
»Bernie und Pauline können auch mitkommen«, sagte Pierce. »Ich habe dann andere Verpflichtungen.«
»Mittwoch um zehn ist gut«, sagte Lucci.
»Sehr gut. Der Termin wird bestätigt. Wie ich sehe, hat Dard seinen Martini ausgetrunken. Darf ich Ihnen vielleicht einen Mars-Scotch anbieten?«
21
Die phelanische Botschaft belegte die beiden obersten Stockwerke eines der luxuriösesten Hochhäuser von Manhattan. Mit Ausnahme der holografischen Ansichten des verlorenen Phela, die in den Besucherbereichen verstreut waren, war die außerirdische Mission kaum von den Hunderten ähnlicher irdischer Einrichtungen zu unterscheiden. Genauso wenig unterschied sich der Alltagsbetrieb der Botschaft grundlegend vom Tagesgeschäft einer anderen großen politischen oder wirtschaftlichen Lobbyorganisation. Jeden Tag fertigte der Empfang einen steten Strom von Bittstellern, Politikern, Firmenvertretern, Arbeitssuchenden und Neugierigen ab. Die Besucher wurden an Subalterne verwiesen, deren Aufgabe darin bestand, sie zu den entsprechenden Abteilungen zu geleiten. Arbeitssuchenden wurden Bewerbungsunterlagen ausgehändigt, Vertreter wurden zum Beschaffungsbüro geführt und Politiker wurden in die Obhut von Protokollangestellten genommen. Und der Rest — der für den Masterplan der Phelaner nicht relevant war - wurde mit Erfrischungen versorgt und wieder hinauskomplimentiert, nachdem man den Leuten noch für ein paar Minuten ein Ohr geliehen hatte.
Zu den Besuchern zählten auch Schulkinder, denen man eine schnelle Führung spendierte und ein Holo-Programm über Phela zeigte. Dann durften sie noch ein großes Schnittmodell der Far Horizons besichtigen. Man servierte ihnen auch Erfrischungen und verabschiedete sie schließlich mit einem Lektürepaket und einer Erinnerungsplakette.
Unter den Besuchern waren aber auch wichtige Persönlichkeiten. Diesen wurde das umständliche Zugangsprozedere erspart. Sie wurden an der privaten U-Bahn-Station der Botschaft von hochrangigen Protokollangestellten empfangen und direkt zum Wohnbereich im Penthouse geleitet.
Die Botschaft beschäftigte mehr als hundert fest angestellte Mitarbeiter und verfügte noch über ein paar tausend weitere Hilfskräfte, die bei verschiedenen Vertragspartnern wie Lebensmittellieferanten, PR-Agenturen, Hoteliers, Landvermessern, Geologen und hundert weiteren Lieferanten arbeiteten. Kein Mensch außer Tory kannte aber den wahren Grund für die hektischen Bemühungen der Außerirdischen, öffentliche Akzeptanz zu gewinnen. Zumal die Mitarbeiter der Botschaft auch nicht das Gefühl hatten, dass sie der Menschheit gegenüber illoyal waren. Für die meisten einfachen Angestellten war ihre Tätigkeit ein Job wie jeder andere, und sie waren durch die Wahrnehmung, dass die Interessen der Außerirdischen mit ihren deckungsgleich waren, umso motivierter. Sie hatten in dieser Beziehung auch völlig recht — wenn auch nicht aus den Gründen, die sie sich vorstellten.
Trotz des bemühten »Mainstream«-Flairs der Botschaft hob sie sich doch durch einen Akzent von seiner Umgebung ab. Die Phelaner hatten ein großes kugelförmiges Gebilde auf dem Dach ihres Turms errichtet; sie krönte das Penthouse, das ihnen als Wohnbereich diente. Die im Volksmund als »das Ei« bezeichnete Sphäre war der einzige Ort auf der Erde, wo sie frei zu sprechen vermochten, ohne befürchten zu müssen, dass sie abgehört wurden.
Einmal pro Woche schlossen die fünf Verschwörer sich im Ei ein, aktivierten sechs konzentrische Schichten einer elektromagnetischen Abschirmung und erörterten die Fortschritte bei der Vollendung des Masterplans.
»Was macht deine Lobbyarbeit?«, fragte Faslorn Raalwin mitten in einer wöchentlichen Besprechung.
Der phelanische Politologe machte eine Geste, deren Bedeutung Tory sich erst noch erschließen musste. »Ich glaube, dass wir Erfolg haben. Der Ratsherr Norris hat mir im Vertrauen mitgeteilt, dass der Rat uns wahrscheinlich den Bezirk Australien als Kolonie anbieten wird.«
»Ob das aber auch die beste Wahl wäre?«, fragte Neirton. »Würde die Antarktis denn nicht eher unseren Bedürfnissen entsprechen?«
»Was würden Sie uns denn raten, Tory?«
»Ich würde davon abraten. Das Klima ist dort viel strenger.«
»Das Klima kann modifiziert werden. Ein entsprechend positioniertes Lichtsegel könnte innerhalb von ein paar Jahrzehnten optimale Lebensbedingungen in der
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