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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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ebenfalls Mira und den kleinen gelben Punkt am Horizont, der Tau Ceti war. Das Sehvermögen der Phelaner war aber nicht ganz so scharf wie das der Menschen, sodass Maratel nicht in der Lage war, auch das Lichtsegel zu entdecken. »Die Sterne sind schön heute Abend. So ähnlich muss es zu Hause vor der Nova gewesen sein.«
    »Phela war sehr erdähnlich«, sagte Tory nachdenklich. Sie hatte an Bord der Far Horizons zwar schon viele Bilder von der zerstörten Welt gesehen, war sich der großen Ähnlichkeit zwischen den beiden Welten aber erst bewusst geworden, als sie die Erde erreichte.
    Maratel ließ den Blick über die Lichter und das dunkle Meer jenseits der Stadt schweifen. »Ich wusste zuerst nicht, was ich von diesem Ort halten sollte, als wir hier ankamen, aber nun glaube ich, dass es uns hier gefallen wird.«
    Die zwei verfielen in Schweigen. In den zwei Jahren, die sie jetzt zusammenarbeiteten, hatte Tory ihre Ressentiments gegen Maratel abgelegt. Ihre Beziehung hatte sich zu einer echten Freundschaft vertieft. Denn wie Tory sich oft in Erinnerung rief, wollte die Phelanerin schließlich nur das Beste für ihre Leute. Außerdem arbeitete Maratel daran, ihre Sympathiewerte zu verbessern.
    Jeder phelanische Botschafter hatte ein Spezialgebiet. Faslorn war für Politik zuständig, während Raalwin sich auf das Tagesgeschäft der menschlichen Politik konzentrierte. Es war seine Aufgabe, den System-Rat davon zu überzeugen, dass es auch in seinem Interesse liege, dem Asylantrag der Flüchtlinge auf der Erde stattzugeben. Die Verhandlungen waren bereits so weit gediehen, dass man in Erwägung zog, den Außerirdischen ein Gebiet im Landesinneren von Australien zu überlassen. Neirton war auf Psychologie und Soziologie spezialisiert. Er koordinierte die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, den Durchschnittsmenschen von der Harmlosigkeit der Phelaner zu überzeugen. Die Holofilme und anderen Unterhaltungsmedien, in die Neirton investierte, erwähnten die Aliens überhaupt nicht, sondern predigten ganz allgemein Toleranz und Verständnis.
    Und Maratel hatte den Auftrag, sich um Tory zu kümmern. Nicht, dass die Außerirdischen ihre Loyalität bei der Ausführung des Auftrags in Frage stellten — nicht, wo das Überleben der menschlichen Rasse auf dem Spiel stand. Und doch war Maratel immer zur Stelle, um Tory bei ihren periodischen depressiven Schüben aufzumuntern oder ihr eine weiche Schulter — eigentlich deren vier — zum Ausweinen zu bieten. Torys »Haftbedingungen« hätten insofern noch viel schlechter sein können.
    »Gleich werden die ersten Gäste kommen«, erinnerte Maratel sie nach einer Weile Sternengucken.
    »Stimmt.«
    Die beiden drehten sich um und gingen wieder hinein. Im Penthouse, das den Phelanern als Unterkunft diente, wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Weiß livrierte Kellner wuselten umher und füllten die Getränkestationen auf. Ein Stockwerk tiefer deckten andere Kellner den Tisch mit edlem Porzellan und Silberbesteck. Ein paar dissonante Akkorde kündeten davon, dass das Streicherensemble im Hauptsalon sich ebenfalls bereitmachte.
    Tory ging zu einem Ganzkörperspiegel und überprüfte sich auf »Sturmschäden«. Das Haar hatte sie heute Abend hochgesteckt und die schwarzen Locken mit Juwelen dekoriert. Ihr Teint, bei der Ankunft von der Sonne ungeküsst, war nun ein paar Nuancen dunkler. Tory fand diese Änderungen degoutant, aber die meisten Erdlinge machten ihr Komplimente wegen der Bräune. Ihr Abendkleid bestand aus transparentem Stoff, der genauso viel enthüllte, wie er verhüllte. Sie ordnete sorgfältig die paar Strähnen, die sich selbständig gemacht hatten und richtete die schlichte Goldkette um die Taille. Ohrgehänge und ein schmales Goldarmband setzten weitere Akzente - vervollständigt durch die hochhackigen Lacklederschuhe, die unterm Saum ihres Abendkleides hervorlugten.
    »Sie sind heute Abend sehr schön«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    Überrascht schaute sie in den Spiegel und sah Faslorn hinter sich stehen. Sie seufzte. »Wenn das nicht nur schöne Worte wären.«
    »Papperlapapp. Ich habe die menschlichen Parameter der Schönheit überaus gründlich studiert. Gemessen an fast allen sind Sie schön.«
    »Danke.«
    Faslorn war mit einer aufwendigen Nachbildung eines menschlichen Herren-Abendgewands und formellen Kilts bekleidet. Wie bei Tory war sein Schmuck dezent und sehr teuer.
    »Ist alles für diesen Abend bereit?«
    Tory befragte ihr Implantat. »So

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