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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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aber er war auch der Delegationsleiter der Erde. Er wusste schon seit vierzig Jahren, wo es genau genommen langging.
    Nein, aus einer Reihe von Gründen mussten die Phelaner eine Heimat unter dem blauen, mit Schäfchenwolken verzierten Himmel der Erde erhalten - aber wo? Sie selbst hatten eine Liste mit drei möglichen Standorten vorgelegt. Einer beinhaltete ein Stück Land auf halbem Weg zwischen Alice Springs und Brisbane in Australien. Ein anderer befand sich im Wilkes Basin in der Antarktis, und der dritte war der Bezirk al-Quatrun in der südlichen Sahara.
    Hoffenzoller fragte sich, nach welchen Kriterien die Außerirdischen die Standorte für ihre Kolonien ausgewählt hatten. Das australische Landesinnere war als einziges Territorium auch nur bedingt bewohnbar; und die anderen zwei Standorte würden einen fast genauso großen Aufwand erfordern wie Mars oder Luna. Der einzige gemeinsame Nenner war die totale Isolation der Gebiete. Jedes war von Millionen Hektar dünn — oder gar nicht — besiedelter Wüste umgeben. Benötigten hunderttausend Flüchtlinge wirklich ein so großes Areal, oder steckte noch etwas mehr dahinter?
    Durch einen plötzlichen Klingelton wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig vom Fenster weg, um zu sehen, wie die Bürotür von Jesus de Pasqual, seinem Wissenschaftsminister, geöffnet wurde.
    »Sie sind spät dran, Jess!«
    »Verzeihung, Erster Rat. Ich wurde bei der Datenintegration aufgehalten. Der Bericht wurde gerade ausgedruckt.«
    »Wie lautet die Empfehlung?«
    »Australien.«
    Hoffenzoller seufzte. »Na toll. Wie soll ich dreihundert Millionen dickköpfigen Australiern erklären, dass sie ihren Kontinent mit Außerirdischen teilen müssen?«
    »Das, Sir«, sagte de Pasqual völlig ungerührt, »ist nicht mein Problem.«
    »Stimmt, es ist meines. Wieso keinen anderen Standort?«
    Der Wissenschaftsminister schüttelte den Kopf. »Wegen der empfindlichen Umwelt. Wenn Sie ihnen Wilkes Basin geben, wird die Hälfte der Räte Zeter und Mordio schreien, weil das letzte Stück unberührter Natur auf der Erde gefährdet wäre. Und was al-Quatrun betrifft, soll die Region gemäß den Plänen für die Rekultivierung der Sahara in fünfzig Jahren oder so wieder in Ackerland verwandelt werden. Die Nordafrikaner verlassen sich darauf.«
    Hoffenzoller nickte. »Und wir brauchen die Nordafrikaner, um unsere Koalition aufrechtzuerhalten.«
    »Wogegen die Australier sowieso schon in der Opposition sind.«
    »Sie hatten immer schon einen Blick für das Wesentliche, Jess. Also gut, dann nehmen wir Australien. Wann unterbreiten wir ihnen das Angebot?«
    »Ich schlage vor, es ihnen bei der nächsten regulären Verhandlungssitzung in der kommenden Woche schmackhaft zu machen. Dann können wir auch gleich unseren Preis hochschrauben.«
    »Was wollen Sie von ihnen haben?«
    »Ein paar Gratismuster als Ausweis des guten Willens. Dr. Claridge sagt, sie sei Zeugin einiger erstaunlicher medizinischer Verfahren gewesen. Vielleicht können wir ihnen die abluchsen.«
    Der Erste Rat schaute seinen Wissenschaftsminister mit säuerlicher Miene an und rieb sich den Bauch. »Glauben Sie, ob sie auch ein Heilmittel für Magengeschwüre haben?«
    De Pasqual grinste. »Bei der Gelegenheit kann man sie auch gleich danach fragen.«
    Praesert Sadibayan schaute mit finsterem Blick auf seinen Adjutanten. »Ich bin mit der Qualität der nachrichtendienstlichen Informationen nicht zufrieden, die wir aus der phelanischen Botschaft erhalten, Ben.«
    Ben Tallen erwiderte den Blick genauso finster. Einer der Vorteile als Synergist bestand darin, dass man sich nicht von jedem dumm kommen lassen musste. Schlimmstenfalls konnte Sadibayan ihn entlassen - und dann hätte er innerhalb von vierundzwanzig Stunden schon wieder einen neuen Job, und wahrscheinlich auch noch einen besser bezahlten. Jedoch hatte der Chef nicht ganz unrecht.
    »Ich bin da ganz bei Ihnen, aber was zum Teufel erwarten Sie von mir? Niemand an diesem verdammten Ort scheint irgendetwas zu wissen.«
    »Eine weiß schon etwas, aber Sie haben es nicht geschafft, sie für uns zu gewinnen.«
    Tallen schluckte seinen Arger hinunter, obwohl die Zornesröte ihm ins Gesicht stieg. Der Umstand, dass Sadibayan recht hatte, vermochte ihn auch nicht zu beruhigen. Er erinnerte sich an die Nacht, die er und Tory im Spezialzelt an der Flanke eines Bergs verbracht hatten. Er hatte festgestellt, dass sie seit der Universität reifer geworden war.

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