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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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auf die Außerirdischen? Im Moment schien es diesbezüglich drei Hauptströmungen zu geben. Eine lautstarke Minderheit sprach sich dagegen aus, sie überhaupt im Sonnensystem siedeln zu lassen - und schon gar nicht auf der Erde. Die extremsten Vertreter dieser Richtung verlangten gar, dass die Marine das Sternenschiff vertrieb. Eine zweite Gruppe vertrat genauso leidenschaftlich den »Asylantrag« der Außerirdischen. Ein paar Vertretern dieser Richtung trieften fast die Lefzen vor lauter Gier, Zugang zur Technologie der Phelaner zu erhalten.
    Jedoch gab keine Gruppe Boerk Hoffenzoller Anlass zur Besorgnis. Schließlich waren leidenschaftliche Aktivisten eine Sorte Mensch, die er seit Jahrzehnten gut im Griff hatte. Er verstand sie; und noch wichtiger, sie waren berechenbar. Ihre Kräfte hielten sich schön die Waage — sie ergaben in der politischen Gleichung unterm Strich null.
    Die Gruppe, über die er sich jedoch Sorgen machte, war zahlenmäßig bei weitem die größte. Es handelte sich dabei um die Leute, die angeblich nichts über die Außerirdischen wussten und sich auch nicht für sie interessierten. Den aktuellen Meinungsumfragen zufolge vermochten sechzig Prozent der Befragten mit dem Begriff »Phelaner« überhaupt nichts anzufangen, während weitere fünfundzwanzig Prozent zwar wussten, wer sie waren, sich aber keine Meinung über sie gebildet hatten. Wie immer wurden die Massen völlig vom täglichen Leben in Anspruch genommen und waren zu beschäftigt, sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die ihr Leben nicht direkt betrafen.
    Kritisch würde es dann, wenn ihnen bewusst wurde, dass die Sache mit den Phelanern sie doch persönlich betraf. Die Massen würden »eine Minute vor zwölf« in Wallung geraten und Rechenschaft fordern. Die Politiker würden sich in Positur werfen, flammende Reden halten und empört fragen, wie die Dinge so außer Kontrolle geraten konnten. Dann würde der Rat eine Untersuchung veranlassen. Das gehörte alles zum Standardprozedere. Um das politische Überleben zu sichern, musste man sich nur auf die Seite der Instanzen schlagen, die die Untersuchung durchführten.
    Die Gefahr bestand indes darin, dass man im Voraus nicht wusste, welche Seite das war. Diejenigen, die die Fragen stellten und diejenigen, die sie beantworteten, würden allein dadurch bestimmt, wo der Mann und die Frau auf der Straße die »phelanische Frage« stellten. Würden sie die idealistische Propaganda schlucken, die von der phelanischen Botschaft verbreitet wurde und eine Heimstatt für die edlen Flüchtlinge von den Sternen fordern? Oder würde der Dämon der Fremdenfeindlichkeit im Land entfesselt und alle verschlingen, die jemals ein freundliches Wort über die sechsgliedrigen Aliens gesagt hatten?
    Hoffenzoller wusste aber auch, dass der politische Aspekt und die reinen Fakten zwei Paar Schuhe waren. Fakt war nämlich, dass die Außerirdischen hier bleiben würden. Die Astronomen, die die Far Horizons verfolgten, hatten ihn seit Monaten darauf hingewiesen, dass sie schon zu viel Geschwindigkeit verloren hätten, um noch einen anderen Stern zu suchen. Bei seiner gegenwärtigen Geschwindigkeit würde das Sternenschiff zehntausend Jahre brauchen, um den tiefen Raum bis zu seinem nächsten Ziel zu durchqueren. Und die Leute, die die von der Starhopper- Expedition übermittelten Berichte auswerteten, schätzten, dass das Sternenschiff seine Passagiere nicht viel länger als ein weiteres Jahrhundert am Leben erhalten könne. Wenn sie sich einen anderen Stern suchten, wären die Phelaner schon neunundneunzig Jahrhunderte tot, bevor sie dort ankamen.
    Wie auch immer das Votum des Rats bezüglich der Abtretung eines Territoriums an die Außerirdischen ausfiel, das Lichtsegel würde im Spätsommer des nächsten Jahres groß am Nachthimmel stehen. Die Frage lautete also, wo man sie ansiedeln sollte und nicht ob. Doch wie sollte man das den Massen erklären?
    Die irdischen Medien hatten kürzlich Mars und Luna als Siedlungsräume ins Spiel gebracht. Es war freilich nicht verwunderlich, dass weder die Mars- noch die Mondregierung von dieser Idee begeistert war. Hoffenzoller allerdings auch nicht. Nicht nur, weil die Gründung einer phelanischen Kolonie auf diesen Welten mit hortenden Kosten verbunden gewesen wäre — bei einer Ansiedlung der Außerirdischen woanders als auf der Erde wären die jeweiligen »Gastgeber« nämlich auch in den Genuss ihrer Technologie gekommen. Boerk Hoffenzoller war der Erste Rat,

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