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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Antarktis schaffen.«
    »Aber nicht, ohne die Eiskappen abzuschmelzen und einen weltweiten Anstieg des Meeresspiegels zu verursachen!«, wandte Tory ein.
    »Ja, es würde wohl Störungen geben. Aber unterm Strich würden unsere beiden Arten davon profitieren. Als Gegenleistung für einen relativ schmalen Streifen Ackerbodens an den Rändern der Kontinente würden wir den Südpol in die Kornkammer dieser Welt verwandeln.«
    »Sie lassen dabei außer Acht, dass die meisten Städte der Erde genau in diesen Küstenregionen liegen.«
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Faslorn. »Auch nur der geringste Hinweis darauf, dass wir eine Modifizierung des Erdklimas planen, würde unseren Plan zunichte machen. Es wird keine derartigen Gespräche mehr geben.«
    »Aber die Dritte Flotte wird dieses Land brauchen«, insistierte Raalwin. »Der südliche Kontinent ist gefroren und überwiegend steril. Die Einsaat unserer Getreidesorten in einen solchen Boden wäre weitaus leichter als die Konkurrenz mit den terrestrischen Organismen, die den Rest des Planeten kontaminieren.«
    »Aus demselben Grund wird eine Einsaat unseres Getreides in den Mutterboden auch kein Thema mehr sein. Wir werden uns mit versiegelten Kuppeln behelfen, um unsere Nahrung anzubauen. Wir müssen den Menschen viel Zeit geben, um sich an die Vorstellung phelanischer Organismen in ihrer Biosphäre zu gewöhnen.«
    Raalwin war offensichtlich noch nicht überzeugt, beugte sich aber der Autorität von Faslorn.
    »Gibt es noch irgendwelche Einwände gegen Australien als Standort der Kolonie? Wenn nicht, machen wir weiter. Tory, Sie haben den letzten Punkt auf der Tagesordnung.«
    Sie nickte und fuhr mit der Berichterstattung fort, was sie über die wissenschaftliche Konferenz in Erfahrung gebracht hatte, die sich mit dem Mysterium der Tau-Ceti-Nova befasste.
    »Hegen sie den Verdacht, dass die Nova kein natürliches Ereignis war?«
    »Wie denn?«, fragte Maratel. »Nein, durch unsere Ankunft ist das Interesse an der Nova nur wieder neu entgeflammt. Ein Fall äffischer Neugier.«
    »Stimmen Sie dem zu, Tory?«
    »Klingt plausibel.«
    »Dann können wir diese Konferenz ruhig ignorieren.«
    Faslorns Geste war dezidiert negativ. »Das glaube ich nicht. Bedenkt, diese Wissenschaftler haben ein Datum, das ihren Vorgängern fehlte. Sie wissen, dass Tau Ceti einmal besiedelt war. Wenn sie keine andere Erklärung für die Zerstörung unseres Sterns finden, könnten sie sich vielleicht doch fragen, ob wir die Ursache sind?«
    »Was sollen wir also tun?«
    »Wir folgen Torys Vorschlag und sponsern diese Konferenz. Wir bewilligen Forschungsgelder für jeden, der ein Interesse an der Erforschung der Nova zeigt. Auf diese Weise erlangen wir eine gewisse Kontrolle über die Entwicklung. Und wenn schon nichts anderes, so wird ein Forscher seinem Wohltäter wahrscheinlich mit weniger Argwohn begegnen als einem Fremden.« Faslorn wandte sich an Tory. »Sie kennen diese Leute. Werden Sie das arrangieren?«
    »Gern.«
    »Sehr gut. Gibt es sonst noch etwas? Wenn nicht, erkläre ich diese Sitzung für vertagt. Raalwin, öffne die Abschirmung und stelle die Verbindung mit der externen Stromversorgung her.«
    Boerk Hoffenzoller, Primus inter Pares, Leiter der irdischen Delegation beim System-Rat und — mit einer knappen Mehrheit — Erster Rat, stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen am Fenster seines Büros und schaute auf die künstlichen Klippen von Manhattan. Dazwischen lag ein Grünstreifen, ein Park vor dem Hauptquartier des Rats, der in der Mittagspause ein beliebter Treffpunkt war. Hoffenzoller sah Leute im Gras liegen und andere zwischen den bunten Blumenbeeten flanieren. Von seiner Warte wirkten sie wie Puppen. So ohnmächtig sie einzeln vielleicht auch erschienen, entschieden sie gemeinsam doch über Leben oder Tod.
    Man nannte es »den Willen des Volkes«. Er kannte freilich seine wahre Natur — eine unberechenbare, wütende Bestie. Ein Politiker könnte sich eben noch in der liebevollen Umarmung der öffentlichen Meinung sonnen und im nächsten Moment vom Furor einer kollektiven Empörung in der Luft zerrissen werden. Hoffenzoller hatte schon zu viele Karrieren wegen eines banalen Fehltritts abstürzen sehen. Und doch war diese Bestie namens »Volk« ihm trotz eines lebenslangen Studiums noch genauso unbegreiflich wie damals, als er ein junger Parlamentsabgeordneter des Bezirks Zunderdorp in Amsterdam gewesen war.
    Was war zum Beispiel der Wille des Volkes mit Blick

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