Die Segel von Tau-Ceti
Instrument auf dem roten Planeten den Laser aufzufangen. Die Kommunikation mit dem Sternenschiff war unterbrochen, bis es in 124 Minuten wieder über der östlichen Rundung der Sonne erschien. Erst dann würde man über sein Schicksal Bescheid wissen.
Maratel erbebte in der phelanischen Geste, die einem menschlichen Seufzer entsprach. »Wir müssen eben warten. Wie lange noch bis zum sonnennächsten Punkt?«
»Sechzehn Minuten«, erwiderte Tory.
»Wir hätten Vorkehrungen treffen sollen, um den Kontakt während der ganzen Begegnung aufrechtzuerhalten.«
»Diesen Punkt haben wir doch schon hundertmal durchgekaut«, sagte Faslorn mit einer für menschliche Ohren emotionslosen Stimme. »Wir hatten einfach nicht genug Zeit, um die notwendige Ausrüstung zu konstruieren und in die richtige Position zu bringen. Wir werden einfach warten müssen.«
»Das wird hart«, murmelte Maratel. Sie war auch bemüht, ihre menschliche Personalität aufrechtzuerhalten. »Jemand muss sich im Presseraum sehen lassen.«
»Ich werde gehen«, sagte Tory.
»Vielleicht sollte doch lieber ich gehen«, erwiderte Faslorn.
»Sie sind nicht bei der Sache. Lassen Sie mich gehen.«
»Na gut.«
Der Presseraum war mit einem großen Holobildschirm, zwei Dutzend Klappstühlen und einer Kaffeekanne ausgestattet, die ständig aufgefüllt wurde. Bei den Personen, die während der dichtesten Annäherung bei der Botschaft akkreditiert waren, handelte es sich nicht etwa um Prominente, sondern um Fachjournalisten. Sie bekamen dasselbe Video zu sehen wie alle anderen auch. Ihre Akkreditierung umfasste aber auch Hintergrundberichte für die Nachmittagsfaxe, mit denen die Nachrichtenagenturen die Hauptnachrichten über die Begegnung ausfüllen würden. Der einzige anwesende Holo-Reporter schwebte in der Nähe einer Stereokamera im Westentaschenformat, die wie ein auf einem dürren Stativ montiertes Fernglas aussah.
Es war nur etwa ein Viertel der Stühle besetzt, als Tory den Raum betrat. Vier Nachrichtenleute umlagerten den Tisch mit den Erfrischungsgetränken. Plötzlich griff alles nach den Recordern, als sie zum Pult schritt, das von irdischen und einem phelanischen Wimpel flankiert wurde — für dessen Design eine PR-Agentur verantwortlich zeichnete.
Tory ließ den Blick über die versammelten Reporter schweifen und wartete darauf, dass das Scharren der Stühle verstummte. »Ich habe eine kurze Mitteilung zu machen, bevor ich Ihre Fragen beantworte.
»Um elf Uhr zwanzig am 27. Juni 2245 des Standardkalenders ist das phelanische Sternenschiff Far Horizons hinter der Sonne verschwunden. Botschafter Faslorn hat mich gebeten, Ihnen seine volle Zufriedenheit mit der Art und Weise zum Ausdruck zu bringen, wie die Dinge vonstatten gehen. Er bittet alle Menschen, die guten Willens sind, für die Sicherheit des Sternenschiffs und derjenigen zu beten, die sich an Bord befinden. Das Schiff nähert sich nun dem sonnennächsten Punkt, wobei das Lichtsegel und die Befestigungsleinen einer maximalen dynamischen Beanspruchung unterzogen werden. Laut unseren Analysen ist das Segel zwar hinreichend robust, um dieser Beanspruchung standzuhalten, aber das Ausmaß der Turbulenzen während der Begegnung ist unbekannt. Wenn alles gut geht, werden Schiff und Lichtsegel um dreizehn Uhr dreiundzwanzig wieder auftauchen.«
Tory schaute von ihren Aufzeichnungen auf. »Ich werde nun Ihre Fragen beantworten.«
»Wie nehmen die Botschafter der Phelaner das auf?«, fragte ein Reporter in der dritten Reihe.
»Wie würden Sie es denn aufnehmen, wenn Ihre Familie, Nachbarn und alle Ihre Bekannten Gefahr liefen, bei lebendigem Leib gegrillt zu werden?«
»Das beantwortet noch nicht meine Frage.«
»Verzeihung. Faslorn und Maratel sind natürlich um das Schicksal ihrer Schiffskameraden besorgt.«
»Und was ist mit den anderen zwei?«
»Sie sind zurzeit unterwegs. Deshalb vermag ich Ihnen ihre Befindlichkeit nicht aus persönlicher Anschauung zu schildern. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass sie genauso um die Sicherheit ihrer Leute besorgt sind.«
Ein anderer Reporter hob die Hand. »Tad Matthews, Interplanetary Newsfax. Wenn das Schiff wieder aufgetaucht ist, wie lange wird es dann noch dauern, bis Sie wissen, ob es funktioniert hat?«
»Sofort. Schon die Tatsache, dass es überhaupt wieder erschienen ist, wird uns sagen, dass das Bremsmanöver erfolgreich war. Wenn das Schiff zu wenig verlangsamt, während es hinter der Sonne ist, wird es früher wieder erscheinen;
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