Die Segel von Tau-Ceti
auch — noch — nicht wissen, wie diese Vorrichtung funktioniert.«
»Das ist auch kein Geheimnis«, erwiderte Tory. »Ein Implantat ist eigentlich nur ein spezieller Breitbandsender mit einer direkten Bewusstseins-Schnittstelle.«
Faslorn gab einen Ton von sich, den sie bisher noch nicht gehört hatten. Tory hatte keine Ahnung, ob er Belustigung, Verdruss oder was auch immer ausdrückte. »Das Studium Ihrer Rasse krankt leider daran, dass wir unsre Informationen im Wesentlichen aus Unterhaltungsprogrammen bezogen haben. Wir waren gezwungen, sehr viel aus sehr wenigen substanziellen Informationen abzuleiten. Wir haben natürlich gesehen, wie Ihre Schauspieler den Einsatz von Implantaten vortäuschten, aber wir haben kaum belastbare Daten gewonnen.«
Eli Guttieriz runzelte die Stirn. »Sie müssen ja einen denkbar schlechten Eindruck von uns haben, wenn Holovision Ihre primäre Informationsquelle ist.«
»Sie wären überrascht, wie viele nützliche Informationen in solch einer Sendung enthalten sind, Professor. Leider ist die Ausbeute mit Blick auf harte technische Fakten sehr gering. Miss Bronson, würden Sie es für unschicklich halten, wenn ich Ihnen ein paar Fragen bezüglich Ihres Implantats stelle?«
»Nur zu.«
»Dieser Signalverlust. Hat er Ihnen Seelenqualen verursacht. Desorientierung?«
»Überhaupt nicht. Es glich eher dem Wechsel von einem lauten in einen stillen Raum. Eine geringfügige Beeinträchtigung, mehr nicht.«
»Trotzdem kann Desorientierung auftreten.«
»Sicher, aber nur wenn ein Implantat durch eine Sendeverzögerung die Synchronisierung mit dem Basiscomputer verliert. Wenn man sich in einem Radius von hundert Kilometern um die Quelle aufhält, gibt es normalerweise keine Probleme.«
Faslorns Kopf bewegte sich in einer gelungenen Imitation eines menschlichen Nickens auf und ab. »Dann werden Implantat-Übertragungen also nicht auf die Satellitenverbindungen gelegt?«
»Natürlich nicht. Bei der Zeitverzögerung, die dadurch entsteht, dass das Signal erst in den Raum abgestrahlt wird und dann wieder zurückläuft, würde der Benutzer schier verrückt werden.«
»Wären Sie eventuell bereit, die menschliche Computerschnittstelle unseren Wissenschaftlern zu erklären? Vielleicht können sie das Signal kopieren, sodass wir den Kontakt mit Ihrem Schiff wiederherstellen können.«
»Ich habe noch eine bessere Idee«, erwiderte sie. »Ich werde später vom Computer der Austria die Schnittstelle-Spezifikationen ausdrucken lassen.«
»Das wäre sehr nett.«
Faslorn wollte sich gerade richtig zu ihr umdrehen, als der Aufzug stoppte. Obwohl die Fahrt fast eine Minute gedauert hatte, war die Rotationsschwerkraft noch nicht auf dem Niveau, das sie für das oberste Deck des Sternenschiffs ermittelt hatten. Die Aufzugstüren glitten zurück, und sie schauten in eine große Abteilung mit mehr als hundert Außerirdischen, die in zwei Gruppen vor den Fahrstuhltüren angetreten waren. Der Geruch nach Zimt und Farbverdünner drohte sie plötzlich zu überwältigen, und es lagen auch noch andere Gerüche in der Luft. Außer dem für Raumschiffe typischen Geruch nach Maschinenöl waberten Düfte durch den Raum, die nicht so leicht zu identifizieren waren — Tausende von Duftstoffen, die auf einer Welt weit weg von der Erde synthetisiert worden waren: das Nebenprodukt einer vollumfänglichen außerirdischen Biosphäre.
Tory ignorierte die drohende Geruchsüberlastung jedoch völlig. Hinter den wartenden Außerirdischen befand sich eine transparente Wand, und dahinter wiederum eine künstliche Welt.
Wie jedes Besatzungsmitglied bereits festgestellt hatte, wies die Far Horizons eine frappierende Ähnlichkeit mit einer menschlichen Lagrange-Kolonie auf. Wie die großen Kolonien, die an den gravitationsstabilen Punkten im Erde-Mond-System umliefen, war das Sternenschiff ein riesiger Hohlzylinder, der durch die Drehung um seine Achse ein künstliches Schwerefeld erzeugte. Man hatte eine Miniaturversion der Heimatwelt der Phelaner im Zylinder eingerichtet und Seiten dann verschlossen.
Die Abteilung, in der sie sich nun aufhielten, befand sich hoch oben im vorderen Verschlussdeckel des großen Zylinders — am entgegengesetzten Ende des Lichtsegels. Ihr Standpunkt bescherte ihnen eine Panoramaansicht einer röhrenförmigen grün-goldenen Welt. Oben an der Drehachse des Zylinders hing eine Leuchtröhre. Das Licht, das sie ausstrahlte, hatte einen höheren Orangeanteil als das Licht von Sol, aber auch
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