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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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verschiedenen Messern und Löffeln in drei Größen flankiert. Das Besteck schien aus Kristall gefertigt zu sein. Die Teller, Tassen, und Untertassen wurden am Rand von einem Blumendesign bekränzt, obwohl die Blumen keine Ähnlichkeit mit denen aufwiesen, die Tory je zu Gesicht bekommen hatte. Sie begutachtete den kleinen Teller, der normalerweise für Brot verwendet wurde. Seine Masse betrug nur ein paar Gramm, und er bestand aus einem Material, bei dem es sich weder um Metall noch um Porzellan oder Kunststoff zu handeln schien.
    »Woraus besteht dieses Tellerchen denn?«
    Maratel warf einen flüchtigen Blick darauf. »Ich bin nicht mit der Fachterminologie vertraut, sodass ich Ihnen die korrekte chemische Bezeichnung nicht nennen kann. Aber es wurde aus dem gleichen Material gegossen, das auch für unsere Lichtsegel verwendet wird.«
    Garth, der zwei Plätze rechts neben Tory saß, bekam das mit und unterzog seine Utensilien nun auch einer gründlichen Inspektion. Tory hatte den Teller inzwischen wieder hingestellt und ließ den Blick durch den Saal schweifen. Die Personen an den unteren Tischen waren selbst in Gespräche vertieft und ignorierten den Haupttisch. Und doch fing sie gelegentlich verstohlene Blicke auf. Sie fragte sich, ob man den Phelanern denn nicht beigebracht hatte, dass es unhöflich sei, andere Leute anzustarren.
    »Die Ähnlichkeit mit meinem Zuhause ist geradezu überwältigend«, sagte sie Maratel. »Ich nehme an, dass das kein Zufall ist.«
    Das glucksende Lachen der Phelaner-Frau war überaus menschlich. »Sie liegen richtig mit Ihrer Annahme. Wir haben das von einem Ihrer alten Kinofilme kopiert. Ich kann herausfinden, welcher es ist, wenn es Sie interessiert.«
    »Das ist nicht nötig. Wieso betreiben Sie überhaupt diesen ganzen Aufwand für uns?«
    »Weil das der wichtigste Tag in der Geschichte unsrer Spezies seit der Nova ist. Außerdem waren wir der Ansicht, dass es Ihnen in einer vertrauten Umgebung leichter fallen würde, Vorbehalte und Ängste uns gegenüber abzubauen. Oder sollten unsere Analytiker sich in ihrer Einschätzung der menschlichen Psyche geirrt haben?«
    Tory hob die kleinste Gabel hoch und ließ das Licht über die Oberfläche spielen. Das Gäbelchen war perfekt bis ins kleinste Detail. Die drei präzise geformten Zinken gingen übergangslos in den Schaft über und der wiederum in den aufwendig verzierten Griff.
    »Nein, sie haben sich nicht geirrt.«
    Tory hob das Weinglas an die Nase und roch daran. Die rote Flüssigkeit, die darin schwappte, hatte einen ausgeprägten Alkoholgeruch. Sie führte das Glas an die Lippen und nippte am Wein. Er erwies sich als eine gut gelungene Imitation eines Roseweins. Während sie den Wein verkostete, lauschte sie der Unterhaltung zwischen Eli und Faslorn.
    »Phela? Hieß so Ihre Welt, die Tau Ceti umkreiste?«
    »Professor, es wird Ihnen sicherlich einleuchten, dass wir die Phonetik der meisten unsrer Namen an Ihre Sprache adaptiert haben, um Ihnen die Aussprache zu erleichtern. In unsrer eigenen Sprache ist Phela [Schnauben], und wir selbst sind [Schnauben/Keuchen].«
    Guttieriz spitzte die Ohren bei den plötzlichen außerirdischen Phonemen. »Ein beträchtlicher Unterschied.«
    »Es wäre uns ein Vergnügen, Sie in unsrer Sprache zu unterrichten, wenn Sie mögen, obwohl ich befürchte, dass es Ihnen ziemlich schwerfallen wird, sie zu erlernen.«
    »Natürlich möchte ich so viel wie möglich lernen«, sagte der Linguist. »Seit ich Ihr perfektes Standard über die Lautsprecheranlage unseres Schiffs gehört habe, bin ich mir irgendwie überflüssig vorgekommen. Ich würde mich zu Studienzwecken gern mit Ihren Leuten in Ihrer eigenen Sprache unterhalten.«
    »Das bleibt Ihnen natürlich unbenommen, Professor«, erwiderte Faslorn mit einer seltsamen Geste. »Jedoch sprechen sie alle Standard, so wie ich auch.«
    »Sie alle?«
    Tory speicherte Faslorns Geste mental ab. Sie vermutete, dass es sich dabei um die phelanische Geste der Bestätigung handelte.
    »Wie die Menschen durchlaufen auch wir Phelaner eine Phase, in der uns der Spracherwerb besonders leicht fällt. Wir unterrichten beide Idiome gleichzeitig.«
    »Aber schafft das denn keine Probleme? Mit Blick auf die Sozialisierung und solche Dinge?«
    »In der Tat ist das Ergebnis manchmal recht interessant, bis der Schüler das Alter erreicht, wo er oder sie zwischen den beiden Sprachen zu differenzieren vermag.«
    »Aber Sie sprechen Standard doch wohl kaum mit der gleichen

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