Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
Bildschirm der Messe.
    »Nichts.«
    »Temperatur?«
    »Minus vierzig und weiter ansteigend«, meldete Tory.
    »Sollen wir mal unsere Gastgeber abrufen und schauen, was sie in petto haben?«
    Guttieriz betätigte die Wechselsprechanlage. Er musste sich strecken, um die Bedienelemente zu erreichen. Man musste nur die Abruftaste drücken, um sofort eine Antwort zu erhalten.
    »Ja?«, ertönte die Stimme eines Phelaners aus den Tiefen des Bildschirms. Tory war sich nicht sicher, glaubte aber, dass es Faslorn war.
    »Dr. Claridge hat ihre Besorgnis wegen einer möglichen Krankheitsübertragung zum Ausdruck gebracht.«
    »Seien Sie unbesorgt, Kapitän. Unsere Biochemie ist so verschieden, dass man eine Ansteckung auszuschließen vermag.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ziemlich sicher.«
    Kit Claridge schaute die anderen mit diesem »Ich-hab's-euch-doch-gesagt«-Blick an, äußerte sich aber nicht weiter dazu.
    »Dann sind wir bereit, das Schiff zu verlassen.«
    »Ausgezeichnet. Warten Sie bitte noch ein paar Minuten, Kapitän. Wir brauchen noch mehr Zeit, um die Luft im Hangar zu erwärmen.«
    »Wann dürfen wir rauskommen?«
    »Wir werden uns in zehn Minuten außerhalb Ihres Schiffs treffen. Ich werde Sie dann zu unserem Regierungszentrum geleiten — was Sie wohl als unser >Rathaus< bezeichnen würden.«
    »Es ist uns eine Ehre. Ich bin überzeugt, dass Sie noch viele andere Aufgaben an Bord dieses Schiffs wahrnehmen müssen.«
    »Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet. Ihr Menschen seid es, die mir die Ehre erweisen.«
    Weil die Austria auf der Seite lag, war nur noch eine einzige Luftschleuse frei: eine kleine Schleuse, die normalerweise Wartungszwecken diente. Nach den zehn Minuten, die ihnen wie zehn Stunden erschienen waren, bahnten sie sich durch schräge Korridore einen Weg zur Backbordseite des Schiffs. Garth öffnete die runde Luke manuell und schwang sich in den dahinter liegenden Wartungstunnel. Die anderen drei schauten ihm zu: Er arbeitete sich wie ein Bergsteiger, der in einem Felskamin steckte, den langen, schrägen Tunnel empor. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er die Außenluke geöffnet hatte. Beim Öffnen knackte es in Torys Ohren, und ein Schwall kalter Luft brandete plötzlich gegen sie an. Sie drängten sich vorm Tunnel, als Garth ins klare weiße Licht in der Hangarbucht ausstieg und dann verschwand.
    »Wer will als Nächstes gehen?«
    »Ich«, sagte Tory mutiger, als ihr eigentlich zumute war. Sie glitt in den Tunnel und erreichte nach fünfzehn Sekunden die offene Außenluke. Dort angekommen stieg sie zaghaft auf den Sims, der durch das Süll der Luke gebildet wurde. Sie befand sich ganze fünf Meter über dem blau ausgelegten Deck. Perspektivisch verkleinert hockte Garth Van Zandt unter ihr und schaute angestrengt unter die Austria.
    »Was ist denn los?«, rief sie.
    Er schaute beim Klang ihrer Stimme auf. »Nichts. Ich will nur den Schaden feststellen.«
    »Hast du schon was festgestellt?«
    »Nein. Dieses Zeug scheint uns schön abgefedert zu haben.«
    Sie schaute sich suchend nach etwas zum Festhalten um, fand aber nichts. »Wie soll ich denn hier runterkommen?«
    Er grinste sie an. »Spring!«
    Vergrätzt erinnerte sie sich daran, dass ein Fünf-Meter-Sprung in einem Zwei-Prozent-Schwerefeld nichts war, wovor man sich furchten musste — zumal sie die ganze Zeit auf Phobos gelebt hatte! Selbst auf dem Mars entsprach ein solcher Sprung dem Sturz von einem einstöckigen Haus auf der Erde. So dicht an der Drehachse der Far Horizons befanden sie sich fast in Mikrogravitation. Es war bezeichnend für Torys geistige Verfassung, dass keine dieser rationalen Überlegungen eine beruhigende Wirkung auf ihre Nerven hatte.
    Sie ließ die Füße über dem Rand baumeln, versuchte mit den Händen das Gleichgewicht zu halten und stieß sich ab. Sekundenlang hing sie in der Luft und ging bei der Landung auf dem gepolsterten Deck in die Hocke. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich indes als unnötig. Die blaue Beschichtung war dick und elastisch, sodass sie den Aufprall kaum spürte.
    »Eine Art Schaumstoff mit geringer Dichte«, entgegnete Garth auf ihre unausgesprochene Frage; er stand selbst knöcheltief in dem Zeug. Dann widmete er sich wieder der Inspektion der Austria.
    »Was machst du denn da?«
    »Ich frage mich, ob wir vier imstande wären, sie in diesem Schwerefeld wieder aufzurichten.«
    »Schlag dir das aus dem Kopf. Selbst bei zwei Prozent sprechen wir hier von ein paar Tonnen Gewicht

Weitere Kostenlose Bücher