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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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hätte.«
    »Wahrscheinlich nicht, andererseits ist meine Meinung in dieser Angelegenheit wohl kaum von Bedeutung. Hat es denn den Gefallen des Gottes gefunden?«
    »Ich denke schon, aber spätestens dem Gouverneur wird es wohl nicht mehr gefallen, wenn er herausfindet, dass die von ihm in Auftrag gegebenen Aufbauten alle wieder abgerissen wurden.«
    »Es könnte aber ebenso gut auch sein, dass das gar nicht der neue Gouverneur gewesen ist, der diese ›Aufbauten‹ hat errichten lassen, sondern dass es der Lagerpräfekt der Zwanzigsten Legion war. Der mittlerweile übrigens tot ist.«
    Valerius blinzelte. »Ich verstehe.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob du das tatsächlich verstehst. In dieser speziellen Legion war es nämlich der Präfekt, der die Spione überwachte, die uns von den Ratsversammlungen der Eingeborenen berichten; besonders den Versammlungen der Silurer. Vor einem Monat wurde er von dreien ihrer Krieger umgebracht. Alle drei haben sogar ihr Leben dafür gegeben, dass er stirbt.«
    »Das war aber nicht mein Werk.«
    »Ich habe auch nichts dergleichen behauptet. Ich erwähne das bloß, weil der letzte der Krieger kleine Ölfläschchen mit sich brachte, die er in den Unterkünften des Präfekten in Brand steckte. Es dauerte einige Zeit, ehe man das Feuer wieder unter Kontrolle bekam. Die Folge davon ist jedenfalls, dass die Aufzeichnungen über die geheimen Mitarbeiter des Präfekten und deren Tätigkeiten nun nicht mehr ganz so vollständig sind, wie sie es sein sollten.«
    Nun lächelte Longinus wieder, und es war das altbekannte Lächeln, strahlend, lebendig und scharfsinnig, so dass man ahnen konnte, dass sich hinter diesem Lächeln ein wacher Verstand verbarg. Dieses Lächeln schmerzte Valerius nun auf eine Weise, wie er es wahrlich nicht erwartet hatte. Er atmete langsam ein, dann wieder aus und blies dabei sacht über die Spitzen seiner aneinander gelegten Finger.
    Schließlich sagte er: »Longinus, ich werde wegen Verrats gesucht. Noch am gleichen Tag, als man Nero das erste Mal als den neuen Kaiser bejubelte, hat er den Haftbefehl persönlich unterzeichnet. Daran gibt es nichts zu rütteln. Du kannst den Inquisitoren von mir aus erzählen, dass ich jede einzelne Versammlung des Ältestenrats bespitzelt habe, die je seit der Invasion auf Mona stattgefunden hat, du kannst ihnen sagen, dass ich jede Einzelheit wortwörtlich und dem Gouverneur persönlich übermittelt habe - trotzdem werden sie dich dafür kreuzigen, dass du mich hast entwischen lassen.«
    »Verrat?« Longinus gab sich überrascht. »Das wäre dann aber wirklich ungerecht. Ich dachte, du wärst der Liebling jedes Kaisers. Claudius glaubte allen Ernstes, dass in deinem Schatten die Götter wandelten, und selbst Caligula hatte behauptet, dass du ihm Glück brächtest. Was, um alles in der Welt, hast du denn bloß getan, um Nero so gegen dich aufzubringen?«
    Valerius grinste. Longinus hatte es von jeher verstanden, ihn wieder aufzumuntern. Er erwiderte: »Ich habe seinem Lieblingskurier die Kehle durchgeschnitten. Und ich habe - denn Claudius selbst hatte mich darum gebeten - Caradoc aus Rom rausgeschafft.«
    »Ah. Dann warst du das also? Ich hatte mich schon gefragt. Solcherlei Neuigkeiten sprechen sich nur schwer herum; die Männer verbreiten eben nicht gerne Nachrichten, für die man sie leicht wegen Aufwiegelei auspeitschen könnte.« Longinus tauchte abermals einen Finger in die Fleischbrühe und saugte daran. »Bist du so hungrig, wie du... Ja, natürlich bist du das. Hier... iss das, und dann will ich mal sehen, ob Priscus noch immer so eitel ist, dass er einen Spiegel mit sich herumschleppt.«
    Die Fleischbrühe schmeckte genauso gut, wie sie duftete. Valerius hatte bereits vergessen, wie es war, in der Gesellschaft von Männern zu essen, denen er guten Gewissens sein Leben anvertrauen konnte. Er war zerschunden, mit Wunden übersät und des Kämpfens müde, und dennoch entspannte er sich so vollkommen, wie er sich schon seit Jahren nicht mehr entspannt hatte. Eine Reizbarkeit fiel von ihm ab, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie in sich trug; und dieses Gefühl war der ersten Woge des Friedens, die er früher im Wein gefunden hatte, nicht unähnlich. Das Elend an dieser Woge des Friedens war allerdings stets gewesen, dass sie nie lange angehalten hatte.
    Longinus kehrte wieder zurück, ein kleines, rundes, bronzenes Plättchen in der Hand.
    Valerius hielt mit einem Löffel voller Fleischbrühe auf halbem Wege

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